Bild: Symbolbild, Traditionelle chinesische Musik im Botanischen Garten Bild: CC0

Pandemiebedingt gab es lange Zeit keine größeren Veranstaltungen. Diesen Samstag hat das chinesische Orchester aus Aachen eine Musikaufführung im chinesischen Garten geboten.  

Der vor über 30 Jahren erbaute chinesische Garten war ein Geschenk der Partneruniversität, der Tongji Universität in Shanghai. Hierin konnten sich letzten Samstag, am 9.7.2022 zwischen 16:30 und 17:30 Uhr, die Besucher:innen des chinesischen Gartens Qian Yuan auf eine Musikaufführung der etwas anderen Art freuen. Der Eintritt war kostenfrei, jedoch auf 120 Plätze beschränkt. Ausnahmsweise durften sich Besucher:innen auf die großen Steine setzen, was sonst untersagt ist – doch viele standen auch. Im Vorhinein wurde darauf aufmerksam gemacht, dass man auch einen eigenen Klapphocker mitbringen kann, was einige auch getan hatten. Um alle Besucher:innen über die Klänge der verschiedenen Instrumente aufzuklären, wurden diese zunächst einzeln vorgespielt und vorgestellt. 

Neben der Mundorgel und der Laute gab es noch die Friedel und Zither als Instrument, die miteinander harmonisch im Einklang standen. Diese wurden von Anna-Maria Rau vorgestellt, die unter anderem auch für die Organisation der Musikaufführung zuständig war. Zu Beginn gab es eine Lesung, über den Bericht „vom Pfirsichblütenquell“, in dem es um eine Legende von einer Idealgesellschaft geht, die im Einklang mit der Natur steht, welcher vom chinesischen Dichter Tao Yuangming stammte. Das Orchester aus Aachen, auch bekannt unter dem Namen „Nichang Volksmusikgruppe“ hat die Musikaufführung im Anschluss daran gestartet. Es wurden viele traditionelle Lieder gespielt, die mit der Atmosphäre des chinesischen Gartens sehr beruhigend auf die Besucher:innen gewirkt haben. Eine Empfehlung kann ich an all diejenigen aussprechen, die eine solch atmosphärische Kulisse erleben möchten und nebenbei mit chinesischer traditioneller Musik beglückt werden wollen. Neben der musikalischen Aufführung konnte man nebenbei die Koi-Karpfen beobachten, die immer wieder an einem vorbeigeschwommen sind. Wer den chinesischen Garten unterstützen möchte, kann dies mit Spenden oder einem Mitgliedsantrag machen. Dieser ist auf folgender Webseite zu finden: www.ruhr-uni-bochum.de/cgev/index.html.de

          :Asli Baskas

 

 

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Gleichberechtigung. Ein Manifest der italienischen Bewegung Non una di meno wurde ins Deutsche übersetzt und eine feministische Antifa-Gruppe weißt auf Probleme in der eigenen Szene hin.

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Poetry Slam. Im Ruhrgebiet hat sich über 25 Jahre eine große Poetry Slam-Szene etabliert. Aus ihrer Offenheit generieren sich nicht nur Schwächen, sondern vielleicht auch Chancen.

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Interview. Während Hubert Schneider im Bahnhof Langendreer das „Tagebuch der Susi Schmerler“ vorstellt, blicken ihre Eltern ihm von der Leinwand über die Schulter. Die Schülerin erhielt im März 1939 die Erlaubnis, nach Palästina auszuwandern – ohne ihre Familie.

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Lesung. Einer der größten Kriminalfälle Deutschlands – der Täter: ein 20-jähriger Deutscher mit kasachischen Wurzeln. Die Frage nach dem Warum ist im Roman „Kaliber“ zentral. 

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Festival. Vom 4. bis 8. Oktober wurde es erstmals ausgerichtet: das Internationale Literaturfest lit.RUHR. Die :bsz war dabei und hat zwei AutorInnen unter die Lupe genommen, um der Antwort auf die Frage näher zu kommen: War es wirklich lit?

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Bild: Spannendes Vorlesen: Helge Salnikau haucht den Figuren aus „Der letzte Granatapfel“ mit Stimme, Gestik und Mimik Leben ein., Bachtyar Alis „Der letzte Granatapfel“: Vater-Sohn-Roman vor historischem Hintergrund Foto: lor

Es war einmal ein Mann, der sich nach 21 Jahren Haft auf die Suche nach seinem Sohn gemacht hat. Letzterer kann daran erkannt werden, dass er einen gläsernen Granatapfel besitzt. Aus der Suche nach dem Sohn wird eine Begegnung mit einer irakisch-kurdischen Jugend, die als verloren bezeichnet wird. Im Bahnhof Langendreer lasen vergangene Woche Autor Bachtyar Ali und Schauspieler Helge Salnikau aus Alis „Der letzte Granatapfel“. 

