Bild: Im Dunkeln kommen, im Düstern gehen. An der Uni fühlt man sich gerade jetzt nicht überall sicher. , Der Weiße Ring: Opfer sind nicht alleine mit ihren Ängsten Foto: kac

Im Wintersemester kommen viele von uns im Dunkeln zur Uni und gehen im Dunkeln. Ist man an dem Campus wirklich sicher?  Sei es auf einer Party, im Wohnheim oder schlicht auf schlecht beleuchteten Wegen oder Haltestellen – oft ­genug widerfahren den Studierenden unange­nehme Übergriffe. Die :bsz informiert in dieser Ausgabe über mögliche Hilfe am Campus.

Ehrenamtliche Hilfe am Campus

Die :bsz hat mit einigen Studis gesprochen, die wir auf der Uni-Brücke antrafen, um zu erfahren, ob sie wüssten, wo sie Hilfe nach einem Übergriff bekämen. Das Ergebnis war erschreckend: Von 20 befragten Studierenden wusste gerade mal eine Studentin, an wen sie sich wenden könnte. Acht von den Befragten wurden schon mal belästigt, davon drei sexuell.

Wie kann die Universität ihren Studierenden besser vermitteln, wo sie sich nach solchen Belästigungen Hilfe suchen können? Oder wie kann die Uni ihren Campus sicherer gestalten?

Eine Studentin, die in den Medien nicht genannt werden möchte und selbst mit einer Waffe bedroht und sexuell genötigt wurde, wandte sich an den AStA der Ruhr-Uni, mit der Bitte, den Weißen Ring in die RUB zu integrieren. Daniel Greger, Vorstandsmitglied im AStA aus der GeWi-Liste nahm sich dieser Idee an.

Zurzeit steht der AStA im Gespräch mit dem Weißen Ring: Geplant ist bis zum Ende dieses Jahres, der Hilfsorganisation einen ruhigen Raum im Studierendenhaus zur Verfügung zu stellen. Studis werden so die Möglichkeit haben, während der Sprechstunden persönlich mit VertreterInnen des Weißen Rings Kontakt aufzunehmen.

Was macht man beim Weißen Ring?

Cordula Raith ist seit vier Jahren ehrenamtliches Mitglied des Weißen Rings. Ihre Hauptaufgabe ist die Betreuung der Opfer. Darüber hinaus ist sie Landesjugendbeauftragte des Weißen Rings für den Bereich Westfalen/Lippe.

Logo Weißer RingGenaue Zahlen, wie viele Opfer es an der Uni im Jahr gibt, lassen sich nicht nennen, denn alle paar Wochen melden sich RUB-Studis bei ihr und berichten, was ihnen passiert ist. „Jedenfalls gab es zahlreiche Fälle von Stalking, Körperverletzungen und sexuellen Übergriffen“, so Cordula.
Sie  organisiert nicht nur Treffen für Opfer, sondern auch einen Selbstverteidigungskurs. Sie selbst trainiert seit zwölf Jahren Kickboxen und findet es wichtig, sich verteidigen zu können.

Kommentar

Ist es wirklich so schlimm?

Es passiert oft genug, dass sich Frauen und Männer nicht sicher sind, ob sie Opfer einer sexuellen oder einer Gewalttat wurden. Es gibt auch das Phänomen, das TäterInnen dem Opfer einreden, daran Schuld zu sein, oder die betroffenen Personen sind selbst überzeugt, dass sie schuld an der Tat seien.

„Hätte ich die Person nicht angeschaut, dann wäre sie nicht auf mich aufmerksam geworden“, „Ich dramatisiere das Ganze bestimmt“  oder „Ich hätte vorsichtiger sein sollen“ sind häufige Sätze, die Opfer nach Übergriffen immer wiederholen.

Viele Opfer trauen sich aus Scham nicht, über die Taten zu sprechen, dabei sind Hilfsorganisationen schweigepflichtig.

Sexuelle Belästigung beginnt insbesondere dann, wenn diese auf das jeweilige Geschlecht abzielt. Sie gilt heute zum Beispiel in Europa als Diskriminierung und ist im Arbeitsrecht etwa rechtswidrig.

Als sexuelle Belästigung gelten unter anderem sexistische und geschlechtsbezogene Entwürdigungen und Handlungen sowie unerwünschte körperliche Annäherung, zum Beispiel Äußerungen wie „Geile Titten, zeig mal mehr davon!“

Schulen und Hochschulen definieren sogar die anzügliche didaktische und methodische Verwendung von Unterrichtsmaterialien als sexuellen Übergriff.

Angst ist rational

Egal, was andere Personen im Umfeld sagen, wenn jemand Angst hat, weil er/sie von jemanden belästigt wurde, ist es kein Kavaliersdelikt mehr. Niemand sollte sich das Recht nehmen, Personen sexuell zu belästigen – ob auf dem Campus, bei der Arbeit oder in der Disco.

Angst zu haben ist ein völlig normaler Zustand in solchen Augenblicken, doch ist es wichtig, sich nicht von der Angst beherrschen zu lassen – und sichstattdessen Hilfe zu suchen.

:Katharina Cygan

Infobox

Anonyme Hilfe im Nu

Am 24. September 1976 wurde in Mainz der gemeinnützige Verein Weißer Ring gegründet. Dieser hilft von Kriminalität betroffenen Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion.

Der Weiße Ring zählt mehr als 3.000 ehrenamtliche OpferhelferInnen in bundesweit 420 Außenstellen. AnsprechpartnerInnen aus Bereichen wie Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien stehen den Opfern zur Verfügung. Finanziert wird der Verein unter anderem durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Staatliche Zuschüsse nimmt der Weiße Ring nicht in Anspruch.

Die OpferhelferInnen werden durch ein mehrstufiges Seminarprogramm darauf vorbereitet, professionell zu helfen.

Kontakt:

Bundesweit kostenfreies Opfer-Telefon: 116 006

Internet: www.weisser-ring.de

AnsprechpartnerIn Bochum:  Stephanie Ihrler; Telefon: 0234/413398

Was gibt es sonst?

Bis der Weiße Ring am Campus anzutreffen wird, gibt es  weitere Anlaufstellen.

Die Lebensberatung des AStA ist die erste Anlaufstelle für Studierende und MitarbeiterInnen der RUB sowie deren Angehörige, wenn es um Herausforderungen im Alltag geht.

Die Beratung erfolgt vertraulich, anonym und ist kostenfrei. Ansprechpartner ist Sebastian Flack in SH 018.

In der Oase findet Ihr diverse Selbsthilfegruppen. Ob soziale Ängste oder Depressionen: Täglich von 11 bis 20 Uhr könnt Ihr auf dem Buscheyplatz 3 jemanden finden, der Euch berät.

Die Psychologische Beratung der RUB findet Ihr in SSC, im Raum 105/109. Sie hilft bei allen persönlichen Anliegen und Problemen, die den Studienerfolg behindern oder gefährden.

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