Bild: Zwischen den Kameras: SPD-Chef Gabriel und RUB-Chef Schölmerich beim Stelldichein. , Kommentar: Wirtschaftsminister Gabriel im Veranstaltungszentrum Foto: RUB/Katja Marquard

Er polterte erst am Ende und läutete insgeheim den nächsten Bundestagswahlkampf ein. Sigmar Gabriel besuchte das schicke Veranstaltungszentrum der RUB und musste sich nicht durch die engen Katakomben des HGC 10 durchquälen, wie er es in den vergangenen Jahren getan hat. Sein überzeugender Vortrag zum immer aktuellen Thema „Wissenschaft, Innovation und Ruhrgebiet“ konnte auch nicht durch kritische Nachfragen zum Thema Syrien und TTIP negativ beeinflusst werden.

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Bild: Eckig, grau, und baulich wertvoll: Die Ruhr-Universität Bochum., Eine Betonschönheit kann nichts entstellen – vor allem nicht unter Denkmalschutz Fotos: mb

Die Nachricht verbreitete sich zunächst verhalten – von offizieller Seite folgte erst auf Nachfrage die Bestätigung: Unsere wunderschöne Uni hat nun den Denkmalstatus erlangt! Ob und wie sehr das der geplanten Campusmodernisierung im Weg steht, kann aber offenbar noch niemand abschätzen.

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Bild: Das Mussoleum ist nur einer der Weltwunder-würdigen Orte an der denkmalgeschützten RUB. , Satire: Denkmalstatus soll erst der Anfang sein: Ziel ist Aufstieg in Weltwunder-Liga Foto: mb

Noch schmunzeln wir hinter vorgehaltener Hand, wenn wir die Worte RUB und Denkmal in ein und demselben Satz lesen. Dabei soll dies erst der Anfang sein beim Aufstieg des Betonbau-Ensembles in die Kulturstätten-Elite. Die Geheimpläne liegen der :bsz exklusiv vor.

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Bild: Im Dunkeln kommen, im Düstern gehen. An der Uni fühlt man sich gerade jetzt nicht überall sicher. , Der Weiße Ring: Opfer sind nicht alleine mit ihren Ängsten Foto: kac

Im Wintersemester kommen viele von uns im Dunkeln zur Uni und gehen im Dunkeln. Ist man an dem Campus wirklich sicher?  Sei es auf einer Party, im Wohnheim oder schlicht auf schlecht beleuchteten Wegen oder Haltestellen – oft ­genug widerfahren den Studierenden unange­nehme Übergriffe. Die :bsz informiert in dieser Ausgabe über mögliche Hilfe am Campus.

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Bild: Blankoboxen und bunte Steinchen: Piotr Milewski von Sirius Game Studios versorgt SpielautorInnen mit Rohmaterial. , Schwarmfinanzierung beschert Branche goldene Zeiten Foto: joop

„Niemand denkt bisher an die Designer“, sagt Piotr Milewski von Sirius Game Studios, deren Stand durch seine Unauffälligkeit aus dem Rahmen fällt. Wo andere Messeauftritte durch großflächiges Artwork, überfrachtete Auslagen und kostümiertes Verkaufspersonal punkten wollen, stehen bei Sirius nur schlichte rote und weiße Regale mit Blankoboxen und unbedruckten Schablonen darin und darauf. Das minimalistische Farbschema durchbrechen die kunterbunten Spielsteine, von denen ein paar Handvoll auf dem Tresen verstreut liegen. Das Gros der Holzwürfel und -zylinder, Häuschen und Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Figuren ist wie Süßigkeiten in einer Schüssel angerichtet.

