Filmreview. Seit dem 3. Juni ist der Zweiteiler Pretty Guardian Sailor Moon Eternal: The Movie auf Netflix abrufbar.  

Eingefleischte Fans freuen sich auf einen unter der Regie von Chiaki Kon produzierten Zweiteiler mit einer Spielzeit von 160 Minuten, welcher bereits im Januar – erster Teil – und Februar – zweiter Teil – veröffentlicht wurde.  Netflix sicherte sich die Rechte an beiden Filmen, sie wurden letzte Woche den Streamingliebhaber:innen zugänglich gemacht. Die neue Errungenschaft basiert auf dem Dream Arc des Sailor Moon Mangas von Erschafferin Naoko Takeuchi und schließt damit prinzipiell direkt an die dritte Staffel des Sailor Moon Crystal Animes an. Es handelt sich um den ersten Film des Franchises, der nach 26 Jahren, nach dem 1995 erschienenen Film Sailor Moon SuperS: the 9 Sailor Soldiers Unite! Miracle of the Black Dream Hole!, über die Leinwände läuft. An und für sich beachtlich, dass Sailor Moon immer noch so viel Anklang findet. Den Menschen, die ihre Kindheit und Jugend in den 90ern verbracht haben, dürfte der Anime oder Manga ein Begriff sein, er wurde ab 1995 erst im ZDF, dann auf RTL II ausgestrahlt. Es geht um die 14-jährige Protagonistin Sailor Moon, die mir ihrem Team aus Kriegerinnen für Liebe und Gerechtigkeit kämpft. 2014 entstand der Anime Sailor Moon Crystal, an den nun in der Funktion einer vierten Staffel der neue Film anschließt. Obwohl neu, ist sein Inhalt jedoch alt: Der Film fasst die sogenannte Dead-Moon-Erzählung zusammen, die in den 90er Jahren in 39 Folgen aufgetischt wurde. Der Film büßte daher deutlich an Charme ein und auch der hohe Slapstick-Anteil wurde heruntergefahren.  Doch noch einmal zurück zum Anfang, für diejenigen, denen Dead Moon kein Begriff ist – worum geht es eigentlich?

Der Plot ist simpel wie effizient. Nach altbekanntem Muster müssen die Heldinnen, grob heruntergebrochen, eine während der Sonnenfinsternis auftretende Bedrohung der Erde durch Bösewichtinnen abwenden, sich nebenbei in persönlichen Proben beweisen und ihren Sailor-Kriegerinnen-Status wortwörtlich zurückerobern. In qualitativ hochwertigen pinklastigen Animationen werden Thematiken wie Lebensträume, -illusionen und -wege behandelt. Dabei steht natürlich auch immer die Beziehung zum anderen Geschlecht im Vordergrund. Die eine Kriegerin wäre nur zu gerne Hausfrau, die zweite sieht sich schon im Hochzeitskleid und die dritte, ein kleines Kind, hat sich eben noch in den erwachsenen (und vermutlich steinalten) Weltenbeschützer Priester-Pegasus-Wandler verliebt. Daneben werden actionreiche Kämpfe gegen die Antagonistinnen, namentlich das Amazonen-Quartett, geboten, ein queerer nonbinärer Charakter eingeführt und die Kraft der Gemeinschaft unter Beweis gestellt.
Dem Film sind insgesamt durchaus positive Seiten und Motiviken abzugewinnen und er dürfte gerade für Nostalgiker:innen das Richtige sein. Für Neueinsteiger sieht das schon ganz anders aus. Durch den direkten Anschluss an die Serie wird natürlich nichts erklärt. Wer ist wer und wieso? Warum sind alle immerzu nackt und tragen Röcke, die überhaupt nicht praktisch fürs Kämpfen sind? Und am interessantesten: Warum ist ein Zusammenhang zwischen Nacktheit und Bösartigkeit zu erkennen? Und warum ist dieser Film dann ab sechs Jahren freigegeben? Grundsätzlich bewegt sich Sailor Moon objektiv in einem Paradoxon: Starke, emanzipierte Frauenfiguren, die auch mal in moderner Manier ganz neue Familienmodelle erschaffen und zu dritt ein kleines Kind aufziehen, sich aber gleichzeitig am liebsten an die Brust des nächsten Recken werfen würden. Eine schräge Kombi, aus Sicht der 90er vielleicht fortschrittlich – nur eben aus heutiger Sicht dann doch zu hinterfragen.                                                            

  :Rebecca Voeste

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