Wie Bonnie und Clyde: Um diese beiden Verbrecher*innen ranken sich viele Mythen. Einige sehen sie als Held*innen und Robin Hoods. Auch zu ihrer Zeit wurden sie verehrt und gefeiert. Das thematisiert ebenfalls der neue Netflix-Film The Highwaymen. Doch hier stehen nicht die beiden Gangster im Fokus, sondern ihre Verfolger: Frank Hamer (Kevin Costner) und Maney Gault (Woody Harrelson), zwei abgewrackte Texas Rangers in Rente, werden aus dem Ruhestand geholt und sollen das Paar in den 1930er Jahren festnehmen oder töten. Obwohl man den Ausgang der Geschichte kennt, folgt man gerne den Fehlschlägen des ungleich-gleichen Duos. Das Interessanteste an dem Film ist die Machart: In der Anfangsszene wird mit der Match Cut-Technik à la „Spiel mir das Lied vom Tod“ Spannung aufgebaut. Später wird das wieder durch übertriebene Panorama-Aufnahmen aufgebrochen. Das kunstfertige Spiel mit Licht und Schatten steht einem langsamen Schnitt gegenüber. Das Gangster-Pärchen selbst sieht man nur kurz vor ihrer Erschießung, was eine besonders spannende Dramatik hat.      

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„Solitär“ ist ein altes und beliebtes Kartenspiel. Die Regeln kennt jedeR. Um das nostalgische Spiel attraktiver zu machen, wird es nun mit dem Bau eines Restaurants verbunden. Bei Solitaire Cooking Tower erhältst Du Zubehör für Dein Restaurant, während Du „Solitär“ spielst. Klingt eigentlich recht simpel und nach keiner wirklich innovativen Idee. Dennoch macht es viel Spaß und verkürzt so manche Bahnfahrten und Vorlesungen. Denn man will unbedingt seinen Blumenkartenstapel höher kriegen und freut sich, wenn man dann eine neue Pflanze in seinem Restaurant stehen hat. Durch jede erfolgreich abgeschlossene Runde kann das Geschäft Gestalt annehmen. Das dauert auch einige Zeit, weil man nicht immer etwas bekommt. Nur durch Käufe könnte man diesen Prozess beschleunigen. Die Grafik erinnert dabei an die alten Games zu Beginn der 2000er, was einen besonderen Charme hat. Das Motto „Aus alt mach neu“ trifft es hier genau. „Solitär“ wurde schon als langweilig eingestuft, doch nun kehrt es zurück. Zudem ist es gratis für Android und IOS.  

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Spätestens seit „La La Land“ sind tanzende und singende SchauspielerInnen in einem Film nicht mehr außergewöhnlich. Aber der Film Greatest Showman ist alles andere als gewöhnlich und keineswegs wie „La La Land“. Der Regisseur Michael Gracey sammelt namhafte Größen wie Hugh Jackman um sich und erzählt die Geschichte des mittellosen P. T. Barnum, den außergewöhnliche Dinge faszinieren. Als er seinen Job verliert, eröffnet er einen Zirkus, um die Leute zu verzaubern. Für diesen Zirkus bringt er die kuriosesten Menschen zusammen und zeigt ihnen, dass sie sich nicht schämen müssen, sondern etwas Besonderes sind. Er wird mit seiner Show immer erfolgreicher, bis ihm der Ruhm zu Kopf steigt. Der Regisseur bringt nicht nur einen Film auf die Leinwand, sondern eine ganze Show. Die ZuschauerInnen besuchen eine Zirkusshow, die sie mit einem zauberhaften Soundtrack, großartigen akrobatischen und tänzerischen Leistungen und auch etwas Kitsch fasziniert und mitreißt. Wie Barnum sagt: „Es hat nie jemand etwas verändert, indem er so war wie andere.“

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Stell dir vor: Du wachst auf; und bist auf einem ungewollten LSD-Trip im in Schwarzlicht getauchten Gruselkabinett eines leerstehenden Vergnügungsparks umzingelt von PolizistInnen, die dich festnehmen. Klingt nach Good Time. Was der Titel verspricht, wirft der gleichnamige Film unter der Regie von Ben und Josh Safdie schonungslos über den Haufen. Im Prinzip ist die vermeintliche Good Time eine Härteprobe für jedeN KinobesucherIn: Über die Spiellänge wirkt es, als liege ein trüber Filter über dem Film, die Farben sind aggressiv leuchtend, trompetende Bässe und fiepende Sinustöne vertonen den Trip. 

Die Figuren sind keine AkteurInnen, sondern tragen ihr düster-determiniertes Schicksal aus. Alle wirken heruntergekommen und labern. Und warum ist der Film trotzdem genial? An den Kamerafahrten und technischen Feinheiten, den durchgehenden Close-Ups und einem in seiner Rolle schillernden Robert Pattinson erkennt man die wahre Größe von Good Time: eine qualvolle Hommage an die Qualitäten des Films als Medium – die herangezoomte Schönheit der einzelnen Figuren gegenüber ihrer willenlosen Auslieferung.           

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