Spielsteine, Marker, Pappkärtchen: Was das SpieldesignerInnenherz begehrt. Foto: joopSirius’ Sortiment soll SpielentwicklerInnen unter die Arme greifen, ihnen Rohmaterial für die eigenen Games geben. „Es gab einfach keine Möglichkeit, einen Prototypen von einem Spiel zu machen, und wenn man es dann dem Publisher schickt, sieht es scheiße aus“, sagt Milewski aus eigener Erfahrung als Spieldesigner. „Wir dachten uns, es  gibt sicher eine Menge Designer mit dem gleichen Problem.“

Also stieß Sirius in die ausgemachte Marktlücke, investierte mit seinen KollegInnen Erspartes, um Rohmaterial einzukaufen und produzieren zu lassen. Mit zehn Grunddesigns an Kartons, vorgestanzten Pappkarten und Dutzenden, verschiedenfarbiger Spielfiguren und Tokens ging es zur SPIEL, mit einer positiven Resonanz: „Die Leute lieben die Idee und auch die Designer haben angebissen.“

Groß und Klein setzt auf die Crowd

Es könnte sein, dass Unternehmen wie Sirius mit ihrem Angebot voll ins Schwarze treffen im viel beschworenen goldenen Zeitalter der Brettspiele, das die Branche gerade erlebt. Dies verdankt sie nicht zuletzt dem Katalysator von Crowdfunding-Plattformen wie Startnext, Indiegogo oder Kickstarter. „Das ist heute der Ort, um ein Brett-, Karten- oder Miniaturenspiel auf den Markt zu bringen“, sagt Luke Crane, Head of Games bei Kickstarter, der überall auf der Messe Leute trifft, die für ihre Spielefinanzierung den Schwarm nutzen. „Entweder haben sie ein Crowdfunding gemacht, machen es genau jetzt oder planen eines für die Zukunft.“

Auch große Verlage haben Kickstarter für sich entdeckt, und werben sogar damit. Foto: joopDieser Eindruck trügt nicht – auf den Internationalen Spieltagen in Essen, die am Sonntag zu Ende gingen, wimmelte es von schwarmfinanzierten Titeln. Die satirische Wirtschaftssimulation „Euro Crisis“ und das anspruchsvoll gestaltete spanische Rollen- und Kartenspiel „Faith“ (siehe unten) nutzten Crowdfunding, ebenso wie es aktuell die Runequest Gesellschaft e.V. tut, die die sechste Runequest-Edition ins Deutsche übersetzen will. Auf der Messe war das Projekt noch in der Fan-Phase, um genug Interessierte zu finden, bevor es in die Funding-Phase gehen kann.

Oft sind es Kleinverlage, viele davon neu gegründet, die ihre Erstlinge online finanziert haben. Aber auch große Verlage nutzen Crowdfunding-Plattformen, um Erweiterungen oder Übersetzungen zu finanzieren, und zu testen, wie hoch die Nachfrage für ein Spiel überhaupt ist. „Man kommt in direkten Kontakt mit der Fanbase“, sagt Crane. „Es ist eine gute Lösung für jeden, für Schöpfer jeder Größe.“

Rundumbetreuung für DesignerInnen

Wen aber das finanzielle Risiko und die Herausforderungen bei der Betreuung einer Crowdfunding-Kampagne abschrecken, kann sich professionelle Hilfe holen, zum Beispiel bei der Spieleschmiede. Die übernimmt vor allem sehr spezielle Spiele, die es schwer haben, Verleger zu finden, weil diese mit zu geringen Auflagen rechnen. Die Spieleschmiede bietet den GamedesignerInnen, mit denen sie einen Vertrag abschließt, die vollständige logistische Betreuung von Crowdfunding-Kampagnen von der Erstellung der Projektseiten bis zum Versand, und unterstützt mit professionellem Marketing und PR. 

Die Erfolgsquote von mithilfe der Spieleschmiede produzierten Games liegt zudem mit 90 Prozent weit über der Quote aller Spiele, die versuchen sich per Crowdfunding zu finanzieren. Dass sich die Spieleschmiede im Gegenzug für die Rundumbetreuung auch an den Einnahmen beteiligen lässt, verwundert da nicht. Es bleibt allen DesignerInnen selbst überlassen, ob so ein Angebot für sie sinnvoll ist oder sie doch alles selbst stemmen wollen.