Schon 2003 hat der kurdische Autor Bachtyar Ali sein Werk „Der letzte Granatapfel“ verfasst: Darin zeigt Ali anhand der Suche eines Vaters nach seinem Sohn vor der jüngeren irakisch-kurdischen Geschichte, wie verschiedene Generationen mit Zusammenbrüchen von Gesellschaften, mit Tod und Zerstörung umgehen: Der ehemalige Peshmerga-Kämpfer Muzaferi Subhdan wird nach 21 Jahren Einzelhaft frei gelassen und macht sich in den zwei Stunden der Lesung im Bahnhof Langendreer auf die Suche nach seinem Sohn Saryasi. Das Problem: Drei junge Männer werden so genannt. Alle gehören zur verlorenen Generation, die mit den Folgen der Taten ihrer Väter leben müssen. Wie sie dies tun, ist zutiefst unterschiedlich. Die ultimative Frage, die Ali stellt: Wie soll man mit Schuld umgehen, mit der Verantwortung, die daraus auch für die folgenden Generationen entsteht?

Unentdecktes Juwel

Bachtyar Ali, geboren 1960 in der heutigen Autonomen Region Kurdistan im Irak, lebt bereits seit den Neunzigern in Deutschland. Der Literat und Intellektuelle, dessen Werke vornehmlich die Themen Exil und Flucht behandeln, publizierte bisher auf Sorani. „Der letzte Granatapfel“ ist sein erster übersetzter Roman. Neben diesen gehören auch Gedichte und Essays dazu zu seinem Repertoire. Wie Moderatorin Michela Kleinhaus, Leiterin des Landesspracheninstituts der RUB „Arabicum“, zusammenfasst: „Bachtyar Ali ist ein Star in der kurdischen Literaturszene“. Die Übersetzung eines seiner Romane 2016 sei demnach längst überfällig gewesen.

Rettung als Lösung

Im Laufe des Abends las Helge Salnikau, Schauspieler am Prinz-Regent-Theater, aus drei von Ali ausgewählten Kapiteln, die zwei Dinge zeigten. Zum einen, dass es inmitten menschlicher Gräueltaten nicht nur einen weißen und einen schwarzen Weg gibt. Man kann auf diverse Wege mit dieser Situation umgehen – im Roman personifizieren die Söhne des Granatapfel-Protagonisten ebendiese Wege. Zum anderen macht Ali deutlich, dass die Rettung der Moral oder der Gesellschaft eine Aufgabe ist, derer man sich – zumindest im Roman – verantworten soll und muss. Muzaferi findet am Ende nicht nur einen, den eigenen Sohn, sondern nimmt die Verantwortung für alle verlorenen Söhne an. Denn deren Rettung sei der Schlüssel zur Lösung des Generationenkonflikts. 

:Andrea Lorenz

Infobox

Bachtyar Ali: Der letzte Granatapfel

Unionverlag

352 Seiten

22 Euro

 

Bild: Melody hat sich kurz vor Beginn der Show für die Offene Bühne gemeldet – schade, wenn sie’s nicht getan hätte. , Treibgut präsentierte „Read & Roll“ im KulturCafé Foto: mar

Für die Literaturinitiative Treibgut luden am 1. Juni Marock Bierlej (:bsz-Leserinnen als Marek Firlej bekannt) und Felicitas Friedrich ins KulturCafé zum „Read’n’Roll“, einer bunten Mischung aus Lesung und Poetry Slam, ein, die – großzügig betrachtet – einen roten Faden erkennen ließ.

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"Irgendein Internetblogger hat uns auf die Liste der fünf Dinge gesetzt, die die Menschheit nicht braucht – diese Anekdote erzählt Kinderbuchautor Klaus Döring gerne, wenn er über seine Fußballmannschaft spricht – dabei hat sein Team die brasilianischen Kollegen mit 9:1 bezwungen und ist eines der Aushängeschilder des DFB. Hauptberuflich zeigen die Mitglieder der Autorennationalmannschaft, kurz Autonama, ihr Talent jedoch nicht am Ball, sondern mit Worten. Dass diese Kombination funktioniert, beweist eine Sammlung etwas anderer Spielberichte aus der vergangenen Saison von Borussia Dortmund, die von den kickenden Autoren verfasst und am Samstag auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde.

