Bild: Symbolbild, Stimmzettel gezückt – und Kreuzchen etwa falsch gesetzt? Bild: CC0

Landtagswahl im Vergleich  

Auch in Bochum lässt sich anhand der Wahlergebnisse der NRW-Landtagswahl 2022 einiges feststellen. So lag die Wahlbeteiligung dieses Mal bei knapp 56 Prozent, und somit knapp 9 Prozentpunkte niedriger als noch 2017, jedoch höher als bei der Kommunalwahl 2020. Die SPD bleibt dabei stärkste Kraft, der CDU wird jedoch ihr zweiter Platz nicht von den Grünen streitig gemacht. Während die CDU nämlich bei den Bundestags- und Kommunalwahlen noch mindestens 5 Prozent der Stimmen verlor, hält sie sich bei den Landtagswahlen im Vergleich zu 2017 relativ stabil bei um die 25 Prozent. Beim Abwärtstrend der Linken gehört Bochum zu den derbsten Verlusten, während die FDP zwar auch einbricht, jedoch deutlich weniger als anderorts. Beide Entwicklungen ließen sich ähnlich auch bereits bei der Bundestagswahl 2021 beobachten. Außerdem pendelt sich die AfD ebenso bei knapp über 5 Prozent der Stimmen ein, wie landesweit. Den Grund für ihr gutes Abschneiden sehen die Bochumer Grünen auch bei der Bundesregierung. Kreissprecher Hans Bischoff macht vor allem das starke Auftreten der von den Grünen gestellten Minister:innen, im Vergleich zu eher kontroversen Besetzungen anderer Parteien, für das Ergebnis verantwortlich.

Wird Wählen unattraktiver?  

Die Landtagswahlen sind vorüber. In Bochum haben nur 56,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. Eine Suche nach den Gründen.  

Wahlberechtigt ist, wer 18 Jahre alt ist, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und mindestens seit dem 16. Tag vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen wohnhaft ist. 2017 waren unter diesen Bedingungen 274.050 Bochumer:innen wahlberechtigt, von denen 179.353 ihre Stimmen abgaben. Von diesen wiederum waren 1978 Zweit- und 2498 Erststimmen ungültig. Im Vergleich zu dieser Wahl fällt für 2022 auf, dass aktuell rund 8.000 Personen weniger wahlberechtigt sind. Gleichzeitig ging auch die Wahlbeteiligung von 65,4 Prozent auf 56,5 Prozent zurück. Angesichts der angespannten Weltlage – bezeichnend: Krieg in der Ukraine, Sanktionen gegen Russland, welche wiederum russische Reaktionen für Europa bedeuten, Inflation, steigende Energiekosten, Zerstörung der Umwelt, die Liste ist unendlich weiterzuführen, – ist es interessant, dass die Wahlbeteiligung gesunken ist. Wenn unsere Gesellschaft durch mehrere Themen gleichzeitig erschüttert wird, wäre es doch denkbarer, dass die Wahlbeteiligung steigt, oder? Doch der Trend ist ein anderer. Neben den renitenten Nicht-Wähler:innen, wird es grundsätzlich sicherlich einige Bürger:innen geben, die sich bei den letzten Landtagswahlen 2017 nicht wahrgenommen, durch die Politik der letzten Jahre nicht vertreten gefühlt haben, und die daher aus Resignation, „nichts ändern zu können“ nicht wieder gewählt haben. Trotzdem erklärt sich der hohe Verlust nicht durch ‚Wahlgegner:innen‘. In Anbetracht des Russland-Ukraine-Konflikts ist es natürlich auch denkbar, dass einige potentielle Wähler:innen aus verschiedensten Gründen schlicht und ergreifend weder Kopf, Raum noch Zeit hatten, um zu wählen. Auch andere persönlich Gründe können von einer Wahlbeteiligung abhalten.  So ist zu beobachten, dass die Wahlbeteiligung junger Wähler:innen unter 30 Jahren seit 1972 bis 2021 abnimmt – sie lag im Vorjahr bei nur noch 14 Prozent. Es sind verschiedene Gründe denkbar, von Unkenntnis und Uninformiertheit bis Desinteresse – wobei auch diese hinsichtlich eines medial porträtierten wachsenden Bewusstseins der jüngeren Generation für politische Wirkungsmacht irritierend wirken. Es bleibt: Das Wählen sollte wieder stärker in
seiner Gewichtung erfasst werden.
   

  :Rebecca Voeste

 

 

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