Bild: Friedliche Aufmärsche gehören der Vergangenheit an: In Göttingen eskaliert der Konflikt zwischen Burschenschaften und Linksradikalen und endet häufig mit Polizeieinsatz. , In Göttingen nimmt Gewalt zwischen Studierenden zu Foto: flickr / Andrij Bulba

Brennende Häuser und Schmierereien an den Wänden: In Göttingen eskaliert zunehmend der Konflikt zwischen Burschenschaften und linken Radikalen. 

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Unter Beteiligung der Autonomen Referate soll ein Antidiskriminierungsausschuss an der RUB konstituiert werden. Das  beschlossen die Abgeordneten mit großer Mehrheit auf der  zweiten Sitzung des 49. Studierendenparlaments (StuPa).

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Einen widerrechtlichen Ausschluss von Gruppen sah StuPa-Sprecher Arne Michels in dem Beschluss des StuPas, der einen Ausschluss der Burschenschaften vorsah. Trotz Beanstandung von ihm gab es auch zuletzt eine Mehrheit für den Beschluss. Nun entscheidet das Rektorat.

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Bild: Gerechtes Engagement gegen Rechts oder künstliche Stilisierung von Feindbildern? Linke und Grüne AktivistInnen demonstrierten auf der BlauPause gegen Studentenverbindungen. , Kommentar: Proteste gegen Verbindungen auf der BlauPause Bild: Michael Döring

Eine bunte Stadt, eine bunte Uni, die BlauPause eine bunte Veranstaltung… wären da nicht diese braunen Schandflecken. Es hatten sich auch fünf Studentenverbindungen angemeldet. Grund zum Aufschrei für viele.

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Bild: Kein Platz für reaktionäre Ideen: Studentische Protestaktionen gegen „Burschis“., „Frauen gegen Burschen“: Studentische Protestaktion auf der BlauPause Foto: bent

Bambule gegen Burschis: Wie erwartet kam es bei der 50-Jahresfeier der RUB zu studentischen Protestaktionen gegen die Burschenschaften und andere Verbindungen. Während des Festaktes mit Bundespräsident Gauck wurde im Audimax der Feueralarm ausgelöst, an den Info-Tischen wurde mit Plakaten und Bannern auf das reaktionäre Frauenbild der Burschenschaften hingewiesen. Schon im Vorfeld forderten Studierende, aber auch MitarbeiterInnen der RUB die Verwaltung dazu auf, den Verbindungen keine Plattform zu geben.

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Rassistische und sexistische Gefahr für die Campus-Kultur oder doch nur Freiraum zur Selbstentfaltung Zurückgebliebener? Nach Einschätzung der Bochumer Burschenschaften als harmlose und zu tolerierende Refugien für Bierliebhaber, fragte :bsz-Reporter Benjamin Trilling bei Heidelberger Studis nach, wie es um die dortigen Burschis bestellt ist.

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Am kommenden Wochenende wird die RUB ihren 50. Geburtstag feiern – ganz „ohne Politik“. Die OrganisatorInnen der BlauPause wollen keine politischen AkteurInnen auf ihrem Fest. Studentische Verbindungen bekommen jedoch trotzdem eine Plattform, um für ihre Inhalte zu werben. Das erweckt den Eindruck, als seien die sogenannten „Burschis“ nicht politisch. Diese Annahme hat sich am vergangenen Sonntag erneut als Trugschluss erwiesen: In den Räumlichkeiten des VDSt Breslau-Bochum traf sich der westfälische Regionalverband der Identitären Bewegung.

100% Identitär – 100% Rassismus

Die Identitäre Bewegung (IB) hat ihren Ursprung in Frankreich. Mit rechtspopulistischen Parolen hetzen die AnhängerInnen gegen Schwarze und Muslime. Die proklamierte „Identität“ beruht vor allem auf einem weißen Selbstverständnis: der eigens initiierte Slogan „100 Prozent Identität – O Prozent Rassismus“ soll die Identitären vom Vorwurf des Rassismus freisprechen. Der trügerische Charakter dieser Aussage wird deutlich, wenn man sich mit den Inhalten der Bewegung vertraut macht. In mehreren Ländern Europas macht die IB mittlerweile mit pseudo-intellektueller Rhetorik gegen Geflüchtete und Muslime mobil.

Die Identitären beim VDSt zu Gast

Einen Ableger der rechten Jugendbewegung gibt es auch in Deutschland. Ihre Aktivitäten beschränken sich jedoch auf interne Treffen und Aufmerksamkeit erregende Aktionen im öffentlichen Raum. Die „Identitäre Bewegung Westfalen“ mobilisierte für den vergangenen Sonntag auf ihrer Facebookseite zum „Identitären Stammtisch“ nach Bochum. In Räumen des VDSt Breslau-Bochum trafen sich etwa 20 Menschen, um von da aus ein Transparent gegen Zuwanderung am Bochumer Hauptbahnhof anzubringen, welches von BeobachterInnen jedoch zeitnah entfernt wurde. Horst Keller, Vorsitzender des Heimvereins der Burschenschaft, will auf Nachfrage der :Gastautorin nichts von dem Treffen gewusst haben – was in den privaten Räumen des VDSt abläuft, unterliege nicht seiner Kontrolle.

Die Tatsache, dass die IB ihren Stammtisch ausgerechnet in Bochumer Räumlichkeiten des VDSt Breslau abhält, weist auf eine enge Verbindung der Korporation mit den neurechten Identitären hin. Überraschend ist diese Allianz allemal nicht: Erst kürzlich hat der VDSt einen Redakteur der Jungen Freiheit, einer Zeitung der Neuen Rechten, zum Vortrag in seine Räume geladen.

