Bild: Auch einen (oder mehr?) Tyrannosaurus gibt es zu entdecken!, Dinos zurück in Bochum Bild: stem

Stadtbild. Nach dem großen Erfolg der Aktion 2019 bringt Bochum Marketing die „Dino-City“ zurück! Die 33 lebensgroßen Figuren sind über das Stadtgebiet verteilt und können vom 8. Juli bis 22. August bewundert werden. An den bei der Firma Bernd Wolter Design gemieteten Urzeit-Lebewesen findet ihr Plaketten mit Infos und einem QR-Code, mit dem ihr an einer Rätseltour teilnehmen und Preise gewinnen könnt. Eine Tour lohnt sich auf jeden Fall, und wir wollen nichts vorwegnehmen. Ein paar Infos zu den Dinosauriern, was diese oft missverstandenen Lebewesen ausmacht und zu der Wissenschaft, die sich mit ihnen auseinandersetzt, haben wir trotzdem für euch zusammengetragen. 

Dinosaurier sind vielleicht die bekanntesten ausgestorbenen Landwirbeltiere. Während Mammuts und Säbelzahntiger auch fast jedem ein Begriff sind, sind die Urzeit-“Echsen“ besonders seit Jurassic Park ein Dauerbrenner der Popkultur, spielten jedoch auch schon vorher eine wichtige Rolle im Verständnis der Evolution und Vergangenheit des Lebens auf der Erde. Die ersten Dinosaurier waren wahrscheinlich relativ kleine, zweibeinige Fleischfresser, die in der Trias zwischen 245 und 230 mya (million years ago, Millionen Jahre her – die in der Paläontologie übliche Zeitskala) aus den Archosauriern hervorgingen. Ebenfalls zu Archosauria gehören Flugsaurier und Krokodile, die keine Dinosaurier, aber mit ihnen relativ eng verwandt waren beziehungsweise sind. Meeresreptilien wie Plesiosaurier sind jedoch nur entfernt mit Dinosauriern verwandt, genau wie Ichtyosaurier. Fälschlicherweise werden und wurden auch Lebewesen wie Dimetrodon – deutlich früher lebende Vorfahren der Säugetiere – und Basilosaurus – ein früher Wal, der erst 41 bis 35 mya lebte – den Dinosauriern zugeordnet. Bis zu ihrem Aussterben an der sogenannten Kreide-Paläogen-Grenze vor 66 Millionen Jahren verbreiteten und diversifizierten sich die Dinosaurier auf allen Landflächen der Erde, und zwei Entwicklungslinien bildeten sich heraus:  

1. Die Echsenbeckensaurier (Saurischia), deren Becken ähnlich anderer Reptilien angeordnet war. Hierzu gehören primär fleischfressende Theropoden wie Tyrannosaurus Rex und primär pflanzenfressenden Sauropoden wie Brachiosaurus. 

2. Die Vogelbeckensaurier (Ornithischia), eine äußerst diverse Gruppe reiner Pflanzenfresser, deren Becken dem moderner Vögel
ähnelt und zu denen Stegosaurus und Ankylosaurus gehörten. 

Paradoxerweise sind es die Echsenbeckensaurier, aus denen sich später die Vögel entwickelten. Denn nachdem die Dinosaurier im 19. Jahrhundert noch lang als dumme, langsame Echsen und evolutionäre Einbahnstraße galten, stellte sich schnell heraus, dass auch flinke, gefiederte Räuber wie Velociraptor und Deinonychus und fast außerirdisch wirkende Hadrosaurier wie Parasaurolophus mit komplexem Kopfschmuck und Schnäbeln über die mesozoische Erde herrschten. Der Fund von Archaeopteryx 1861 fand erst wenig Anerkennung, wurde jedoch in der 1970er Jahren wieder aufgegriffen, um die mittlerweile universell anerkannte Theorie zu vertreten, dass die heutigen Vögel Nachfahren der Dinosaurier sind. Es gilt heutzutage als bestätigt, dass Federn ein ursprüngliches Merkmal der Theropoden sind. Nicht nur Flaum-ähnliche Protofedern, sondern auch komplexere Konturfedern wurden immer wieder nachgewiesen, und selbst engere Verwandte von Tyrannosaurus – und manchmal sogar der T-Rex selber – werden heutzutage mit Federkleid rekonstruiert. Die moderne Wissenschaft ist sich also sicher: die Dinosaurier waren äußert diverse Lebewesen, mit ausgeprägtem sozialen Verhalten und auch heute noch spannenden Anpassungen an ihre Lebensräume, und keinesfalls ein „Fehler“ der Evolution.  

