Bild: Kopf hoch! Es geht doch gerade erst los und Optimismus kann ansteckend sein!, Zurück in der Zukunft fufu

Die ersten zwei Wochen des Jahres sowie die erste Woche nach der vorlesungsfreien Zeit sind um. Und oh man,… brauchen wir mal wieder Ferien!

WE BACK! Das Jahr beginnt wie das letzte endete: mit einem Haufen Crap! Ein paar Tagen nach Jahresbeginn trendet bereits auf Twitter aufgrund der Iran-USA-Krise der Hashtag #WWIII und es haben schon jetzt unschuldige Zivilist*innen für diesen Konflikt mit ihrem Leben bezahlt, die Waldbrände in Australien schlagen mittlerweile so hohe Flammen, dass die Rauchwolke in Argentinien und Chile die Sonne rot färbt, Marine Le Pen freut sich über eine greifbarere politische Zukunft für IHR Frankreich, die große Klausuren-Phase steht vor der Tür und meckern macht noch immer genauso viel Spaß wie in 2019. But not all is lost! Die :bsz is back! Und abgesehen davon, dass wir mit diesen Sorgen mit Euch in einem Boot sind, wollen wir auch auf positive Meldungen aufmerksam machen: Die Klausuren sind in einem Monat um und die neue Jahreszahl kann man sich verdammt leicht merken… Aber lasst uns 2020 unsere beste Seite zeigen. Es fängt doch gerade erst an!

:Die Redaktion

Bild: Oury-Jalloh-Stadt Dessau: Vor 15 Jahren verlor Oury Jalloh sein Leben in einer Polizeistation., Feuertod in der Zelle Bild: bena

Am 7. Januar 2005 verbrannte der 36-jährige Oury Jalloh in den Kellerräumen der Polizei in Dessau. Bis heute sind die Todesumstände nicht hinreichend geklärt, obwohl die neusten Untersuchungen einen rassistisch motivierten Mord nahelegen.

Gedenken. Seit 15 Jahren beschäftigt der Fall des aus Sierra Leone stammenden Oury Jalloh die Justiz und die Zivilgesellschaft in ganz Deutschland. Denn der Tod des jungen Mannes bleibt bis heute mysteriös und rätselhaft. Was geschah? Der an den Armen und Beinen gefesselte Jalloh soll sich laut der offiziellen Version der Polizei selbst in der Gewahrsamszelle 5 der Polizeistation Dessau auf einer feuerfesten Matratze in einem gefliesten Raum angezündet haben. Obwohl ein Feuerzeug bei der Leibesvisitation nicht gefunden wurde. Am Morgen vor seinem Tod wurde der Schwarzafrikaner von dem Polizeiarzt Andreas Blodau untersucht: dieser dokumentierte keinerlei Verletzungen bei dem Opfer. Nur, dass er bei Festnahme alkoholisiert war und dass er vermutlich andere Substanzen zu sich genommen hatte, die sich als Kokain herausstellten.

Jedoch zeigt ein neues Gutachten, das von der Initiative Gedenken an Oury Jalloh (IGOJ) in Auftrag gegeben und dem Oberlandesgericht Naumburg bereits im September zugestellt wurde, dass der Tote vor seinem Ableben verschiedene Verletzungen erlitt. So wurde ein Bruchsystem in dem vorderen Schädeldach, ein Bruch der Nasenscheidewand sowie ein Bruch der elften Rippe durch Nachbetrachtung der Bilder festgestellt. Der emeritierte Rechtsmedizin-Professor Hansjürgen Bratzke hatte lediglich den Nasenbeinbruch verbrieft und die anderen Verletzungen nicht angesprochen, was vermuten lässt, dass eine Vertuschung von Beweisen stattfand. Deswegen kämpft die IGOJ weiter dafür, dass das Verfahren wieder aufgenommen wird und haben deswegen eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht.

:Abena Appiah

Bild: Australia’s burning – and Sydney celebrates New Year’s Eve with fireworks., Playing with Fire, Celebrity and Media Edition Bild: leda

Opinion. The wildfires in Australia are the number one topic in the news and (social) media. Everyone has to make a statement about it and talk about the… well… more or less important things.

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Bild: Symbolbild, Fire catastrophes in Australia Bild: bena

Politics & Environment. Bushfires are part of nature in Australia. For the Indigenous peoples of Australia, fires have been used for years to control the subsequent vegetation according to the needs of supply. But these fires have nothing to do with the normal natural environment of the Aboriginal people.

