Bild: Schwule Blutspender – leider ausgeschlossen., Die absurde Diskriminierung beim Blutspenden Grafik: ph/mar

Blutkonserven sind auch hierzulande Mangelware. So benötigen nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) 80 Prozent der Bevölkerung einmal im Leben eine Blutkonserve, während nur drei bis vier Prozent der EinwohnerInnen regelmäßig Blut spenden. Im Sommer kommt es in Krankenhäusern bereits häufig zu Engpässen bei der Versorgung mit Blutkonserven, wegen denen nicht-lebenswichtige Operationen verschoben werden müssen. Die Bereitschaft Blut zu spenden nimmt weiter ab und die Gruppe der regelmäßigen SpenderInnen überaltert zunehmend. All die Kampagnen und Aufrufe zum Blutspenden haben diese Entwicklung bisher leider nicht aufzuhalten vermocht. Umso absurder, dass homosexuelle und bisexuelle Männer in Deutschland pauschal von der Blutspende ausgeschlossen werden.

Begründet wird der Blutspende-Ausschluss von „Männern, die Sexualverkehr mit Männern haben (MSM)“ – oder jemals in ihrem Leben solchen hatten – mit der statistisch deutlich höheren Verbreitung von HIV-Infektionen bei selbigen. So erläutert die Bundesärztekammer (BÄK): „Aus den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) lässt sich ableiten, dass HIV-Neuinfektionen bei MSM im Vergleich zu heterosexuellen Männern ca. 100fach häufiger sind.“ Zwar wird jede einzelne Blutspende mit sehr zuverlässigen Tests auf HIV untersucht, doch bleibt das Problem der „diagnostischen Fensterphase“, in welcher erst kürzlich erfolgte Infektionen noch nicht festgestellt werden können. Bei HIV liegt die diagnostische Fensterphase laut einer Studie des DRK mit den verwendeten Tests bei etwa zehn Tagen. Zur Minimierung des daraus resultierenden Restrisikos sowie wegen der (sehr geringen) Möglichkeit eines Testversagens werden (vermeintliche) HIV-Risikogruppen von der Blutspende ausgeschlossen. Zum Aussortieren derselben dient dabei ein vorher auszufüllender obligatorischer Fragebogen.

Rational oder phobisch?

Tatsächliche HIV-Risikogruppen vom Blutspenden nach Möglichkeit auszuschließen, ist vernünftig und angebracht. Jedoch ist es unsinnig und diskriminierend, alle homosexuellen und bisexuellen Männer rein aufgrund von Statistiken und unabhängig von ihrem jeweiligen Sexualverhalten als Risikogruppe einzustufen. Schließlich gibt es auch langjährige monogame Beziehungen zwischen Männern. Eine sexuelle Orientierung auf das eigene Geschlecht ist weder mit Promiskuität noch mit leichtsinnigem Sexualverhalten gleichzusetzen. Das Autonome Schwulenreferat der RUB erklärt gegenüber der :bsz zur bestehenden Diskriminierung: „Wenn wir als Gruppe wirklich gleichgestellt sein wollen, dann gehört das Blutspenden unabdingbar dazu. Es ist keine Nebensächlichkeit, wenn die schwulen und bisexuellen Männer unter dem generellen Vorurteil leben, ständig wechselnde Partner zu haben und keinen Safer Sex zu betreiben.“

Hoffnung auf Gleichberechtigung

Die Bundesärztekammer äußerte im Juni die Absicht, den bestehenden Blutspende-Ausschluss lockern und dafür auf eine Veränderung des EU-rechtlichen Rahmens hinwirken zu wollen. Anscheinend geht es der BÄK jedoch entgegen geweckter Hoffnungen lediglich um einen Ersatz des Dauerausschlusses der MSM durch einen Ausschluss von Männern, deren letzter Sexualkontakt mit einem Mann innerhalb eines bestimmten Zeitraumes stattfand (z.B. innerhalb eines Jahres), ähnlich den Regelungen in mehreren europäischen und westlichen Ländern. Dabei wäre eine Änderung der relevanten EU-Richtlinie 2004/33/EG nicht einmal für die völlige Beendigung der MSM-Diskrimierung nötig, beinhaltet diese Richtlinie doch lediglich den Ausschluss von „Personen, deren Sexualverhalten ein hohes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt“.

Italien unterscheidet bei der Risikobewertung für Blutspenden schon seit 2001 nicht mehr zwischen homosexuellen und heterosexuellen Beziehungen und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Auch in Deutschland sollte nicht die sexuelle Orientierung, sondern das Sexualverhalten für die Risikobewertung ausschlaggebend sein. Bleibt zu hoffen, dass die Bundesärztekammer in nicht allzu ferner Zukunft zu einem grundsätzlichen Wandel ihrer bisherigen Position zu den MSM bereit sein wird. Denn wie das Schwulenreferat richtig feststellt: „Die mangelnde Bereitschaft Blut zu spenden betrifft uns alle. Ganz gleich, welcher Ethnie oder sexuellen Orientierung man sich zugehörig fühlt. Durch die Legalisierung von ‚schwulem‘ Blut kann die Situation der Blutspenden in Deutschland zumindest nicht verschlechtert werden.“

Patrick Henkelmann

 

2 comments

  1. Was macht „die Männer, die im
    Was macht „die Männer, die im vergangenen Jahr sexuellen Kontakt zu anderen Männern hatten“ denn für einen Sinn, wenn die Fensterphase nur 10 Tage dauert? Warum werden nicht alle, die binnen 10 Tagen ungeschützten Verkehr hatten, ausgeschlossen? Statistisch gesehen haben nämlich _Menschen_, die kein Kondom benutzen, häufiger HIV als solche, die es tun.

  2. Witzig.
    Ich arbeite seit Jahren in der Nachtgastronomie.
    Ich kenne genug Kerle die sehr viele Frauen flachlegen, sogar ihre Frauen betrügen. Aber unter der Woche schön Blutspenden gehen. Das wird nicht gesehen. Hauptsache auf den Schwulen rumstochern.

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