Bild: Der Daddelkisten Urgroßmutter (hier im Computerspielmuseum in Berlin): Die 1972 erschienene Magnavox Odyssee konnte im Prinzip nur drei Bildpunkte darstellen, für den Rest der Grafik mussten „analoge“ Spielfelder herhalten. , Ab Frühjahr in Dortmund: Museum für Heimcomputer zeigt die Geschichte eines Hobbys Foto: mar

Manchen leuchten die Augen, wenn sie Spielfiguren sehen, die aus 128 Pixeln bestehen. Jedes zweite Indie-Spiel setzt heute auf Pixelgrafik und die Tauschbörsen für alte Computer und Spielekonsolen werden auch immer zahlreicher. Grund genug, ein Museum für die Geschichte der digitalen Vergnügungen in diesem Frühjahr zu eröffnen. Das Binarium zeigt die Geschichte unserer digitalen Kultur.

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Bild: 2D ist noch lange nicht tot! Gerade auf Smartphones sind 2D-Grafiken en vogue – animieren kann man sie mit dem Programm „Spriter“. , „Humble Game Making Bundle“ lädt zum Experimentieren ein Quelle: YouTube

Das (nicht nur) Indie-Spiele-Portal Humble Bundle bietet noch bis zum 21. Juli für wenig Geld ein Softwarepaket an, mit dem jedeR ein eigenes PC-Spiel oder eine eigene Spiele-App erstellen kann – ganz ohne Programmierkenntnisse. Preisgekrönte Indiespiele gibt es obendrauf. Dabei greift wie immer das Humble-Bundle-Prinzip: Zahle, so viel du willst (mindestens einen US-Dollar); für 12 Dollar gibt es mehr Inhalte – und ein Teil des Geldes geht an wohltätige Organisationen und an einen Spielewettbewerb.

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Bild: Eine Fantasyheldin, die mehr trägt als einen Kettenbikini: Dieses Fanbild zu „Sword & Sworcery“ zeigt, wie das Spiel ohne dieses unlogische Klischee auskommt., Computerspielfeministin Anita Sarkeesian zeigt, wie schwach sie argumentiert Illustration: deviantart.com, AXL99

Die feministische Medienkritikerin Anita Sarkeesian klagte bis dato mit ihrer Youtube-Videoreihe „Tropes vs Women in Video Games“ mit ganz sichtbar erhobenem Zeigefinger, der auch mal zur aggressiven Moralkeule mutierte, Sexismus in Computerspielen an. Nun will sie es auch mit einem guten Beispiel versuchen und stellte am 31. März den ersten positiven Charakter vor: Die Skythin aus „Sword and Sworcery“.

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Bild: Zockerin, Illustratorin, Gender-Fachfrau: Nina Kiel., Nina Kiel über Frauen – und Männer – im Videospiel Illustration: Nina Kiel

Geschlecht in Computerspielen: Das war das Thema der Bachelorarbeit der Düsseldorferin Nina Kiel. Nun ist die Arbeit als Buch erschienen: „Gender in Games“. Wir trafen die freischaffende Illustratorin und Spielejournalistin, um mit ihr über "Zelda", "Tomb Raider", Frauen, Männer, die SpielerInnenszene und viel mehr zu unterhalten.

 

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Bild: Alles ist vernetzt und verwoben: Graue Realität und bunte Spielewelten, reale und virtuelle Kriege, Computer und Gerüste., Kriege beschäftigen uns nicht nur auf realer, sondern auch auf virtueller Ebene Grafik: mar

Die Realität und virtuelle Welten liegen nah beieinander: Während einerseits reale Probleme wie der IS-Terror die Welt erschüttern, entwerfen zahlreiche Videospiele auf der Gamescom virtuelle Kriegsszenarien. Gespielt wird meist gemeinsam in Netzwerken – die sich wiederum in einer ganz realen Form auch an den Häuserwänden der Hustadt wiederfinden lassen.