Nachberichte zu Fußballspielen gibt es viele – meist bringt die Rückschau auf den vergangenen Spieltag die Ereignisse kurz und knapp auf den Punkt, fokussiert auf nackte Daten, Ergebnisse und Zahlen. Die Spielberichte der Autonama entfernen sich bewusst so weit wie möglich von diesen Standards und verschweigen der LeserInnenschaft oft sogar das Endergebnis der kommentierten Spiele. Dass der BVB im Mittelpunkt der literarischen Betrachtungen steht, liegt an einer Idee des Hauptsponsors Evonik. Im Versuch, Literatur und Fußball einander näher zu bringen, sollten die Mitglieder der Autonama alle Heimspiele des BVB dokumentieren. Zunächst erschienen die Spielberichte unter dem Kolumnentitel „Wortsport“ im Netz, jetzt ist das Buch mit dem Titel „Man muss ein Spiel auch lesen können“ veröffentlicht worden. „Als wir das Angebot bekamen, den BVB eine Saison lang in dieser Form zu begleiten, war das für uns wie ein Heiratsantrag – dabei haben wir eigentlich alle andere Lieblingsvereine“, erzählt Moritz Rinke, der aktuell als Spielertrainer der Autonama fungiert.

Seine Mannschaft wurde im Jahr 2005 von Drehbuchautor Thomas Brussig gegründet und tritt seitdem immer wieder gegen Schrifsteller-Teams aus anderen Ländern an. Erst im September waren beispielsweise die Kollegen von der polnischen Autorennationalmannschaft in Dortmund zu Gast. Seit 2008 ist die Autonama das kulturelle Aushängeschild des DFB und wird von diesem mittlerweile jährlich in das „Kulturstadion“, den Stand der DFB-Kulturstiftung auf der Frankfurter Buchmesse, eingeladen. Philosophie auf der Tribüne Nachdem die Autonama dort im letzten Jahr ihre Eindrücke von einer Brasilienreise schilderte, ist nun die Rückschau auf die letzte Saison des BVB dran – eine dramatische Saison, in der sich der Verein über lange Zeit hinweg im Abstiegskampf wieder fand und deren Emotionalität durch den Rücktritt des langjährigen Trainers Jürgen Klopp noch verstärkt wurde. „Das war aber ein Glücksfall für uns. Ich glaube nämlich nicht, dass wir dieses Buch so gut hätten schreiben können, wenn wir über den FC Bayern geschrieben hätten. Was will man denn schon jede Woche über einen Verein schreiben, der immer gewinnt?“, fragt sich Lucas Vogelsang, der im Auftrag der Autonama die Partie Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart kommentierten sollte. Sein Spielbericht geriet zu einer philosophischen Betrachtung des Massenphänomens Stadiontribüne, in der das eigentliche Spiel nur noch eine Randnotiz ist. „Da treffen sich zwanzigtausend Menschen, verschmelzen zu einer Wand und geben für neunzig Minuten ihre Identität auf. Das fand ich viel interessanter.“

Ein prominenter Fan der Autonama war an diesem Samstag ebenfalls im Kulturstadion zu Gast: BVB-Profi Nuri Sahin outete sich als Fan der kickenden Schriftsteller und lobte besonders eine Erzählung von Klaus Döring, in der das moderne BVB-Trainingsgelände in Brackel zum futuristischen Fußball-Raumschiff wird. „Als ich das gelesen hab, dachte ich mir nur so: Jap, genau so ist es.“ Genau wie Sahin plädierten auch viele der BesucherInnen für eine Fortsetzung der Wortsport-Kolumne. Ob es jemals eine geben wird, steht Moritz Rinke zufolge jedoch noch in den Sternen: „Wir wissen ja nicht, wann der BVB wieder so eine dramatische Saison spielen wird.“

Bild: Der Kowal und der Marock: Zwei harte Jungs formen Worte zu Gold. , Lesung: Eier aus Stahl, Worte aus Gold Foto: Lukasz Laski / Marek Firlej

Samstagabend. Lesung im Café Banane. Die Autoren sitzen gekämmt im Hemd am kleinen runden Tisch. Auf ihm erfrischende Getränke und zahlreiche bedruckte Blätter. Klingt spießig? War es aber nicht. Im Gegenteil: Heavy Metal in Worten boten die zwei harten Bochumer Kerle Łukasz Łaski (aka Der Kowal) und Marock Bierlej vergangenes Wochenende in Dortmund.

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