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Bild: The changing image of masculinity in urban spaces: From creator and ruler to forgotten individuum. , Urban Masculinities Symbolbild: CC0

Conference. At the conference “Urban Masculinities”, students explored the representations of masculinity, gender, race and class in various works of fiction.

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Bild: Film ab: yp.ruhr zeigt am 16. Januar "das Froum" Bild:leda, ,Improving the state of the world’’ Bild: leda

Veranstaltung. In Davos findet das jährliche Treffen des World Economic Forums (WEF) statt – und auch an der RUB wird dazu eine Veranstaltung organisiert.

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Bild: Erfahrungen im Kindesalter sind prägend: So haben Mangel and Fürsorge und Stimulation sogar Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns. , Das traurige Ergebnis einer Studie Bild: Leda

Forschung. Am Beispiel von rumänischen Kinderheimen zeigen Forscher*innen, dass Vernachlässigung im Kindesalter konkrete Auswirkungen auf die Gehirngröße im Erwachsenenalter hat.

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Bild: Unzählige Zelleninschriften, die damals auf unterschiedlichsten Sprachen verfasst wurden, werden heute in einer der Gefägniszellen ausgestellt., Dortmund im Nationalsozialismus Bild: mafa

Lokalgeschichte. Die Dauerausstellung im ehemaligen Polizeigefängnis „Steinwache“ dokumentiert multimedial die zu Zeiten des NS-Regimes vor Ort vollstreckte Verfolgung und Gewalt.

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Bild: Herner 131: die Besetzer*innen organisierten sich basisdemokratisch und hielten Nachtwachen., Träume brauchen Freiräume Bild: vitz

Am vergangenen Freitag wurde erstmals eine Kurzdokumentation über die Besetzung des Hauses an der Hernerstraße 131 im Provisorium gezeigt.

Aktivismus. Schwellgen in Erinnerungen. Bei der Veranstaltungsreihe „Bochumer Geschichte(n)“ wird an vier Terminen gemeinsam in die Vergangenheit der autonomen Bewegung in Bochum gereist. Diese besetzte im Mai 2017 für zwei Monate ein leerstehendes Mehrfamilienhaus an der Hernerstraße 131. Eine Kurzdokumentation über jene Hausbesetzung wurde im Rahmen der Veranstaltungsreihe gezeigt und lockte nicht nur vergangene Erinnerungen wieder aus dem Gedächtnis, sondern auch viele Menschen in die Räumlichkeiten der Kulturfabrik. Um die 60 Menschen drängten sich ins Innere. Einige müssen stehen, während der Film läuft. „Träume brauchen Freiräume“ steht auf einem Transparent, welches aus dem Fenster des Hauses weht. Ist das der Grund, der die jungen Menschen dazu bringt, eine Straftat zu begehen? Schließlich stand der Hintereingang des Hauses nicht einfach so offen und ein Schlüssel oder Mietvertrag ist auch nicht vorhanden. Die vermummte junge Frau, die die Zuschauer*innen durchs Haus führt, ist sich des Hausfriedensbruch, den sie und auch die anderen durch die Besetzung begangen haben, bewusst, ihre Forderungen gehen jedoch weit über den von mehr Freiräumen für Bürger*innen hinaus. Einerseits solle das Haus ganz konkret als Experimentierort genutzt werden, indem Selbstorganisation, künstlerische Freiheit und gemeinsames Lernen erlebt werden kann und als Begegnungsort für die Nachbarschaft völlig ohne Konsumzwang; andererseits wurde die Aufmerksamkeit der verursachten Unruhe genutzt, um konkrete politische Forderungen in Bezug auf den Wohnungsmarkt an die Stadt zu stellen, so Aktivistin Tilda im Film

 

Zu der Zeit der Besetzung war das Haus eines von etwa 7.000 leeren Wohnräumen, die dem Wohnungsmarkt aus verschiedensten Gründen nicht zur Verfügung standen. Im Fall der Hernerstraße 131 hatte sich die Besitzerin, eine ältere Frau, nicht um Renovierungen kümmern können. Es sollte zwangsversteigert werden und die Besetzer*innen forderten von der Stadt, die Immobilie zu kaufen. Über zukünftige Nutzungen hätte danach weiter verhandelt werden können. Zwei Tage vor der Versteigerung wurde das Haus jedoch von einer Privatperson gekauft und die Verhandlungen zwischen Stadt und Besetzer*innen wurden obsolet. Ein Interview mit zwei Besetzer*innen bildet das Herzstück der Dokumentation und erfasst die Aufbruchstimmung, nachdem der Verkauf bekannt wurde. Die beiden blicken auf zwei Monate Selbstorganisation, die sie so noch nie erlebt hatten. Durch die friedliche Art der Besetzung und dem Konzept eines offenen Hauses stoßen die Aktivist*innen mit ihren Anliegen nicht nur in der Nachbarschaft auf fruchtbaren Boden in Form von Sachspenden, Nachbarschaftstreffen oder offenen Abenden mit Küche für alle, sondern auch mit der Polizei gab es keine Auseinandersetzungen, berichtet Aktivistin Tilda weiter, die sich die Filmvorführung wie viele andere auch nicht entgehen lassen konnte.

