Bild: Traditionelle Medienhäuser: Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Zeitung können nicht mit aktuellen Themen umgehen., Grüne als „Verbotspartei“ Bild: Symbolbild cc0

Kommentar. Spiegel Online und FAZ zeigten in den vergangenen Wochen, dass sie es nicht schaffen, ernsthaft mit Prozessen gesellschaftlichen Wandels umzugehen.

Erst jüngst titelte Spiegel Online in einer Überschrift „Rückkehr der Verbotspartei: Grüne wollen Amazon verbieten, Retouren zu vernichten“. Dabei ging es um eine Forderung der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katrin Göring-Eckhardt, die in einem Gespräch mit der Funke-Mediengruppe sagte: „Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft“ wobei sie sich auf die circa 11 Millionen zurückgesendeten Artikel, die Amazon vernichtet, bezieht. Stattdessen solle eine Vernichtung verboten, nicht Verkaufbares an Sozialkaufhäuser verschenkt und Rohstoffe recycelt werden. Diese äußerst nachvollziehbare Forderung, um den Verbrauch von Ressourcen zu vermindern, ermutigte den Spiegel, einmal tief in den Programmen unterschiedlicher Landesparteien der Grünen zu graben. Gefunden haben sie klassisch umweltbewusste Forderungen, wie Verbote von privaten Silvesterfeuerwerken, Kaffeebecher-Pfand und Steingarten-Verbot, womit die Grünen die Bevölkerung zu mehr Umweltschutz „erziehen“ – sprich: bevormunden – wollen. Auch die Welt ist auf den Zug aufgesprungen und zitiert in ihrer Überschrift direkt Philipp Amthor, den personifizierten letzten Versuch der CDU, mit einem rückwärtsgewandten Weltbild jung und hipp zu wirken. Seine Worte: „Hinter den Grünen verbirgt sich eine kleinkarierte Verbotspartei.“
Dass die Forderungen der Grünen alles notwendige Schritte sind, wenn wir der aktuellen globalen Klimaschutzbewegung nicht nur Lippenbekenntnisse zusprechen wollen, sei außen vorgelassen. Vielmehr wird dadurch deutlich, wie sehr die traditionellen Medien nicht in der Lage sind, mit derzeit stattfindenden Umschwüngen umzugehen und stattdessen in ihre machterhabene Position zurückfallen, in der die Sicherheit der bisherigen Lebensweise gewahrt bleiben muss. Denn es ist nicht der einzige Fall in jüngster Zeit. Erst vor wenigen Wochen stürzte sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) auf den Youtuber Rezo, der in seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ die Klimapolitik der CDU basierend auf wissenschaftlichen Quellen scharf kritisierte. Neben Bezeichnungen wie „Propaganda“ für das Video schrieb die FAZ in einem Tweet: „#Rezo will wie der Nachbarsjunge von nebenan wirken, verfolgt aber finanzielle Interessen. Welche Absichten Youtuber wie er haben und wieso das bei ihrer Reichweite problematisch werden kann, lesen Sie mit #Fplus.“ Dumm nur, dass der Youtuber bei besagtem Video die Werbeeinnahmen ausschaltete. Noch dümmer, dass der verlinkte Artikel hinter dem Bezahlprogramm der Tageszeitung versteckt ist. FAZ-Innenpolitikchef Jasper von Altenbockum ging sogar so weit, ein Video des Youtubers Actuarium zu posten, der ebenfalls in das Horn bläst, die Haltung Rezos sei nur gekauft. Als Beleg gelte ein Blick in das Impressum und das Netzwerk „tube one“, von dem Rezo Teil ist. Youtube-Netzwerk hört sich auch viel geheimnisvoller und gefährlicher an als beispielsweise Plattenlabel, oder Verleger, wovon es das Äquivalent ist. Auch dumm für Herrn von Altenbockum, dass der Youtuber Actuarium – bei Blick in das Impressum – außerdem eine islamistische und homophobe Seite betreibt.
Die FAZ kann ähnlich nicht mit einem Wandel der Medienlandschaft umgehen, wie der Spiegel mit der sich verändernden Parteilandschaft. Mit konkreten Vorschlägen zum Klimaschutz können es direkt beide nicht. Damit verfehlen sie ihre grundlegende demokratische Aufgabe.               

:Stefan Moll

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