Bild: Vorsicht: Netflix & Militärwerbung! Screenshot:mimo

Wer setzt sich denn nicht gerne nach einem anstrengenden Tag vor den Bildschirm,

öffnet Netflix und möchte in Ruhe einfach nur einen Film schauen, nur um dann mit

misogyner, diskriminierenden Militär-Propaganda überrascht zu werden?

Genauso mussten sich so ziemlich alle Menschen gefühlt haben, die den neuen Netflix Film „Purple Hearts“ geschaut haben. Netflix beschreibt den Film als eine Romanze, welche

sich in der Realität allerdings etwas „anders“ anfühlt. Kurze Zusammenfassung: Cassie Salazar ist eine liberale, aufstrebende Musikerin, die um sich über Wasser zu halten als Kellnerin in einer Bar und als Klavierlehrerin arbeitet. Doch das Geld reicht vorne und hinten nicht, denn Cassie hat Diabetes und wie allgemein bekannt, ist Amerikas Gesundheitssystem nicht grade das Beste. Luke ist beim Militär, um seine Schulden abzubezahlen, die er aufgrund von Drogenproblemen hat. Die beiden treffen durch eine gemeinsame Bekanntschaft aufeinander und entscheiden sich dazu eine Scheinehe zu führen. Die perfekte Lösung für das Geld- und Krankenversicherungsproblem, denn Cassie kann als Soldatenfrau ihr Insulin bezahlen und Luke seine Schulden. Wie es das Schicksal will, verlieben sich die beiden ineinander und werden glücklich. Nur stimmt etwas nicht ganz…Ganz abgesehen von der totalabgehakten Storyline haben beide sehr unterschiedliche politische und damit auch moralische Vorstellungen. Etwas zu unterschiedlich, wie die kritischen Stimmen berechtigt behaupten. Ja, wir lieben einen enemies-to-lovers trope, aber nicht, wenn das US-Militär mit an der Produktion des Filmes beteiligt ist oder wenn der Film sexistischen und islamophoben Dialog fördert. Die Cassie, die zu Beginn des Filmes über ihren „ethischen Kodex“ prahlt und das Militär, mitsamt Soldaten verabscheut, schafft es schnell diese Gefühle zu vergessen und verfasst sogar einen Song für die Soldaten der „Come back home“ heißt. Dass Luke sie eine „liberale Nuss“ nennt, ihre Mutter für die illegale Einwanderung ins Land verurteilt und ihr befiehlt sich hinzusetzen und zu schweigen, nachdem sein Freund beim Abendessen auf „die Araber, die wir da unten jagen werden“ (auf Englisch: „hunting down some goddamn arabs“) anstößt-scheint sie wohl doch nicht so sehr zu stören. Auch eine abfällige Line bezüglich Pronomen fällt hier und da. Plötzlich hängt dann die amerikanische Flagge neben ihrer BLM und Pride-Flagge. Doch der Filmregisseurin Elizabeth Allen Rosenbaum sind die Anschuldigungen nicht fremd – Stören tun diese sie allerdings nicht. Sie bezeichnet die Charaktere als blau und rot. „Extreme“ Persönlichkeiten, die lernen müssen sich zu „mäßigen“, um die Liebe zuzulassen und dann Lila werden. Komisch ist nur, dass Cassie allein sich ändern muss. Luke darf Luke bleiben. Ist es nun Mäßigung, wenn man sich nicht gegen Ungerechtigkeit ausspricht und seit wann ist liberal-sein gleich extrem? Und wer immer noch nicht daran glaubt, dass der Film Militär-Propaganda ist, sollte einen Blick in das Interview von Rosenbaum mit military.com werfen, in dem sie sogar zugibt, dass das Militär das Skript umschreiben ließ. Traurig ist nur, dass so viele Menschen den Film trotzdem anpreisen. Ein Teil 2 ist bereits in Planung. Also hier die wahre Zusammenfassung von Purple Hearts: Einer farbigen Frau werden die moralischen Vorstellungen eines weißen Mannes aufgezwungen. Sie lernt sich ihm zu unterwerfen, brav Frauchen zu spielen und muss ihren Aktivismus und den Sinn für Gerechtigkeit „mäßigen“, damit sie wahre Liebe finden und eine tolle Ehe führen kann. So leicht geht das heutzutage mit der versteckten Propaganda und dabei wollte man doch nur eine Romanze auf Netflix schauen…

