Bild: Symbolbild, Interview mit SFF Fridays for Future Bochum

Klimagerechtigkeit. Im Zuge des siebten globalen Klimastreiks haben wir mit Students for Future Bochum über die Bewegung an der Uni, die Pandemie und die Pläne für die nahe Zukunft gesprochen. Sarah Spierling studiert Klinische Psychologie und ist seit 2019 bei SFF dabei. Fabian Schäfer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für ökonomische Bildung und ist seit 2018 bei Fridays for Future und seit August 2020 im Kommunikationskreis für Students for Future auf Bundesebene beteiligt, wo er sich für die kommende Wahl als Sprecher aufstellen ließ.

:bsz: Am vergangenen Freitag fand der siebte globale Klimastreik statt. Wie habt ihr Euch auf den Tag vorbereitet und wie geht ihr während der Pandemie an Euren Protest heran?
Sarah: Die Überlegung ist immer: Wie können wir das Ganze Corona-konform gestalten und was wollen wir verantworten? Trotzdem haben wir überlegt, wie wir sichtbar sein und Zeichen setzen können. Deshalb war diesmal ganz viel Vernetzung mit anderen Gruppen aus Bochum dabei, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzen. Deshalb sind wir dazu gekommen, dass wir eine dezentrale Aktionsrallye machen wollen mit verschiedenen Aktionen und verschiedenen Ständen, an denen man sich auf verschiedene Weisen mit dem Thema Klimaschutz und -gerechtigkeit und dem 1,5°-Ziel und leeren Versprechungen auseinandersetzt. Das Motto war nämlich #NoMoreEmptyPromises.
Fabian: Aus Bundesebenen-Sicht  wurde bei der gesamten Planung geschaut, wie wir trotzdem präsent sind, obwohl wir aufgrund der Pandemie nicht so viele Menschen sein können. Da wurde mit dem Konzept der großen Straßenbilder gearbeitet, wie man in Berlin und Hamburg sehen konnte. Man ist stark auf das Konzept Sprühkreide gegangen sodass überall diese Bilder entstanden sind. Wenn man durch die Stadt gegangen ist, hat man überall etwas gesehen.

Jetzt geht es für Euch direkt in die Planung der Public Climate School im Mai. Wie geht es da weiter?
Fabian: Die PCS ist nochmal ein anderes Format. Die erste PCS wurde noch als Klimastreikwoche mitgeplant. Es wurde zu Streiks aufgerufen und auch mit ver.di zusammengearbeitet. Als wir angefangen haben, ziemlich genau vor einem Jahr zu planen, wie es weiter gehen kann mit der Public Climate School, war da die Corona-Pandemie schon am Anlaufen und wir mussten uns etwas anderes überlegen. Dann sagten wir: Okay, warum gehen wir nicht in den digitalen Raum, bieten dort die PCS für alle öffentlich zugänglich an? Jeder kann mal in Vorlesungen, die sonst nur in den elitären Räumen der Universitäten stattfinden, zuschauen. Das hat sehr gut funktioniert. Wir planen gerade für die vierte PCS ein Hybrid-Format. Wir haben mittlerweile ganz viele Hygienekonzepte aus ganz vielen Aktionen, die man anwenden kann. Diesmal setzen wir wieder verstärkt auf die Ortsgruppen, damit an allen Unis und Hochschulen, wo es Ortsgruppen gibt, PCSs entstehen. 

Was können Unis allgemein und die RUB spezifisch machen, damit Euer aktuelles Motto #NoMoreEmptyPromises durchgesetzt werden kann?

