Bild: Achtung Nazi: Legitime Antifa-Aktion oder Verletzung der Persönlichkeitsrechte?, Anonyme Antifa-AktivistInnen kleistern Campus voll Fotos: koi

Wer am vergangenen Montag zur Uni kam, konnte sie nicht übersehen: Dutzende großformatige Plakate zeigten das Porträt eines RUB-Studenten – und stellten ihn als Neonazi dar. Einschlägige Links-Blogs im Netz schlagen in die gleiche Kerbe. Formulierungen legen nahe, dass hier die InitiatorInnen der Plakataktion zu verorten sind. Bilder zeigen den Dortmunder bei rechten Veranstaltungen und charakterisieren ihn als Mitglied des „harten Kerns“ der mittlerweile verbotenen Gruppierung „Nationaler Widerstand Dortmund.“ Eine ähnliche Kampagne wurde offenbar auch schon zuvor an der Abendschule des Betroffenen durchgeführt.

Was halten die Studis an der RUB von der Plakatkampagne? Ist es in Ordnung, politische GegnerInnen öffentlich zu outen? Die :bsz-RedakteurInnen Katharina Cygan und Christoph Koitka haben nachgefragt.

Artur

"Die Grundrechte gelten für alle – zum Beispiel auch für Rechte und Islamisten. Wenn wir darauf nicht achten, sind wir nicht besser als die anderen. Wir leben schließlich in einem Rechtsstaat. Vielleicht hasst den Mann auch nur jemand und will ihm mit dieser Kampagne schaden. Die Plakate hängen ja wirklich überall und keiner kann überprüfen ob die Infos stimmen. Das finde ich nicht ok."

Simon

Simon. Foto: koi

"Ich finde es an sich schon gut, vor Nazis zu warnen. Ein Foto dazu muss aber meiner Meinung nach nicht sein – vor allem wenn es gegen den Willen des Betroffenen veröffentlicht wird."

Vildan

Ich finde das ehrlich gesagt nicht richtig. Selbst wenn er wirklich rechts sein sollte – die eigene Meinung sollte jedem selbst überlassen werden. Solange er niemanden verletzt, ist das eigentlich sein persönliches Ding.

Özlem

Özlem. Foto: koi

Ich bin selbst halb deutsch und halb türkisch und habe in Dortmund gewohnt – darum interessiert mich das Thema. Ich bin auch selber schon damit konfrontiert worden. Ich habe jetzt zwar keine Angst, weil ein Nazi im Nebengebäude studiert – aber ich finde nicht schlecht, dass man gewarnt wird.

4 comments

  1. Angst und Hass von rechts und links
    Wovor warnen Antifa und Konsorten denn hier? Dass es Nazis in unserer Gesellschaft gibt ist eine traurige Realität, der sich jeder bewusst sein sollte. Mit solchen Aktionen wird nur ein Klima aus Angst und Hass geschürt, das überhaupt erst der Nährboden für rechte wie linke Radikalisten ist. Interessant vor allem der letzte Satz auf dem Plakat. „Zeigt MB dass er nicht willkommen ist!“ Wie denn? Indem ich Juraprofessoren vermöble? Ich habe Null-Toleranz für gewalttätige Brandstifter. Ob sie von rechts oder links kommen ist mir dabei total egal.

  2. Erschreckend ist eher, dass
    Erschreckend ist eher, dass das Bild der Presse den Geschehnissen nicht gerecht wird!
    Mittlerweile ist unter den Kommilitonen Videomaterial des Vorfalls in Umlauf und es hat sich leider darauf zu meiner Enttäuschung gezeigt, dass der Herr Professor keineswegs ganz Unschuldig ist.

    Ich finde es schockierend wie sehr das Bild des Vorfalls, scheinbar durch die Bochumer Presse verzehrt wurde und obwohl ich der Antifa ein solch gewaltsames Vorgehen durchaus zugetraut hätte, zeigt das kursierende Video eher gegenteiliges.

    Ich hoffe nur das im Falle einer Anzeige, dass besagte Video dem urteilenden Richter zugänglich sein wird, obwohl ich da bisher meine Zweifel habe, da jedenfalls jetzt, dass besagte Video nur einem eingeschränkten Kreis zugänglich ist.

    Denn zum einen ist die Antifa darauf sichtlich friedlicher als man es ihr zutrauen bzw. glauben würde, zum anderen ist der Professor darin deutlich Handgreiflicher geworden als es geschildert wird und er selbst es verlautbaren ließ und zum anderen ist tatsächlich auch der beschuldigte Nazi „MB“ friedlicher als man denkt, in dem er den Mittelpunkt des Handgemenges scheinbar fern blieb.

  3. Verharmlosung und Enthaltung
    Es ist schon sehr bezeichnend, dass man sich hier auf so feige Art und Weise einem Kommentar zu der antifaschistischen Arbeit und der Tatsache, dass ein aktiver Neonazi, der einer der führenden Köpfe des militanten und gewalttätigen „Nationaler Widerstand Dortmund“ war und der Partei „DIE RECHTE“ ist, enthält. Dass man sich in keinster Weise positiv auf antifaschistische Arbeit, im Sinne einer Aufklärung über menschenverachtende Ideologien auf dem Campus äußert (oder gar auf die allgemeine Verharmlosung eingeht, z.B. der Jura Fachschaftsrat nennt Brücks neonazistische Aktivitäten „parteipolitisches Engagement“) ist traurig. Anstatt dessen versteckt man sich hier hinter dämlichen Kommentaren, die (größtenteils) aussagen, dass Brück (dem Menschen, der Bevölkerungsgruppen aus der Gesellschaft ausschließen und verfolgen will) seine persönliche Meinung zusteht, solange er niemanden verletze (das ist sehr fragwürdig!). Oder schlimmer, das Outing als böswilliger Rufmord abgetan wird, weil man die Infos über ihn nicht überprüfen könne (jeder Mensch, der einen Internetanschluss hat, findet etliche Infos über seine rechten Aktivitäten, sei es über seinen Vizevorsitz in „DIE RECHTE“ oder seinen Internet Versand „antisem.it“). Auch wenn ich von der bsz nicht viel erwartet habe, diese konsequente Enthaltung zu dem Thema enttäuscht mich, im Sinne eines kritischen und demokratischen Journalismus, sehr!

  4. Ährm
    LiebeR KommentatorIn,
    dir ist schon bewusst, dass montags Mittags die BSZ fertiggestellt wird, oder? Das war eine extrem kurzfristige und schnelle Sache, auf die Diskussion hinzuweisen und das noch nach eigentlichem Ende der Produktionssitzung. Sicherlich wird die bsz da noch was nachreichen.

    lg

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