:Mina Momandi

Schon seit 2014 herrscht Krieg zwischen Russland und der Ukraine, die letzte Woche war mit dem Einmarsch der russischen Armee – erst in die Separatistengebiete und dann in den Rest der Ukraine – eine neue Eskalationsstufe. Viele sind sprachlos wegen der Geschehnisse, der Opfer, die sie kosten, und der ungewissen Zukunft. Auch uns fehlen die Worte. Trotzdem haben wir versucht, auf dieser Seite einige Informationen zu sammeln, die euch helfen könnten, und Euch zeigen, wie Ihr anderen helfen könnt.

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Bild: Nicht nur Infektionstreiber, sondern auch Schlachtfeld im neusten Kulturkampf: Die Weihnachtsmärte., Kampf um "Kulturgut" Bild: CC0

 Kommentar. Rechte sehen die deutsche Kultur in Gefahr, und wittern einen Krieg gegen Weihnachten. Mit der Realität hat das alles wenig zu tun.

 
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Bild: Jesse Owens – vierfacher Goldmedalist 1936. , Mit Medien zur Macht Bild: CC0

Propaganda. Drei Jahre nach der Machtübernahme der NSDAP ist Berlin Austragungsstätte der 11. Olympischen Sommerspiele. Im Bewusstsein der medialen Macht des Fernsehens und des Kinos wurde die deutsche Regisseurin Leni Riefenstahl damit beauftragt, dieses Sportevent zu dokumentieren. Die Bilder, die dabei entstanden, begleiten die Olympischen Spiele bis heute. 

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Bild: „Reitet auf dem Wind und trotzt den Wellen, alle haben außergewöhnliche Fähigkeiten“: ein Beispiel für die propagandistischen Plakate dieser Zeit. , propagandaplakate in der Universitätsbibliothek Bild: gin

Ausstellung. Letzten Freitag eröffnete die Ausstellung „Aufbruch ins Paradies“. Studierende des Seminars Plakatkunst und Propaganda in der frühen Volksrepublik China wählten exemplarische Plakate der groß angelegten Kampagnen aus der Sammlung des Amsterdamer International Institute of Social History aus. Diese haben sie nach kulturwissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht und gedeutet sowie anschließend die Ergebnisse auf zusätzlichen Infoplakaten zusammengefasst. Die Plakate stammen aus den 1950er Jahren und zeigen die Ziele, die laut der Regierung Realität werden sollten, zu einer Zeit der Industrialisierung, Modernisierung und der Verwirklichung des sozialistischen Traums. 

Die Ausstellung geht noch bis zum 10. April, montags bis freitags von 8 bis 24 Uhr, samstags 11 bis 20 Uhr und sonntags 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

:Gianluca Cultraro

Bild: Ein Stück Propagandagewebe., DIE :bsz-GLOSSE Illustration: Teppich von Bayeux, bearbeitet von mar

Eroberung: Die Kontrolle über etwas gewinnen, das zuvor von jemand anderem beherrscht wurde. Meist verläuft diese Inbesitznahme kriegerisch und blutig. Danach können die siegreichen ErobererInnen dann meist ihre Version der Ereignisse als gültige Geschichte durchsetzen. Ob auf Chronikpergament gebannt, in Stein gehauen, oder in einen Wandteppich gestickt – Propaganda kannte schon immer viele Formen. Nur war sie früher anscheinend nicht nur schöner, sondern vermeintlich sogar eindeutiger als heutige Propagandavideos, Satellitenfotobeweise und dergleichen, bei denen heute gleich Manipulation und Fälschung vermutet wird. So eine Unterscheidung ist natürlich Blödsinn. Die ollen Kamellen hatten nur länger Zeit, unser Geschichtsbild zu erobern und mangels konkurrierender Propaganda Kontrolle über unsere Vorstellung zu gewinnen. Wäre etwa der Teppich von Bayeux gegen eine komplette Propagandateppichabteilung angetreten, hätte von der Schlacht von Hastings anno 1066 und Wilhelm dem Eroberer vielleicht ein anderes Bild triumphiert.

:joop