:Johannes Opfermann

:bszockt – Weitere Artikel zur SPIEL

„Die Welt spielt in Essen“

Ein Paradies für Sammelwütige

„Da wird man zum Bad Banker“

Pokern gegen Weltraummonster

Bild: „Faith“-Designer Carlos Gomez gibt den Game Master: Die Demo-Spielrunde wurde beim Plündern eines Raumwracks von Weltraummonstern überrascht. , Rollenspiel: Bei „Faith“ haben Würfelorgien schlechte Karten Foto: joop

Dass Rollenspiel nicht immer etwas mit dem Rollen eines Würfels zu tun haben muss, beweist „Faith: The Sci Fi RPG“ (Role Playing Game). Statt Würfelpech gilt Kartenglück. 

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Bild: „Ich geh nach Brüssel“: Mit einer Karte lässt sich eine reformunwillige Regierungskoalition auswechseln. , Brettspiel: Beim satirischen „Euro Crisis“ geht es Krisenländern an den Kragen Foto: joop

Krisen sind gut fürs Geschäft. Komisch, dass da die boomende Spieleindustrie noch kein Spiel zur Eurokrise herausgebracht hat. Zu heikel? Dann müssen halt kleine Publisher in die Bresche springen. Der Doppeldenk-Verlag präsentierte auf der Essener SPIEL sein Erstlingswerk „Euro Crisis“.

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Bild: Francis Manapul gibt bei der Comic Action eine Signierstunde. , Ob Comicband oder Rollenspiel: Neben Neuheiten lockt auf der Spielemessen auch Ware aus zweiter Hand Foto: joop

Mit stapelweise Heften stehen Comic-Fans Schlange vor den Signiertischen der prominenten ZeichnerInnen, die im Akkord ihre Autogramme geben; manchmal gibt es sogar noch eine kleine Skizze oder Tuschezeichnung obendrauf. Bei der Comic Action sind nun zur Halbzeit der SPIEL von den limitierten, teils exklusiven Messeausgaben schon eine über den Tresen gegangen, aber sie sind nicht der einzige Grund für Comic-LiebhaberInnen sich hier umzuschauen. Auch die Wühltische und Kartons der Comic-Stände bieten SammlerInnen allerhand, von seltenen SuperheldInnen-Comics, alten Lustigen Taschenbüchern und Lucky Luke-Heften bis zu Mangas und Graphic Novels.

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Bild: Pen&Paper-Rollenspiele wie Das Schwarze Auge oder hier Pathfinder expandieren mit ihren Spielwelten auch das Brett- und Kartenspielsegment. , 33. Internationale Spieltage vom 8. bis 11. Oktober Foto: joop

Wären die Internationalen Spieltage selbst ein Spiel, käme die diesjährige Edition – bereits Nummer 33 – in einer noch größeren Box daher als letztes Jahr, denn sie braucht ja Platz für ein gewachsenes Spielbrett, mehr Figuren, Würfel, Kärtchen und sonstiges Zubehör, damit auch die vielen zusätzlichen MitspielerInnen am Spaß teilhaben können. Alles natürlich liebevoll gestaltet, hochwertig produziert, aber eben auch mit entsprechendem Preisschildchen versehen. Das gilt im Großen und Ganzen auch für die über tausend Spieleneuheiten, die bis Sonntag in den Essener Messehallen vorgestellt werden. Die 910 AusstellerInnen aus 41 Nationen – mehr als je zuvor – und nicht zuletzt die erwarteten 160.000 Spielebegeisterten, die auf den Spieltagen zusammenkommen, machen diese zu einem Event der Superlative.

