Bild: Nullrunde: Die Lohntüte bleibt halbleer., Systemrelevant, aber nicht mehr wert? Bild: lewy

Im Öffentlichen Dienst stand die nächste Tarifrunde an. Aus den Forderungen nach Lohnerhöhungen wurde jedoch nichts. 

In die Auseinandersetzung waren die Dienstleistungsgewerkschaft
ver.di und der Deutsche Beamtenbund (DBB) mit einer Forderung nach fünf Prozent Lohnerhöhung beziehungsweise mindestens 150 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gegangen. Da die in dieser Runde durchgesetzten Ergebnisse auch auf die Branchen von Schwestergewerkschaften von ver.di, nämlich die der Lehrer:innen- und Erzieher:innengewerkschaft GEW, der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie der IG Bau, übertragen werden sollen, vertreten ver.di und DBB zusammen faktisch alle im öffentlichen Dienst der Bundesländer beschäftigten mit Ausnahme von Hessen. Das sind etwa 2,3 Millionen Angestellte, rund 50.000 Azubis sowie an die 1,2 Millionen pensionierte Beamt:innen. Besonderes Augenmerk lag zudem auf den Pfleger:innen, die bereits vor der Pandemie in zunehmend heftigere Auseinandersetzungen getreten waren und deren „Systemrelevanz“ spätestens seit Corona für alle offensichtlich zutage getreten ist. Hier forderte ver.di mindestens 300 Euro monatlich mehr. 

Angesichts dieser Forderungen sind die nun durchgesetzten Ergebnisse stark ernüchternd: Statt den fünf Prozent gibt es lediglich 2,8 Prozent – und zwar ab Dezember 2022. Vorher gibt es nichts, außer einer einmaligen „Corona-Sonderzahlung“ von 1.300 Euro beziehungsweise 650 Euro für Azubis, Praktikant:innen und Studierende. Diese erhalten ab Dezember 2022 zudem statt den geforderten 150 Euro lediglich 50. Pfleger:innen werden dann statt 300 Euro nur 70 Euro mehr erhalten. Damit sind auch die 12 Monate Laufzeit vom Tisch: Stattdessen sind 24 Monate angesetzt. Das heißt, die Gewerkschaften dürfen erst in zwei Jahren das nächste Mal für Lohnerhöhungen streiten. Kritiker:innen weisen indes darauf hin, dass es sich dabei nicht nur um eine Nullrunde für das kommende Jahr handelt, sondern angesichts der Inflation faktisch um eine zweijährige Null-, wenn nicht sogar eine Minusrunde. Sprich: Die Lohnerhöhungen halten kaum mit der Inflation Schritt. Diese steigt aktuell rapide an und kletterte in Deutschland zuletzt auf 5,2 Prozent. 

:Leon Wystrychowski 

 

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