Fabian: An Unis, und das muss man sich ganz klar machen, ist der Raum und oft die Zeit gegeben, um Veränderungen anzustoßen und zu diskutieren. Unis und Hochschulen haben absolut die Verantwortung, hier als Vorreiter:innen voranzugehen. Das fehlt mir noch ein bisschen. Mir fehlt es, dass die Unis in Deutschland sagen: „We all stand unite behind the science.“ Ich kriege mit, dass dort besprochen wird, man könne sich nicht politisch äußern. Aber die Zeiten sind vorbei, in denen man sich nicht mehr positionieren kann.
Sarah: Gleichzeitig sind Unis ziemlich einzigartige Räume, in denen sich mit dem Thema Klimagerechtigkeit vielfältig auseinandergesetzt werden kann. In fast allen Forschungsbereichen kann man Klimaschutz, Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit integrieren. Das kommt bisher in der universitären Forschung relativ kurz. Da bietet es ziemlich gute Möglichkeiten, aus ganz verschiedenen Perspektiven Klimagerechtigkeit anzuschauen und diese zu integrieren. Damit es sowohl in Lehre als auch in Forschung und im Betrieb mehr zur Geltung kommt und gleichzeitig die Uni sich mit anderen Akteuren wie der Stadt verbindet und einen Transfer leistet.

:bsz: Noch einmal zur Public Climate School als Verständnisfrage: Ihr plant dafür mit einem Hybridkonzept. Wie sehe das dann aus? 

Fabian: Wir sind da flexibel. Wir arbeiten mit Szenarien. Also wir arbeiten mit dem Szenario, dass wir noch einen Lockdown haben und so etwas nicht machen können. Dann sind wir rein digital erreichbar. Aber wir planen und hoffen, dass in ein paar Monaten, kleinere Veranstaltungen, wenn vielleicht das Wetter auch gut ist, auch auf dem Unigelände stattfinden können.  

 :bsz: Wie nehmt Ihr derzeit das Aktivierungspotential von Studierenden und darüber hinaus, war? Fridays for Future ist nun mehr als zwei Jahre alt und bereits sehr bekannt. Ist es schwieriger, die Überzeugung von Leuten zu erhalten, die diese noch nicht haben? 
Sarah: Da kann ich jetzt nur aus persönlichem Empfinden sprechen. Ich habe schon das Gefühl, dass durch die Corona-Pandemie das Thema Klimakrise in den Hintergrund gerückt ist und es da ziemlich schwierig war, Menschen für dieses Thema aufmerksam zu machen, die nicht sowieso schon engagiert sind, was total verständlich ist. Langsam habe ich das Gefühl, es kommen auch wieder andere Themen auf und ich glaube der Klimastreik am Freitag war ein guter Punkt um das wieder auf die globale Agenda zu bringen. Deswegen ist es wichtig, nicht nur digital zu bleiben. Denn ich habe das Gefühl, dass wir da mehr die erreichen, die sowieso schon mehr im Thema sind.  

 :bsz: Möchtet ihr noch etwas mitteilen? 

Sarah: Für interessierte Studierende: Ihr könnt jederzeit bei uns vorbeikommen. Wir werden weiterhin regelmäßig solche Vorstellungsplena organisieren, bei denen wir uns vorstellen. Man kann in jedes unserer wöchentlichen Plena donnerstags um 20 Uhr ganz unverbindlich reinschnuppern. Wir sind auch auf Instagram sehr aktiv (Anm.: studentsforfuturebochum).
Fabian: An die Studis gerichtet: Seht diese Zeit nicht als verlorene Zeit an, weil man nicht viel machen kann. Man kann selbst in diesen Zeiten vieles machen, auch wenn es andere Gegebenheiten sind. Lasst uns das Beste daraus machen, denn gerade in diesem superwichtigen Wahljahr ist es unglaublich wichtig, dass die Studierenden versuchen, sich zusammenzuschließen. Wenn gerade der Raum in der Uni nicht gegeben ist, nehmen wir uns den Raum im digitalen und werden dort aktiver, damit bei den Wahlen für Klimagerechtigkeit gewählt wird. #AnotherWorldIsPossible
Sarah: Genau. Außerdem ist es einerseits super wichtig, um politisch etwas zu bewegen, aber ich finde es persönlich auch total bereichernd. Es ist ziemlich empowerned, sich zu vernetzen und mit Menschen auf diese Weise zusammen zu kommen und etwas zu bewegen. 

 

Das Interview führte :Stefan Moll

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