Bild: Kunst – Auszug aus Schande (Disgrace), Ein Wochenende – 4 Premieren Marcel Urlaub

Am vergangenen Wochenende fand ein Event der besonderen Art statt. Schauspielliebhaber:innen besuchten das Zehn X Freiheit Festival.

Bei dem Festival konnte man sich für 45€ beziehungsweise 30€ ein Ticket kaufen und damit vier verschiedene Premieren im Ruhrgebiet besuchen. Ich hatte Karten für Schande (Disgrace) im Bochumer Schauspielhaus für den 30. Oktober. Es geht in der Theateraufführung des Romans von J. M. Coetzees von 1999 um eine Person, die klassistischer nicht sein könnte. Ein privilegierter, älterer, weißer und heterosexueller Mann, der im Besitz hoher ökonomischer Macht ist. Ein Aus in seiner beruflichen Laufbahn durch pikante Umstände bringt ihn dazu, auf das Land zu ziehen, wo er mit für ihn ungewohnten Gegebenheiten anderer Natur konfrontiert wird, welche ihn zum Nachdenken bringen. 

Das Stück spielt circa fünf Jahre nach dem offiziellen Ende der Apartheid in Südafrika. Damit zeigt es mit dem Finger auf wichtige Punkte und reiht sich gewollt in das Schauspielhaus mit seinen immer wieder aufkommenden kritischen Stücken ein. Es werden viele Fragen aufgeworfen und manche nicht in Gänze beantwortet, so wie im Leben auch. Würde ist insgesamt ein roter Faden, der sich durch die Inszenierung zieht. 

Außerdem hatte ich eine Karte für das Musiktheater in Gelsenkirchen für Adam & Eve. Der sagenumwobene Urtypus des Menschen kommt in Form einer Tanzaufführung mit der Freiheitsfrage auf die Bühne. Federführend daran beschäftigt war der israelische Choreograf Roy Assaf. Der in der Tanzperformance gezeigte Tonus lässt dem Adam eine eigensinnige Sprache ausdrücken, die gleichzeitig spielerisch wirkt. Die Eve spielt schon mehr mit Klischees klassischer weiblicher Posen und Bewegungen, aber durchaus lässt sich an der einen oder anderen Stelle eine Art Rebellion erhaschen. 

Auch viel eingebunden war die portugiesische Choreografin Liliana Barros, die den menschlichen Teil eher hinter sich lässt. Es ist ein Ort, an dem Menschen keine Rolle mehr spielen und sich die Natur diesen Ort wieder einverleibt hat. Hier ist keine klassisch christliche Interpretation mit Sündenfall zu erwarten. 

Für mehr Premieren hat meine Zeit nicht gereicht, aber im gesamten Ruhrgebiet gab es zehn verschiedene, wie der Name schon vermuten lässt. 

:Lukas Simon Quentin

 

 

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