Im Gespräch mit ihr und auch anderen, die im Sommer 2017 in Kontakt mit der „Herner 131“ gekommen sind, wird klar, wie prägend die Zeit für die jungen Menschen gewesen sein muss. Nicht wenigen stehen, bei dem Anblick der roten Leiter im Hinterhof, die zu dem Fenster führt, welches für zwei Monate der Eingang zu ihrem Zuhause war, die Tränen in den Augen. Die Besetzer*innen verließen das Haus nach Verhandlungen mit den neuen Eigentümer*innen freiwillig. Wenn auch nur kurzweilig schufen sie einen Freiraum, machten auf Missstände und Diskrimierung auf dem Wohnungsmarkt aufmerksam und hinterließen eine Inspiration der Selbstwirksamkeit.

:Meike Vitzthum

Bild: "Es ist einfacher sich das Ende der Welt vorzustellen, als das Ende des Kapitalismus.", Mit Profitlogik in den Untergang Bild: vitz

Im Rahmen des Antifa Café Dortmund gab es einen Vortrag über die Zusammenhänge zwischen Klimakrise und dem vorherrschendem Wirtschaftssystem.

Wirtschaft. Konsumkritik, staatliche Klimapolitik, Postwachstumsökonomie oder grüner Kapitalismus? Das ist eine Auswahl von Umgangsmöglichkeiten, die am 9. Januar im Nordpol in Dortmund mit ihren Vor- und Nachteilen diskutiert wurden. Die Motivation dahinter, erklärt der Referent Simon, sei das Ausbleiben von politischen Maßnahmen nach einem Jahr globaler Klimademonstrationen. Der Vortrag war sehr interaktiv gestaltet. Anstatt den Zuhörer*innen fertige Antworten zu präsentieren werden die verschiedenen Ansichten des Publikums in Bezug auf die bestimmten Umgangsmöglichkeiten erfragt. Viele kritisieren, wenn es um das Thema Klima geht das individuelle Konsumverhalten. Regionale, Fairtrade-Bioprodukte sind eine wichtige und gute Sache, dennoch ist sich das Publikum schnell einig: Das Problem darf nicht beim Individuum gesucht werden, schließlich kann sich nur ein privilegierter Teil der Gesellschaft solche Produkte leisten. Die Ursache liege bei den Produzent*innen, die einer Profitlogik folgen, in der die Kosten für Löhne und Umwelt so klein wie möglich gehalten werden.

Des Weiteren werden Teile der Postwachstumsökonomie aufgegriffen. Diese formuliert eine Wirtschaft der Subsistenz außerhalb der unendlichen Wachstumslogik, in der ökologischer und sozialer produziert wird und gleichzeitig das Arbeitspensum von 40 auf 20 Stunden die Woche verkürzt wird. Kritisiert wird hier die Bedürfnissdefinition von dem Ökonomen Niko Peach, der zwischen natürlichen und unnatürlichen Bedürfnissen unterscheidet. Die Teilnehmer*innen unterscheiden sofort zwischen materiellem Konsum und „seelischen“ Bedürfnissen, wie Rückhalt, Zuneigung, Anerkennung, die sie zu den natürlichen Bedürfnissen zählen. Es wird verkannt, dass nicht wenige Konsumgüter mit der Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse verknüpft sind. Der Punkt ist jedoch, dass es der kapitalistischen Marktwirtschaft noch nie ernsthaft darum ginge, Bedürfnisse zu befriedigen, sondern aus Geld mehr Geld zu machen, so Simon.

Trotz einigem Diskussionsbedarf bei den weiteren Themen wurde eine Handlungsoption immer wieder herausgestellt. Ganz nach dem Verursacherprinzip sollten die Unternehmen zur Kasse gebeten werden, die sich an der Zerstörung der Umwelt beteiligen.

:Meike Vitzthum