Bild: Symbolbild, Corona und die Mythen Bild: CC0

In den Jahren seit Beginn der Pandemie haben sich einige Mythen und Missverständnisse etabliert, und immer wieder geistern gewisse Berichte durch die Medien. Nicht alle davon sind auf einschlägige Verschwörungs-Kreise zurückzuführen. Auf dieser Seite wird eine kleine Auswahl von ihnen kontextualisiert und erklärt.  

„Es sind mehr Geimpfte als Ungeimpfte auf den Intensivstationen!“ 

In bestimmten Regionen und zu bestimmten Zeiten entsprach dies durchaus der Wahrheit. Jedoch war es darauf zurückzuführen, dass ganz einfach mehr Menschen geimpft als ungeimpft waren. Ein kleiner Prozentsatz einer sehr großen Gruppe kann immer noch größer sein als ein sehr großer Prozentsatz einer kleinen Gruppe, und genau das war bei diesen Zahlen der Fall. 

„COVID kommt aus dem Labor!“ 

Die genaue Herkunft von COVID-19 konnte bisher nicht festgestellt werden. Genetische Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass die ursprüngliche Variante zuerst im November 2019 auftrat und starke Ähnlichkeiten zu einem Coronavirus hatte, die unter Fledermäusen verbreitet war. Die Ergebnisse einer ersten Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichneten eine Labor-Herkunft des Virus als extrem Unwahrscheinlich, weitere Untersuchungen stehen jedoch noch aus. Eine bewusste Manipulierung und Verbreitung des Virus wird von praktisch allen Expert:innen ausgeschlossen. Die Möglichkeit, dass das Virus durch einen Unfall in einem Labor in Wuhan, welches Coronaviren in Fledermäusen untersucht, freigesetzt wurde, kann jedoch nicht vollends ausgeschlossen werden. China verweigert eine weitere Kooperation mit der WHO, die sich auf Labore und Forschungsinstitutionen fokussieren sollte. 

„Nur eine Grippe“ 

Bereits seit einiger Zeit kommt aus Kreisen von Querdenken und anderen Verschwörungsgläubigen der Vorwurf, dass COVID-19 nur eine „Grippe“ sei, deren Verläufe nicht schwerwiegend genug seien um die Maßnahmen zu rechtfertigen. Seit kurzer Zeit kommen solche Aussagen jedoch auch aus informierten Fachkreisen. Warum? Omikron und die Subvarianten haben tatsächlich im Durchschnitt mildere Verläufe als beispielsweise Delta. In Kombination mit vielen Geimpften, und solchen die auch schon eine Boosterimpfung erhalten haben, welche zusätzlich vor schweren Verläufen schützt, führt das nun dazu, dass viele Infizierte nur noch milde Symptome haben. Boosterimpfungen schützen beispielsweise zu über 90 Prozent vor Hospitalisierung. In England heißt das aktuell, dass Infektionen mit der Omikron-Variante sogar seltener tödliche Verläufe haben als die saisonale Influenza. Derzeit ist eine Infektion damit 4000 (!) Prozent weniger tödlich als im Januar 2021, während der Alpha-Welle und vor Impfungen. Doch dabei muss klar sein: COVID-19 bleibt deutlich ansteckender als die Grippe, und mehr Fälle führen entsprechen auch zu mehr schweren Verläufen, Long-COVID und auch Toten. 

Horrorvariante XYZ! 

Mutationen von COVID-19 waren immer wieder ein Grund für steigende Fälle. Schwerere Verläufe, höhere Ansteckung und komplett neuartige Symptome gehörten zu den Veränderungen. Von der derzeit dominanten Omikron-Variante erhoffen sich viele das Ende der Pandemie, denn während sie ansteckender ist, sind ihre Symptome bei geimpften und geboosterten Menschen deutlich öfter mild. Doch nicht jede neu entdeckte Variante hat sich als das herausgestellt, was man zuerst erwartet hat, und manche Medien sind freudig auf den Panik-Zug aufgesprungen, statt Vorsicht walten zu lassen. „Deltacron“ ist dabei ein Name der immer wieder fällt: Ein erster Fall auf Zypern stellte sich als kontaminiertes Sample heraus, doch nun bestätigten sich unabhängig davon einige Fälle in Frankreich. Für fachkundige Wissenschaftler:innen ist die Variante jedoch kaum von Besorgnis. Man betrachte sie sorgfältig, gehe jedoch nicht davon aus, dass sie signifikante Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen haben wird, so Dr. William Lee, der für das Center for Disease Control der USA arbeitet. Derzeit wird auch viel von BA.2, einer Subvariante von Omikron, gesprochen. Neu ist sie jedoch nicht, schon im November war bekannt, dass Omikron in drei Subvarianten existiert, von denen zuerst BA.1 dominant war. Einige Medien sprechen davon, dass BA.2 für die steigenden Infektionszahlen verantwortlich sei. In den USA kann dies jedoch beispielsweise nicht beobachtet werden und in Europa haben die meisten Länder, in denen es so scheint, zur gleichen Zeit einen Großteil – oder sogar alle – der Restriktionen aufgehoben. Ein Anstieg der Fälle ist somit keine Überraschung, und sollte nicht allein auf eine „neue“ Variante zurückgeführt werden. Eines bleibt jedoch: Impfungen schützen, auch gegen Omikron, BA.1 oder BA.2. 

 :Jan-Krischan Spohr

 
 
 

 

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