Bild: Symbolbild, Happy Veganuary Bild: CC0

Auch Januar 2022 wird wieder Veganuary. Einen Monat soll man sich vegan ernähren. Was steckt hinter fleischloser und pflanzlicher Ernährung, wie verbreitet ist sie, und was bringt es? 

Veganismus und Vegetarismus werden gern als Trend, oder als „en vogue“ bezeichnet. Wie sehr das wirklich zutrifft, wird sich erst in der Zukunft zeigen, denn ob fleischlose und gänzlich pflanzenbasierte Ernährung nur eine Modeerscheinung oder eine langfristige Veränderung ist, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mit Sicherheit sagen. Die Zahl der Vegetarier:innen in Deutschland fluktuiert laut Statistiken, und 2021 sollen es 7,5 Millionen gewesen sein. Im Vergleich dazu waren es 2011 nur 6,38 Millionen, ein ähnlicher Höchstwert wie letztes Jahr wurde jedoch bereits 2013 einmal erreicht. Zwischen 2015 und 2020 hat sich die Zahl der Veganer:innen in Deutschland von circa 850.000 auf 1,13 Millionen erhöht. Weltweit liegt bei der Zahl von Menschen, die kein Fleisch essen, Indien weit vorne. Auch religiöse Gründe tragen dort dazu bei, dass sich 2020 38% der Bevölkerung vegetarisch ernähren.  
Der Markt für Fleischersatzprodukte boomt jedoch: der Umsatz mit diesen Produkten hat sich seit 2019 verdoppelt, und statt nur fragwürdigem, bröseligen Supermarkt-Tofu wie vor einigen Jahren, findet sich in fast allen Lebensmittelgeschäften mittlerweile eine breite Auswahl für jeden Geschmack. Dabei hat man außerdem oft die Wahl zwischen Eigenmarken, Bio-Produkten und solchen, die von großen Unternehmen wie Nestlé und Danone hergestellt werden. Selbst große Fastfood-Ketten bieten solche Produkte mittlerweile an, was man sehr gut am Plant-based Long Chicken von Burger King merkt, der gefühlt das größte Ding des letzten Jahres in der veggie-Bubble in den Sozialen Medien war. Auch bei Ersatzprodukten gibt es also keine Garantie auf heile Welt und nachhaltige Produktion.  

Seit 2014 gibt es die Challenge und gleichnamige großbritannische Non-Profit Organisation Veganuary, seit 2019 auch in Deutschland. Das Ziel ist, wie das portmanteau suggeriert, über den Monat Januar vegan zu leben. Online kann man sich anmelden, und erhält Infos und Tipps zur veganen Ernährung, und über 200 Unternehmen beteiligen sich in Deutschland an der Aktion. Zu diesen Unternehmen gehören natürlich zu großen Teilen diejenigen, die auch – selten aber nur – daran verdienen. Die Aktion kommt offensichtlich gut an und scheint noch Raum für Wachstum zu haben. Kritik gibt es selbstverständlich auch: Manchen Tierrechtler:innen geht es nicht weit genug, einige wittern die Profitinteressen der beteiligten Unternehmen, manche sehen auch in einer freiwilligen Aktion wie dieser eine kulturmarxistische Unterwanderung™ unserer westlichen Gesellschaft™  durch die Linksgrünen™. Klar ist jedoch, dass zu bewusster Lebensweise mehr gehört als einmal im Jahr einen Monat lang kein Fleisch und keine Tierprodukte zu essen. Ein veganes Schnitzel von Nestlé ist immer noch ein Nestlé-Produkt, mit den entsprechenden Vorbehalten. Und gesund lebt man auf jeden Fall nicht automatisch, auch wenn man vegan lebt. Dazu gehört einiges an Recherche und Arbeit. Genau das kann jedoch niemandem schaden und einen bewussteren Umgang mit den Lebensmitteln, die wir kaufen, zu fördern, woher sie kommen und wie sie hergestellt werden, kann ein positiver Effekt von solchen Aktionen sein. 

 :Jan-Krischan Spohr 

   

 

 

Viele Ketten nehmen mittlerweile am Veganuary teil und neben den kulinarischen Möglichkeiten, gibt es noch eine Vielzahl Vorteile sowie Vor-Urteile.  

