Bild: Symbolbild, Grammys dieses Mal kaum der Rede wert Bild: CC0

Zum 64. Mal fanden dieses Jahr die Grammys statt. In Anbetracht der Skandale und Kontroversen der letzten Wochen und Monate wirkten sie fast langweilig. 

Die 64. Grammys waren vor allem eines: relativ unspektakulär. Die Zuschauerzahl ist nach einem Tiefpunkt im letzten Jahr wieder eher auf dem aufsteigenden Ast, doch wirkt eine solche Veranstaltung etwas fehl am Platz in der aktuellen Situation. Ein eigenes Segment zur Situation in der Ukraine und eine Ansprache von Präsident Selenskyj waren ein gut gemeinter Versuch, doch schlussendlich nur eine weitere rein symbolische Aktion, von der es derzeit bereits genügend gibt. Auch besonders große Kontroversen blieben aus. Die üblichen Grammy-Darlings erhielten ihre Preise, und auch bei neueren Artists gab es keine wirklichen Überraschungen. Bei den Nominierungen gab es durchaus fragwürdige Entscheidungen: Sowohl Little Simz als auch Porter Robinson hätten zumindest eine Nominierung verdient, und in den Genres Rock sowie Hard Rock/Metal wurden – wie so oft – leider wirklich nur die naheliegendsten Künstler:innen und Alben nominiert, statt jene zu würdigen, die neue Ideen einbringen. Ganz ohne fragwürdige Entscheidungen ging es jedoch auch dieses Jahr nicht. Marilyn Manson und Louis CK waren beide nominiert (Mansons Nominierung wurde später zurückgezogen), Letzterer erhielt sogar den Preis für das beste Comedy Album, obwohl es gegen beide eine große Zahl an Vorwürfen wegen Missbrauch, sexueller Gewalt und Übergriffigkeit gab und gibt. Dave Chapelle fiel außerdem durch transfeindliche Kommentare auf, sowie einer fragwürdigen Story über einen „woken Mob“, der Schuld am Suizid einer Freundin Chapelles sein sollte. Nominiert war er trotzdem. Sauer aufgestoßen hat es außerdem einigen Zuschauer:innen, dass die Band SOJA den Preis für das beste Reggae-Album erhielt. Nicht nur, weil damit eine weiße Band den Preis erhielt, sondern auch, weil viele – auch Reggae-Fans – in diesem Moment das erste Mal von der Band hörten. Für sich allein wäre dies wohl kaum der Rede wert, wenn die Grammys nicht eine lange Geschichte hätten, wenn es darum geht, schwarze Musik und Künstler:innen zu vernachlässigen. Seit Jahren, eher Jahrzehnten, gibt es Kritik in diese Richtung: Während nicht-weiße Künstler:innen in Kategorien, die selber in gewisser Weise rassifiziert sind – so zum Beispiel RnB, Hip Hop, Latin etc. – meistens die Nominierungen und Preise erhalten, sind sie in anderen Kategorien unterrepräsentiert. Besonders beim Album des Jahres, wo seit den ersten Grammys nur 10 schwarze Künstler:innen einen Preis mit nach Hause nahmen.        

                       :Jan-Krischan Spohr

 

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