Bild: Einer der Großen im Geschäft: Der Blizzard-Stand auf der Gamescom., Eindrücke und Bewertungen abseits der Massenmarktspiele auf der gamescom in Köln Foto: FSR Angewandte Informatik

Wenn man sich auf der gamescom in Köln mit ungefähr 700 Mitausstellern eine Fläche von 140.000 m² teilt, muss man irgendwie auf sich aufmerksam machen. Den finanzstarken Publi­sher fällt das nicht schwer: Mit Standflächen, deren Größe die der Wohnung so manchen Besuchers und mancher Besucherin übertreffen, Beschallung knapp unterhalb der Tinnitusgrenze und Animationsprogramm vom Typ „Ich sag A und ihr sagt B“, pointiert durch freigiebiges In-die-Menge-Werfen diverser Merchandisingartikel, ziehen die großen Namen der Videospielindustrie die GamerInnen an, um den neuesten Teil ihrer beliebten Spielreihen zu präsentieren.

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Bild: „Die Game-Boy-Kamera ist das einzige offizielle Musikprogramm für den Game Boy, taugt aber nichts“: Retro-Computer-Musiker Tronimal erklärt, wie man auf dem Game Boy Musik machen kann – und wie besser nicht., Von zurückgekaufter Kindheit, Musik auf dem Game Boy und Genderdebatten Foto: mar

HeldInnen aus 256 Bildpunkten statt aus 100.000 Polygonen, Musik auf vier Tonspuren statt vom London Philharmonic Orchestra: Retro-Computer- und Videospiele erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ob aus Nostalgie oder bewusster Abkehr von der leeren Effekthascherei vieler neuer Konsolen- und PC-Spieletitel – noch nie hat die Retro-Börse für klassische Videospiele im Ruhrgebiet so viele BesucherInnen angelockt wie in ihrer 13. Auflage, welche am vergangenen Samstag in Oberhausen stattfand. Trotz der Enge zeigten sich alle Beteiligten – VeranstalterInnen, BesucherInnen, HändlerInnen, GästInnen – zufrieden, wenn nicht begeistert.

Die Retro-Börse ist, anders als es der Name vermuten lässt, keine kommerzielle, reine Verkaufsveranstaltung. Auf jeder Börse gibt es ein Rahmenprogramm zur Video-spielkultur beziehungsweise Videospiele in der Kultur (diesmal mit Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten zu den Themenkomplexen „Ton und Spiele“ sowie „Gender in Games“) und/oder Ausstellungen, die für FreundInnen der Technikgeschichte und SammlerInnen interessant sind (diesmal gab es eine „Sonder-Sonderausstellung“ zur in Vergessenheit geratenen Handheld-Konsole Supervision). Dazu fanden am Samstag die „6th German Classic Tetris Championship“ und ein Turnier im Atari-Klassiker „Pelé’s Soccer“ statt. Und auch in der Markthalle merkt man auf jeder Retro-Börse: Hier geht es trotz 40 teilnehmenden HändlerInnen nicht nur um die Schnäppchen- und Raritätenjagd; man kann alte Bekannte treffen und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Einer der drei Hauptorganisatoren, Jens Klöpfel, nennt die Börse einen „nichtkommerziellen Szenetreff“, der bewusst anders funktioniere als die großen DVD- oder Musikbörsen, wo es meist nur um die Ware gehe.

Schlange stehen, Spiele sehen

Damit die Retro-Börse auch so gemütlich, familiär und atmosphärisch bleibt, hatten die Organisatoren vor anderthalb Jahren, auf der 10. Börse im Ruhrgebiet, der :bsz gesagt, sie wollten nicht expandieren. Am vergangenen Samstag aber kamen so viele Menschen ins Oberhausener Zentrum Altenberg, dass die Schlange schon vor Öffnung der Halle um 11 Uhr bis auf die Straße reichte, also durch den ganzen Hof der ehemaligen Zinkfabrik. Die Nachfrage nach alten Spielen und Konsolen, Computern und Zubehör steigt. Deshalb überlegen Jens Klöpfel und seine Kollegen Michael Braun und Jens Brinkmann, in Zukunft vielleicht doch größere Räume anzumieten. Nur bezahlbar müssen sie sein und ein gewisses Ambiente müssen sie haben. Gefördert wird die Retro-Börse nämlich von keiner offiziellen Stelle – verdient hätte sie es allerdings allein schon wegen des wertvollen kulturellen Teils.

