Bild: Symbolbild, Musik als emotionaler Beistand Bild: CC0

Eine Studie untersuchte, ob sich der Umgang mit Musik im Lockdown veränderte und ob diese sich als seelisches Heilmittel bewahrheiten konnte.

 Bereits Friedrich Nietzsche schrieb: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum” und er sollte damit Recht behalten. Musik begleitet die zivilisierte Menschheit schon seit ihrem Anbeginn. Mit Gesängen und Liedern, die den sozialen Zusammenhalt bereits im Mutterleib zu stärken vermögen, ist die Musik ein Bestandteil des Menschseins. Sie vermag es, sowohl als Bekräftigung positiver Stimmungen, wenn sie uns zum Tanzen motiviert oder uns beim Entspannen hilft, als auch ein Begleiter durch schlechte Zeiten wie Trauer bei Seite zu stehen. Letzteres soll hier das grobe Thema sein, denn die Corona-Pandemie und der Lockdown hat vielen Menschen seelisch zu schaffen gemacht. Wie sich der Umgang mit der Musik während der Corona-Lockdowns veränderte und ob sie sich als Heilmittel in Krisenzeiten bewahrheiten konnte hat eine Studie des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik untersucht. 

Der Anstoß für die Studie waren die zahlreichen Berichte über Menschen, die auf ihrem Balkon sangen und Live-Konzerte die vom Wohnzimmer aus über das Internet gestreamt wurden. Die Studie nahm die Zusammenarbeit mit dem schwedischen Musikpsychologen Nils Christian Hansen, der sich ebenfalls einen sehr ähnlichen Fragestellung widmete, auf. Für die Studie befragte man rund 5.000 Menschen aus vier europäischen Ländern, sowie Indien und den USA, um eine Vielfalt in der Härte von verhängten Lockdowns einzufangen. 

Dabei wurde schnell klar, dass die Härte des Lockdowns keinen Unterschied machte und die Musik in als wichtiges Hilfsmittel in Krisenzeiten zu sein scheint. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie zeigen, dass rund 57% der Befragten Verhaltensänderungen in Bezug auf das Musikhören oder Musizieren, den Situationen und Formaten. Das Musikhören gehörte zu den Top-6 Alltagsbeschäftigungen, die im eingeschränkten Bewegungsradius des Lockdowns an Wichtigkeit gewonnen haben. Mehr als die Hälfte gaben an, dass die Musik emotional helfe und sie sich dadurch weniger einsam fühlten. Die Musik habe geholfen Freude zu verspüren, Zustände zu mildern und Trost zu spenden. Die Musik wurde während des Lockdowns auch anders genutzt als sonst. Dabei sei ein wichtiger Punkt das Musikauswahlverhalten gewesen. Über die Hälfte entwickelte ein Interesse an „Coronamusik”, in der die Pandemie thematisiert wird, und ein Drittel höre nun sogar andere Musik und Musikgenres als vorher. Die Studie schließt daraus, dass die Änderung im Musikgeschmack auf eine gezielte Suche von Musik, die dabei hilft mit der Situation zurechtzukommen, hinweist. Viele Teilnehmer:innen berichteten, dass sie Musik öfters allein und konzentriert hörten und nicht nur im Hintergrund laufen ließen. Menschen seien intuitiv sehr gut darin, passende Musik für die momentane Stimmung auszusuchen. Auch der Austausch von Musik habe stark zugenommen und man habe öfter Playlisten und Links geteilt als sonst. Hier sei ein gewisser sozialer Zusammenhalt geformt worden, denn durch den Austausch signalisierte man, dass man im selben Boot wie sein Gegenüber sitze. Aber auch ohne den Austausch mit anderen, wirkte die Musik als Gesprächspartner und konnte die reduzierte soziale Interaktion ersetzen. Egal wie schlimm das Virus verbreitet oder wie hart die Lockdowns in den jeweiligen Befragten waren, die Effekte der emotionalen und sozialen Stressbewältigung waren überall zu finden. Der Umgang mit der Musik hilft bei Angst, Depressionen, Stress und Einsamkeit. Sie ist leicht verfügbar und kann helfen emotional stabil zu bleiben.  Selbst habe ich während meiner Quarantäne auch festgestellt, dass ich mehr Musik als sonst gehört habe und auch mal in andere Genres reinschnupperte während man krank im Bett lag oder meinen Alltag bewältigte. Natürlich ließ ich meine Lieblingsplaylist auch immer mal wieder laufen, fügte neue Songs hinzu, löschte welche raus, die mir nicht mehr gefielen. Auch neue Formate wie Podcasts haben dafür gesorgt, dass man sich nicht ganz so alleine gefühlt hat. Besonders Hörbücher haben mir das ein oder andere Mal beim Einschlafen geholfen. Der Gefallen an der „Coronamusik” ist mir nicht gekommen und auch das Teilen von Musik hat nicht großartig zugenommen. Jedoch hörte ich Musik bewusster und gewählter. Habt Ihr, liebe Leser:innen, ähnliche Erfahrungen mit Eurem Umgang mit der Musik gemacht?  

  :Artur Airich

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