Probleme mit Rechtsextremismus gibt es an Unis nicht nur in einer Form. Neben gewaltbereiten Neonazis im Hörsaal fällt menschenfeindliches Gedankengut auch bei Profs immer wieder auf. 

Es wirkt oft als hielten Universitäten sich für immun gegen den Einfluss Rechtsextremer und ihrer Ideologie(n). Besonders in der Vergangenheit herrschte das Bild der bildungsfernen, stumpfen Neonazis vor, welches auch in den 90ern – einer Zeit besonders intensiver rechtsextremer Gewalt – die Realität nur dürftig akkurat beschrieb. Selbst nach der intensiveren Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit und besonders der Kontinuitäten, die durch die Proteste der 68er-Bewegung erzwungen wurde, verschwanden menschenfeindliche, rechte Ideologien nicht aus den Hochschulen. Universitätsleitungen, Dozierende und auch Studierende stehen dabei meist vor  dem Dilemma, wie sie mit diesen Ideen und den Personen, die sie verbreiten, umgehen wollen. Neben den stereotypischen Nazi-Schlägern gibt es in Deutschland jedoch eine etablierte neu-rechte Szene, die sich oft nach außen hin von  ersteren distanziert, ideologisch jedoch kaum Unterschiede zeigt. Beispiele gibt es genug: aktuell wird an der Uni Greifswald gegen die Rückkehr des Rechtswissenschaftlers und ehemaligen AfD-Politikers Ralph Weber demonstriert. Selbst bevor er Mitglied der Partei wurde, fiel er damit auf, Kleidung einer rechtsextremen Marke zu tragen, worauf ein Verbot dieser in die Hausordnung der Uni aufgenommen wurde. Er hatte außerdem Kontakt zu mehreren Neonazis und in die Reichsbürgerbewegung. Bisher reagierte die Uni nur damit, eine Alternative Vorlesung anzubieten, damit Studierende nicht zwangsläufig an der von Weber teilnehmen müssen. Die Einsicht, dass so eine Alternative nötig ist, wirft jedoch die Frage auf, wie eine Person wie Weber überhaupt tragbar ist. An der Technischen Hochschule in Ulm wurde vor einigen Monaten ein Dozent geoutet, der in den 90ern an Neonazi-Aufmärschen teilnahm, und mit einem Sprengsatz einen Anschlag auf Linke verüben wollte. Dies war der Uni bekannt, er habe sich jedoch von seiner Vergangenheit distanziert. Eine vom Recherchekollektiv ***Rechte Umtriebe Ulm*** offengelegte Spende an den rechtsextremen Martin Sellner vor wenigen Jahren, lässt an dieser Distanz jedoch Zweifel aufkommen. Dies sind nur zwei Beispiele, weitere Fälle von Professoren mit Verbindungen in rechtsextreme Kreise oder Fällen von offenem Rassismus gab es an der Humboldt-Universität Berlin, der Uni Leipzig, in Wien und selbst bei einem Professor, der Nachwuchs für den Bundesnachrichtendienst ausbildet. Auch Hochschullisten mit Verbindungen zu Rechtsextremen gibt es vielerorts, auch wenn sie oft kaum politisch relevant sind. Auch unter dem Namen „Campus Alternative“ rekrutieren solche Listen ihre Mitglieder meist aus Burschenschaften und der Jugendorganisation der AfD „Junge Alternative“. Mit ihren engen personellen Verbindungen und Überschneidungen zur extrem rechten Szene, müssen diese jedoch trotz politischer Irrelevanz nicht für ungefährlich gehalten werden. 

:Jan-Krischan Spohr

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