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Bild: Wie erwartet kommt es in Bochum zur Stichwahl: Ottilie Scholz’ SPD-Nachfolger Thomas Eiskirch konnte keine absolute Mehrheit erlangen; von den Einzelbewerbern konnte nur Kassierer Wölfi einen nennenswerten Erfolg erzielen; die Mehrheit der BochumerInnen blieb jedoch am Sonntag den Wahllokalen fern. , Nach OB-Urnengang: Stichwahl am 27. September Quelle: votemanager.de; Grafik: mar

Bochum hat gewählt und es kommt wie erwartet zu einer Stichwahl zwischen dem Kandidaten der SPD, Thomas Eiskirch, und Klaus Franz von der CDU. Weil keineR der KandidatInnen die absolute Mehrheit erreicht hatte, wird in zwei Wochen ein weiteres Mal gewählt. Als Gewinner kann sich nur der Mann der CDU fühlen, der sein selbst ernanntes Ziel von 30 Prozent nur knapp unterbot (29,5 Prozent) – und der parteilose Wolfgang Wendland, der mit beachtlichen 7,9 Prozent auf Platz vier landete. Thomas Eiskirch von der SPD bekam zwar die meisten Stimmen (39,5 Prozent), fuhr aber für SPD-Verhältnisse ein schwaches Ergebnis ein. Monika Engel von den Grünen landete auf Platz drei. Die Nicht-WählerInnen stellten wieder einmal die Mehrheit: Die geringe Wahlbeteiligung (38,2 Prozent) sollte ein Weckruf für alle Beteiligten sein.So viel Auswahl wie in Bochum gab es sonst nirgends. Zur Stichwahl bleiben trotzdem nur zwei übrig. Foto: alx

Wölfi war „sehr erfreut“, Franz „rundum zufrieden“ und Eiskirch sah sich „mit wahrnehmbarem Abstand als Erster durchs Ziel gehen“. Die drei Kandidaten freuten sich über das Abschneiden bei der OberbürgermeisterInnen-Wahl in Bochum – und das, obwohl die meisten Stimmen wieder an die NichtwählerInnen gingen. Wie zu erwarten war die Wahlbeteiligung gering und lag mit 38,2 Prozent sogar unter dem Ergebnis der vorherigen Wahl 2009. Warum die Bochumer die Lust auf die Wahlurne mehr und mehr verloren haben? Diese Frage müssen sich die KandidatInnen selbst beantworten.

Wendland heimlicher Sieger

Während der Stimmenauszählung im Rathaus: Wolfgang Wendland (2. v. r.) schaut sich die Berichterstattung im WDR an.             Foto: marIntransparente und überteuerte Projekte (Musikforum), wiederholte Nachtragshaushalte, Millionenverluste mit Devisenhandel (Schweizer Franken) oder das berühmte Cross-Border-Leasing-Geschäft. Die Liste ist lang und kann sicherlich mit allseits bekannten Problemen wie maroden Straßenzuständen und schlechten Fahrradwegen erweitert werden. Einzig der parteilose Wolfgang Wendland kann sich als Gewinner fühlen, schließlich hat er vor der Wahl vor allem mit Transparenz und einer besseren Einbindung der BürgerInnen in die Stadtpolitik geworben. Sein Ergebnis mit knapp acht Prozent der Stimmen war beachtlich – und lag nur knapp unter dem der drittplatzierten Monika Engel von den Grünen, die bei der Stichwahl „selbstverständlich“ Thomas Eiskirch unterstützen wird. 

Verwirrung durch bunte Plakate?

Der Kandidat der SPD musste vielleicht auch für seinen „Chamäleon“-Wahlkampf Verluste einstecken, denn die WählerInnen wussten nicht genau, für was die SPD überhaupt stand. Die bunten Wahlplakate waren dabei eher verwirrend als hilfreich. Klaus Franz von der CDU holte knapp fünf Prozent mehr als sein Parteikollege bei der Wahl 2010, und kann sich insgeheim als Sieger fühlen. Ob die Wahlplakate in schwarz-orange, die sehr an das Albumcover von Franz Ferdinands Debüt-Album aus dem Jahr 2004 erinnerten, dabei eine Rolle spielten, kann nicht geklärt werden.  Wer auch immer am 27. September gewählt wird, muss vor allem die Nicht-WählerInnen wieder ins Boot holen. Da sollte parteiübergreifender Konsens herrschen. 

:Tim Schwermer