Die RUB und die Burschis

Die OrganisatorInnen der Blaupause sollten sich noch einmal Gedanken machen, ob die Burschenschaften nicht gegen ihre eigene Haus- und Streckenordnung verstoßen – und ob die Ruhr-Universität neurechte Gäste auf ihrem Geburtstag haben will. Die so medienwirksam proklamierte Weltoffenheit der RUB würde an dieser Stelle stark in Mitleidenschaft gezogen werden

Ein Kommentar von :Gastautorin Irene Allerborn

Bild: Wo böse Burschis auf ganz normale Studis treffen

Rechtsextreme Parolen, zeremonielle Sitzungen, sinnloses Fechten – unterlegt mit täglichem Bierkonsum. So das gängige Vorurteil gegenüber den heiß umstrittenen Burschenschaften. Tatsächlich finden sich solche Gemeinschaften gerade in traditionellen Universitätsstädten wie etwa Heidelberg. Doch Verbindung ist nicht gleich Verbindung, wie ich dort während meines Bachelorstudiums lernte.

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Bild: Der VDSt Breslau-Bochum: Der laut „akduell“ „derzeit am offensten rechts auftretende Zusammenschluss“. , Im Vorfeld der BlauPause sprechen immer mehr studentische Organisationen ihre Ablehnung aus Foto: mar

Je näher die BlauPause rückt, umso heftiger wird die Burschenschaftsfrage  diskutiert. Das StuPa fasste den folgenden  Beschluss: „Das Studierendenparlament lehnt Burschenschaften, Studentenverbindungen und Corps entschieden ab.“ Das Protestplenum macht mit Flugblättern Stimmung gegen die Verbindungen. Die Fachschaften stimmten am Montag (Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest)  in der FSVK über einen offenen Brief zum Thema ab. Eindeutig Stellung bezog auch die Studizeitung der Uni Duisburg-Essen mit der Schlagzeile: „RUB bietet Burschen Bühne“.

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Bild: Einfach nur nationalistisch oder rechtsextrem? Das Bild der Männerbünde ist nicht immer eindeutig. Illustration: alx, Männerbünde im Fadenkreuz: rechtsextrem, nationalistisch, sexistisch Illustration: alx
Verbindungen stehen im Kreuzfeuer der Blaupause. Sie sollten jedoch nicht aufgrund einer unzureichenden Moralvorstellung ausgegrenzt werden.
 
In den Verbindungen zeigt sich ein kulturelles Erbe, von dem viele dachten, es sei längst abgelegt worden. Und ich meine nicht das ausgelassene Biertrinken, was wohl die wenigsten verteufeln. Es geht um den Charakter der studentischen Männerbünde, die in konservativer Manier gegen die Pluralität unserer Gesellschaft zu agieren scheinen.
 
Verständlich wird diese Interpretation, wenn beim Coburger Convent farbtragende und pflichtschlagende Verbindungen antreten, die mit hunderten Uniformierten durch die Straßen der Stadt ziehen, um den deutschen Kriegsopfern zu gedenken. Letztes Jahr sangen beispielsweise nicht nur die Teilnehmer beim jährlichen Fackelzug. In die Gesänge der Männerbünde stimmten Neonazis mit ein und ergänzten die geächtete erste Strophe der deutschen Nationalhymne. Der Vergleich mit der „Machtergreifung“ Hitlers, den verbindungskritische  Protestgruppen ziehen, ist also nicht von ungefähr, sondern thematisiert die traditionelle Symbolik und fragwürdige Anziehungskraft der Veranstaltung. 

Verachtete Tradition

Fremdenfeindlich und rückwärtsgewandt wirken auch andere Aspekte: Keine Frauen, stattdessen drastische Erziehungsmethoden, Vetternwirtschaft und  Nationalismus. Die GegnerInnen der Verbindungen finden darin ihre Kritikpunkte: sexistisch, menschenverachtend und rechts(-extrem).
 
Doch lässt sich das alles grundsätzlich über jede Verbindung postulieren? Ich glaube nicht, und daher lehne ich den pauschalen Rufmord, den Verbindungen erfahren, ab.
 
Prinzipiell lässt sich sagen: Wir können es uns in einer pluralistischen Gesellschaft nicht erlauben,  Personen oder Gruppen ungerechtfertigt zu diskriminieren und zu verurteilen. Eine friedliche Gemeinschaft lebt von einer Toleranz der Werte und einer Akzeptanz der Menschen.
Selbst wenn beispielsweise eine Verbindung in NRW eine rechtsextreme Tendenz zeigt, muss nicht jede Verbindung dies unterstützen. Im allgemeinen muss bei der Einzelgruppe geprüft werden, ob und warum ein Ausschluss notwendig ist, um bei der Blaupause (siehe :bsz 1041) eine Sanktion zu rechtfertigen.

Das abgelehnte Fremde

Jeder politischen Kritik zu Trotz ist entscheidend, dass wir mit anderen Lebenskonzepten umgehen lernen, denn die bessere Welt sieht für jeden unterschiedlich aus. Nicht alle Menschen haben dieselbe Grundlage, was meiner Meinung nach nicht auf absolut jeder Ebene zu einer Gleichheit führen muss: Frauen haben eigene Fitnesstudios oder autonome Referate, genauso wie Männer vielleicht ihre Verbindungen mit Verbandstreffen. Und warum sollte ersteres nicht weniger diskriminierend sein als letzteres? 
 
Jeder Moralität zuwider gibt es nicht umsonst Gesetze und die Grundlage der Menschenwürde, die als Maßstab der offenen Gesellschaft dient. Und diese schützt Homosexualität gleichermaßen wie Verbindungen oder die Bewegung der Rastafari, welche mit ihrem Frauenbild nicht minder sexistisch ist.
 
:Alexander Schneider