Politiker:innen appellieren an die Bevölkerung, sparsamer zu leben, während einige von ihnen den Realitätsbezug verlieren und vergessen, dass sie in der Öffentlichkeit stehen.    

Ich möchte diesen Kommentar gerne mit einem Vergleich beginnen: Das durchschnittliche Nettogehalt der Deutschen lag 2020 laut Statista bei 2.084 Euro.  Dem gegenüber stelle ich die monatliche „Abgeordnetenentschädigung“ der Mitglieder des Bundestages. Sie fällt in einer Höhe von 10.012 Euro und 89 Cent aus. Davon abgesehen, dass das Wort Entschädigung für eine Summe von über 10.000 Euro mehr als unglücklich gewählt ist, verdient – pardon, ich meinte, wird ein Bundestagsmitglied in Deutschland mit der fünffachen Summe von dem entschädigt, was der Durchschnitt von uns auf dem Tisch liegen hat. Während zu unserem Gehalt natürlich gelegentliche Boni wie Weihnachtsgeld hinzukommen, müssen die Politiker:innen ihre Abgeordnetenentschädigung allerdings versteuern. Das darf man nicht vergessen. 

Bezieht man jedoch mit ein, dass Bundestagsabgeordnete Rentenansprüche in Höhe von 239 Euro pro Jahr haben und von weiteren Benefits wie Gratis-Fahrten mit der Bahn und Erstattungen von Dienstreisen in der höchsten Klasse in Zug und Flugzeug profitieren, sehen unsere 2.000 Euro alt aus. Es ist ja schön und gut, dass Politiker.innen für ihre Arbeit bezahlt werden – da sind wir uns alle einig, oder? Problematisch wird es allerdings, wenn besagte Politiker:innen durch ihre Gehaltserhöhen vergessen, dass sie alleine durch die Abgeordnetenentschädigung brutto über das Fünffache an Geld verfügen als die Durchschnittsbürger:innen. Ganz davon abgesehen, dass ein nicht unbeachtlicher Teil der Bevölkerung noch weiter unter den 2.000 Euro monatlich liegt: 

Dazu zählen zum Beispiel Studierende mit 450-Euro-Jobs, Berufe, in denen geringe Gehälter gezahlt werden, Rentner:innen und andere Personen, die gerade eben Ende jeden Monats bei plus minus Null ankommen und sich stark reglementieren müssen, um überhaupt mit ihrem Geld durch das Jahr zu kommen. Das alles spielt für manche Politiker:innen keine Rolle. Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte in einer Talk-Show, dass er ja gar nicht auf Spritpreise schaue, denn er betanke seinen Wagen nicht selbst. Er würde nicht zu den Leuten gehören, die immer ganz genau bei den Preisen hingucken, deswegen könne er nicht viele Preise ganz konkret sagen. CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz (eine kleine Anmerkung an dieser Stelle, die thematisch nicht passt, die mich aber bei Merz immer noch nicht loslässt, und die immer noch Gehör braucht, da sie nicht weniger aktuell wird: 1997 stimmte Merz gegen den Strafbestand der Vergewaltigung in der Ehe. Punkt. Lasst Euch das durch den Kopf gehen.) verteidigte seinen Privatjet – er würde weniger Sprit verbrauchen als ein Auto. Grandios. Warum habe ich keinen Privatjet? Das wäre super, wenn ich Sprit einsparen könnte. Privatjets für alle, bitte. Mit besagtem Privatjet besuchte er die Lindnerhochzeit auf Sylt. Eben jener Politiker verurteilte das Neun-Euro-Ticket als „Gratismentalität“. Nun, Herr Lindner, wie kann es sein, dass sie ein solches Ticket scharf verurteilen, während Politiker:innen gratis in der Ersten Klasse fahren? Eine Jahresnetzkarte für die erste Klasse kostet 6400 Euro. Das sind 711 Neun-Euro-Tickets. 

Aber klar, wenn Oma Hildegard mit ihrer knappen Rente zu ihrer finanziellen Erleichterung nur neun Euro zahlen muss, um im Alltag mobil zu bleiben – das geht nun gar nicht. Da muss Oma Hildegard das Kaffeekränzchen ausfallen lassen. Hauptsache, der Partygesellschaft auf Sylt fehlt es an nichts.  

   :Rebecca Voeste

 
Bild: Symbolbild, Ganz schön viel neues! Bild: Mimo

Eurovision Song Contest, Landtagswahlen, der Kliemann Skandal und noch mehr Politik- ein spannendes Wochenende deutschlandweit und besonders auch an der RUB. In der neusten Ausgabe könnt ihr erfahren, wie es um das 9 € Ticket für Student:innen steht und ob für Euch etwas dabei rausspringt.  

Wer weder an der Podiumsdiskussion zur Landtagswahl, noch an der Podiumsdiskussion zur Frage, wie viel Europa in der Ruhr-Universität  Bochum steckt, teilnehmen konnte, braucht sich keine Sorgen zu machen, denn wir waren live dabei und berichten über die Veranstaltungen. Außerdem erfahrt Ihr bei uns, wo Ihr Euch Tickets für die größte Studierenden-Party Bochums am 20.05 besorgen könnt. Darüber hinaus könnt Ihr bei uns nicht nur über das Ergebnis der Landtagswahlen lesen, sondern auch über den Eurovision Song Contest Gewinner.  

PS: Eine alte Tradition wurde wieder eingeführt – Rückkehr des :bszank! 

:Die Redaktion

 

Bild: Am Campus wurde es politisch: Die Podiumsdiskussion vom Referat der politischen Bildung., Podiumsdiskussion Bild: manu

Am 12.05. wurde auf einem Podium im HZO 30 zur Landtagswahl am 15.05. diskutiert. Eingeladen waren Kandidaten von FDP, Grünen, SPD und CDU

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Bild: Symbolbild, Kriminalstatistik mit üblichen Lücken Bild: kjan

Die PMK 2021 ist da, und leidet unter den üblichen Problemen. Sowohl im öffentlichen Diskurs und als Rechtfertigung für Gesetzgebung wurde dies bereits in der Vergangenheit oft genug problematisch. Ein Rückblick auf vergangene Statistiken und andere Untersuchungen gibt einen Einblick in die fragwürdigen Aspekte solche Bilanzen.

 
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