Bild: Die Kniewurzeln der Sumpfzypresse: Sie ermöglichen den ungewöhnlichen Stand im Wasser. , Jubiläum in Grün Bild: stem

Was macht eigentlich … ? Vergangenen Monat wurde der Botanische Garten 50 Jahre alt. Doch wie wird so eine große Grünanlage überhaupt gemanagt?

Mit seinen 11.000 Pflanzenarten auf 13 Hektar Fläche wird die Sammlung des Botanischen Gartens schnell unübersichtlich. Nicht nur müssen Pflanzen gepflegt und neu gepflanzt werden, auch Gerätschaften müssen instandgehalten und die Arbeit koordiniert werden. Seit Anfang Juli ist das der Job von Marco Mendrina, dem technischen Leiter des Botanischen Gartens. Nachdem er seit Januar kommissarisch im Amt war, ist er nun der neue technische Leiter des grünen Flecks an der Betonuni.

Die Aufgaben der technischen Leitung umfassen den täglichen Ablauf des Gartenmanagements. Darunter zählt die Beschaffung von neuen Arbeitsgeräten und -fahrzeugen, die Sicherung der Arbeitssicherheit, das Personalmanagement und die Ausbildung von Gärtner:innen, die Verwaltung von Budgets und viele weitere Aufgaben. „Da ich den Betrieb jetzt auch seit vier Jahren kenne, kennt man viele Facetten. Man weiß aus mehreren Blickwinkeln heraus, wo jetzt welcher Bedarf ist,“ so Mendrina. Bevor er die Stelle innehatte, war Mendrina zwei Jahre Gärtnermeister bei CampusGrün, dem Programm für grüne Inseln. Nun leitet er ein Team von rund 50 Mitarbeitenden. Das erfordert Erfahrung und Kenntnis vom Garten, aber auch viel Flexibilität und Präsenz. „Man muss einfach das Gespräch suchen. Man muss vor Ort da sein, um dann wirklich entscheiden können: wo hapert es gerade?“ 

Der Lieblingsbereich des gelernten Gärtnermeisters mit Spezialisierung auf Gartenlandschaftsbau zeigt Mitteleuropa, wie es vor der Eiszeit aussah: „Ich mag besonders den Bereich des Tertiärteichs, weil man dort die morphologische Anpassung an den Standort sehr gut sehen kann.“ Im Tertiärteich, einer Nachbildung der ehemaligen europäischen Sumpflandschaft finden sich beispielsweise Sumpfzypressen, Königsfarne und weitere Wasserpflanzen. Bäume wie die Zypressen können dank ihrer Kniewurzeln, die wie Höcker an den Seiten der Bäume aus dem Wasser ragen ihren Gasaustausch regulieren und sich dadurch morphologisch an ihre ökologische Nische, direkt im Wasser stehend anpassen. „Das finde ich spannend. Ich mag einfach Sümpfe wie beispielsweise auch die Everglades in den USA,“ so Mendrina. 

Heutzutage finden andere Klimaanpassungen statt, die sich auch in der Arbeit des Botanischen Gartens widerspiegeln. „Man muss natürlich den Klimawandel mitbeachten. Dass Pflanzen, die vor 60 Jahren hier gewachsen sind vielleicht gar nicht mehr überlebensfähig sind, an diesem Standort.“ Durch den geringeren Regen und die höheren Temperaturen des Klimawandels können beispielsweise einige schädliche Pilze wie der Brandkrustenpilz leichter transportiert und die Standsicherheit der Bäume gefährdet werden. „Die Rotbuche in unserem Bereich im Garten war zum Beispiel massiv befallen. Wenn große Bäume mit 30 Metern umfallen, ist das natürlich ein hohes Risiko. Da müssen wir natürlich eingreifen und schauen: macht das an der Stelle noch Sinn eine Buche zu pflanzen oder vielleicht was ganz Neues vom Konzept fahren?“ so Mendrina. Wie die gesamte Natur und auch städtische Grünflächen ist der Botanische Garten daher im stetigen Wandel der geographischen und klimatischen Bedingungen und gibt gleichzeitig Anreize für moderne Stadtbegrünung in Form von Wildwiesen oder klimaresistenten Bäumen. Zwar sind die Bereiche des Gartens zeitlos, doch in den 50 Jahren seines Bestehens haben sich dadurch Sammlungen und Ausstellungsbestände kontinuierlich angepasst, so wie dies auch in den nächsten 50 Jahren sein wird.

:Stefan Moll

 

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