Ein beliebtes Vorurteil ist, dass eine vegane Ernährung nicht alle Vitamine oder Nährstoffe wie Proteine decken könnte. Ein Mensch leide unter Mangelernährung, wenn er:sie sich vegan ernährt. Unter einem Vitaminmangel kann zwar natürlich jede:r leiden, wenn man nicht genügend Obst oder Gemüse (oder Vitamintabletten) zu sich nimmt und unter dem Gesichtspunkt der veganen Szene, dass es viele gerade aus gesundheitlichen, ökologischen und moralischen Gründen durchziehen, hinkt das Argument an allen Ecken und Kanten, jedoch hält es sich dennoch sehr hartnäckig. Das Schöne an veganer Ernährung ist auch die Bewusstheit des Konsums. Dadurch, dass man eh darauf achtet, was man essen kann und nicht, achten viele gerade auch auf die Zufuhr der Nährstoffe. Man weiß häufig genauer darüber Bescheid, was man zu sich nimmt und beugt dadurch auch häufig einen Vitaminmangel vor. Dazu kommt, dass vegane Produkthersteller:innen wissen, ihre Kund:innen mögen es gerne gesund, also wird von allein darauf geachtet, dass genügend Nährstoffe sogar in angereicherten Produkten wie Joghurt oder Fertiggerichten vorhanden sind.   

Nun verhält es sich aber so, dass ein Mensch auf das coole Vitamin B12 angewiesen ist, welches in tierischen proteinhaltigen Produkten vorhanden ist. Aber meistens nicht mal genug, weswegen den Tieren synthetisch das Vitamin verabreicht wird. Also natürlich wird der Mangel dabei auch nicht gedeckt. Das nur mal so. Selbst durch eine ausreichende Aufnahme, kommt es leider dennoch auf den Darm eines Menschen an, ob damit auch der Bedarf gedeckt werden kann. Das würde jetzt alles zu weit führen, aber dieses Allrounder-
Vitamin, welches für viele Funktionen wie den Müdigkeits- und Konzentrationshaushalt wichtig ist, macht uns allen möglicherweise Probleme. Wie gesagt, achten viele Hersteller:innen veganer Produkte deswegen gezielt auf die Zufuhr des Vitamins und auch wenn man keine angereicherten Produkte zu sich nehmen mag, gibt es viele Tabletten, die B12 enthalten, auf dem Markt, sodass man seine vegane Ernährung problemlos fortführen kann. Ob dem Tier das Vitamin verabreicht wird oder ob man es selbst künstlich zu sich nimmt, macht den Kohl auch nicht fett.  

Ist eine vegane Ernährung also gesund? Ja – unter Voraussetzung, dass man sich ausgewogen ernährt. Wie also bei allen Ernährungstypen. Sie soll keinen besonderen Vorteil gegenüber der vegetarischen Ernährung besitzen, solange auch die ausgewogen ist. Aber es gibt Studien, die besagen, dass Antibiotika-Resistenzen seltener auftreten als bei Omnivoren. Aber wie gesagt, setzt man sich eher mit dem Essen auseinander, wenn ein Mensch sich vegan ernährt und somit kann man selbst dem angeblichen Proteinmangel mit abwechslungsreicher Ernährung problemlos entgegenwirken. Das bringt sowieso eine schöne Abwechslung in die Küche und macht mehr Spaß.   

Zu sagen ist noch, dass sich vegan Ernähren viele ökologische Vorteile bringt. Selbst der Öko-Test setzte sich mit dem Thema auseinander und gibt mit Quellen an, dass eine vegane Ernährung den CO2-Fußabdruck um 73% verringern kann. Man spare durchschnittlich 57

8 kg CO2 pro Jahr ein. Außerdem würde bereits ein Fünftel weniger Fleisch so viel Klimagase einsparen, wie das Stilllegen des Braunkohlekraftwerks Weisweiler, welches der viertgrößte deutsche CO2-Emittent ist. Zudem ist der Wasserverbrauch eines:einer Veganer:in weniger als halb so groß, wie eines Fleisch essenden Menschen.  

 

          :Lukas Simon Quentin

 

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