 

 

Was ist Paläontologie? 

Die Paläontologie ist die Wissenschaft, die sich mit Lebewesen und -welten der Vergangenheit beschäftigt. Geforscht wird dabei an Fossilien, den Überresten und Hinterlassenschaften von Lebewesen, die unter den passenden Bedingungen in Gestein erhalten bleiben.  Grabungen, Präparation von Funden, verschiedenste Untersuchungen sowie Klassifikation der gefundenen Lebewesen sind alles Teil der Paläontologie. Im Gegensatz zur Geisteswissenschaft Archäologie beschäftigt sich die Paläontologie mit der gesamten vorzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt und gilt als Naturwissenschaft. Die Wissenschaft existiert unter diesem Namen seit Anfang des 19. Jahrhunderts, die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist jedoch weit älter und bereits im Mittelalter und sogar der Antike gab es erste Versuche, auch mit Hilfe von Fossilien die Vergangenheit der Erde zu verstehen. Charles Darwins „Über die Entstehung der Arten“, neue Funde und immer genauer werdende Möglichkeiten zur Messung und Untersuchung spielten eine wichtige Rolle dabei, die Paläontologie zu der Wissenschaft zu machen, die sie heute ist. Als Studienfach bietet unter anderem auch die Ruhr-Universität Paläontologie an der Fakultät für Geologie, Mineralogie und Geophysik an.                                                              

 

 

Lokale Angebote  

Dinosaurier und andere Lebewesen vergangener Zeitalter kann man sich nicht nur anschauen, wenn sie als lebensgroße Modelle in Bochum stehen. In der Stadt und dem Umfeld gibt es auch sonst viele Möglichkeiten sich die Ergebnisse paläontologischer Forschung anzuschauen, und Angebote existieren für praktisch alle Altersgruppen. Zum Tierpark Bochum gehört beispielsweise auch ein Fossilium, in dem Ihr vor allem Fossile von Meereslebewesen wie Haien und Ammoniten ansehen könnt. Im benachbarten Dortmund könnt Ihr außerdem das Naturmuseum besuchen, welches letztes Jahr nach umfassender Renovierung neu eröffnet hat. Bis März 2022 gibt es dort die Ausstellung „Saurier – Erfolgsmodelle der Evolution“ zu sehen. Lohnenswert ist auch ein Besuch im LWL-Museum für Naturkunde in Münster: Modelle und Fossilien ausgestorbener Tierarten findet Ihr dort auch in der Dauerausstellung. Im Ruhrgebiet ist besonders das Karbon-Zeitalter von großer Bedeutung. Beginnend vor etwa 358,9 Millionen Jahren und vor ~298,9 Millionen Jahren endend, da viele der weltweiten Kohleflöze in dieser Zeit entstanden.  Wahrscheinlich lag dies daran, dass während des Karbons die Meeresspiegel relativ niedrig lagen, und Wälder sich extrem auf dem Globus ausbreiteten. Entwicklungen der Rinde und des Holzes verhinderten, dass Organismen diese zersetzen konnten. Stattdessen lagerten sie sich in den Böden ab, fossilisierten und wurden zu den Kohlevorkommen, die auch das Ruhrgebiet so stark prägten. Die erstenDinosaurier tauchten jedoch erst ungefähr 50 Millionen Jahre später, in der Trias auf.

   :Jan-Krishan Spohr

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