16 Bit ist der Hit

Es ist die Zielgruppe, die wächst und sich entwickelt. Diejenigen NostalgikerInnen, die mit den ersten Heimcomputern wie dem ZX Spectrum (1982) oder dem Intellivision von Matell (1980) großgeworden sind, leben und sammeln immer noch, während derzeit schon langsam die Generation X-Box versucht, ihre Kindheit wieder aufleben zu lassen. Dabei zeichnet sich eine deutliche Veränderung innerhalb der Szene ab, analysiert Jens Klöpfel: „Die Interessen ändern sich. Heute sind 16-Bit-Konsolen, der Super Nintendo oder der Mega Drive stark nachgefragt. Man bemerkt auch ein gestiegenes Interesse am Sega Dreamcast.“ Auf der ersten Veranstaltung 2005 hätten noch Konsolen der zweiten Generation wie das ColecoVision im Zentrum des Interesses gestanden.

Kritik und Kunst der Konsolen

Auch der Umgang mit dem Medium Computerspiel verändert sich. Inhalte wie die Konstruktion von Geschlechterrollen in Spielen oder deren Werbung werden hinterfragt, wie der gut angenommene Vortrag von Nina Kiel zeigt. Die junge Kommunikationsdesignerin stellte ihr kürzlich erschienenes Buch „Gender in Games“ vor und hat auch die von BesucherInnen anspielbaren Spiele und Werbeanzeigen für die Ausstellung ausgesucht.

Mit einem ganz anderen Aspekt beschäftigte sich der zweite Vortrag des Tages: Tronimal alias Low Bit Revolte alias Jörg Rittershaus erklärte, wie man Musik mit dem Game Boy machen kann. Er stellte unterschiedliche Programme vor, die den unscheinbaren Taschencomputer in eine mehr oder weniger tüchtige Musikmaschine verwandeln können. Von optisch-akustischen Experimenten bis zur Grenze des Komponierens zum Programmieren gibt es eine ganze Fülle an Software.

Den Abschluss des Tages bildeten die SiegerInnenehrungen der beiden Spielturniere sowie Konzerte von Tronimal, dem Amiga-Musiker Tom Woxom und diZKOtrOOpa.

Wer jetzt Lust bekommen hat, seinen alten Super Nintendo vom Dachboden zu holen, kann diesen mit neuen Spielen von der nächsten Retro-Börse bestücken:

14. Retro-Börse im Ruhrgebiet
11. Oktober 2014
Falkenheim
Akademiestr. 69, Bochum

Bild: Willkommen in der Festung des Wahnsinns: Auf der RPC in Köln per Du mit dem Erzengel Tyrael., Role Play Convention 2014: Kommerz und Leidenschaft, analog und digital Foto : mar

Chewbacca ist ein zwei Meter großer Wookie. Trotzdem lebt er auf dem Planeten Erde mit lauter kleinen Menschen. Ergibt keinen Sinn? Wenn in Köln Wookies auf Ents treffen, mittelalterliche Hellebardiere an der Endzeit teilhaben und Erzengel mit Piraten eine Zigarette rauchen, dann kann es dafür nur eine Erklärung geben: Europas größte Rollenspielmesse, die Role Play Convention, kurz RPC, hat wieder ihre Pforten geöffnet. Am 10. und am 11. Mai strömten über 40.000 Menschen in die Koelnmesse, um zu erleben, was es Neues in gleich Dutzenden von Welten gibt.

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Bild: Der Commodore Amiga 500: Seit seiner Glanzzeit hat sich die Spielebranche stark gewandelt., Der „Singleplayer“ ist tot – lang lebe der „Multiplayer“? Foto: Wikimedia Commons / Bill Bertram (CC BY-SA 2.5)

Seit Jahren diskutiert die Computerspiele-Branche, ob klassische Einzelspieler-Titel noch konkurrenzfähig sind. Analysten, Entwickler und Publisher führen immer wieder „sinkende Verkaufszahlen“ und unzureichende „Anreizmodelle“ als argumentativen Beleg für diese Behauptung ins Feld. Doch stimmt das? Liegt der „Singleplayer“ tatsächlich im Sterben oder ist er bereits tot?

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