Bild: Beeindruckende Euphonie – Klangkörper im Musikforum., Eine Festivität der ganz andere Art Bild: becc

Digitale Immersion, virtuelle Klangräume und Theater Environments, die in menschlichen Körpern nachhallen. Darum geht’s und das bedeutet der Name. Was wurde im Schauspielhaus angeboten?  

In Kooperation des Schauspielhauses Bochum und des Planetariums Bochum wurde bereits 2019 das sogenannte DIVE-Festival für immersive Künste abgehalten. Das Akronym DIVE leitet sich aus den Schlagwörtern Digitale Immersion, Virtuelle Klangräume und Theater Environments ab. Es werden dementsprechend Künste und Installationen präsentiert, die es den Besucher:innen oder Zuschauer:innen und Zuhörer:innen erlauben, vollends in die Darbietungen abzutauchen. In der letzten Woche fand vom 04. bis zum 07. November die DIVE-Ausgabe des Jahres 2021 im Planetarium, Schauspielhaus und auch zum ersten Mal im Anneliese Brösk Musikforum statt. Im Foyer der ehemaligen St.-Marien-Kirche boten der Berliner Musiker Philip Sollmann und der ebenfalls aus Berlin stammende Musikproduzent Konrad Sprenger ein sogenanntes Modular Organ System dar – eine Klanginstallation, welche sich als kreative Neuinterpretation einer traditionellen Pfeifenorgel, Kirchenorgeln und gestalterischen Elementen beschreiben lässt. In der Praxis stellte sich das Modular Organ System als in künstlerischer Komposition über das Musikforum-Foyer verteilte Orgel-Bestandteile und Anverwandte Musikkörper heraus. Verschiedene Klangkörper – herkömmliche Orgelpfeifen, gewaltige Hörner, oder kleinere geschwungene Trompetenköpfe und nicht identifizierbare, aber Geräusche abgebende Objekte – wurden unter Bestrahlung in Szene gesetzt. Das Ergebnis: Eine paradoxe kakophonische Euphonie ungeheuerlicher Lautstärke, die es erlaubte, ganz in die einzelnen Töne der verschiedenen Klangkörper abzutauchen. Die Erfahrung, sich dieser durchdringenden Sinfonie auszusetzen, barg vor allem wegen unserer von der Digitalisierung und Visualität geprägten Lebenswelt erstaunliche Eindrücke: Die Wahrnehmung verändert sich, wenn uns lediglich ein karges Bild präsentiert wird, aber dafür ein Reichtum an Klängen. Das Modular Organ System lud auf erfrischende und unkonventionelle Art und Weise zum Innehalten sowie achtsamen Hin- und Zuhören ein und bereicherte das diesjährige DIVE-Festival. 

:Rebecca Voeste

 

Das DIVE Festival im Schauspielhaus

Sub

Sub fand unten im Schauspielhaus auf der Höhe des Oval Office statt. Es gibt eine kleine Einweisung, bevor man den Raum betreten darf, der komplett abgedunkelt ist. Das war absolut schwarz. Es gab eine kinogroße Leinwand auf der gegenüberliegenden Wand, auf der verschiedene Lichteffekte wie Striche, sich bewegende Formen bis zu verschwommen wirkenden Wolken, die einen nach ihrem Erscheinen wieder in die Dunkelheit entlassen haben. Zwischendurch waren nur sehr kurze Sequenzen mit Licht zu sehen und danach mehrere Sekunden wieder tiefste Nacht für das Auge. Unterlegt war das Ganze mit sphärischen Tönen. Man konnte nach den Lichteffekten nicht mehr sagen, ob der Bildschirm noch in etwas abgeschwächter Form etwas abbildet oder ob das Auge nur verarbeitet, was gerade so hell aufleuchtete. Die Lichteffekte flackern teilweise nach wie Wellen mit SEHgang. 

 

Das Ganze ist vielleicht nichts für Epileptiker oder Menschen, die mit absoluter Dunkelheit nicht klarkommen. Aber teilweise gab es musikartige Geräuschkulissen, sodass man bei den Lichteinlagen an einen Techno-Bunker erinnert wurde. Es ist ein wahnsinnig spannendes Spektakel gewesen, was man so nicht alle Tage zu sehen und fühlen bekommt. Vor allem, weil jedes Auge die Effekte unterschiedlich verarbeitet, ist der Austausch während der Installation besonders spannend gewesen.

 I AM

Das ist ein Virtuell-Reality-Erlebnis mit einer Brille und Kopfhörern, welche abgetrennt in einem kleinen Raum im Foyer zu finden waren. Es ist möglich gewesen, die Tour auf Englisch oder auf Japanisch durchzuführen. Für mich war es die erste VR-Erfahrung und natürlich habe ich dann versucht, die Sachen in meiner unmittelbaren Nähe zu berühren, was nicht ging. Man war zuerst in einem Tunnel mit flachem Wasser, wo man eine Einführung in die Geschichte bekommen hat, bevor man in den Hauptraum kam. Dort konnte man mit Blicken entscheiden, in welchen Raum man dann zuerst wollte. Insgesamt ist man in drei Räume gekommen, wovon einer einen Wald barg, ein anderer einen Fahrstuhl, der einen in einen sphärischen, weltraumartigen freien Raum beförderte. Man will danach noch einmal die ganze Tour machen und sich umentscheiden, aber natürlich gab es einen straffen Zeitplan, sodass das nicht möglich war. 

Es ging um die Atmung und viel um das Selbst und welche Fragen einen auf dem Herzen liegen. Am Ende konnte man seine Frage stellen und hat natürlich eine vorgefertigte Antwort bekommen, die einen schlauer und ratlos zurücklässt. Die ganze Welt würde nur für einen existieren, weil man der Ausgangspunkt des eigenen Lebens ist und man sich die ganze Zeit selbst spielt, sowie alle für einen selbst spielen.  

Dass das Schauspielhaus auf dem Festival zwei Mal vertreten ist, hat sehr gut gepasst und es war eine sehr angenehme Stimmung auf den Fluren. Es war der perfekte Ort für die beiden Installationen. 

:Lukas Simon Quentin

 

 

 

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