Bild: Sara Ayhan, Lehren daheim, allein Bild: privat

Interview . Wie gehen Lehrende mit den Tücken der Onlinelehre um? Wie hat sich die Forschungsarbeit verändert? Diese Fragen beantwortet uns die Doktorandin Sara Ayhan. Sie promoviert in der Logik, einen Teilbereich der Philosophie und ist Teil der Arbeitsgruppe Logic in Bochum.

:bsz:  Inwiefern hat die Corona-Pandemie Ihre Forschungsarbeit verändert?

Sara Ayhan: Da ich sehr theoretisch arbeite, ist es für mich anders als für jemanden, der im Labor arbeitet. Ich bin eigentlich die ganze Zeit im Home-Office, das macht keinen so großen Unterschied, ob ich jetzt im Büro am Computer arbeite oder von zuhause. Was natürlich trotzdem fehlt, ist der alltägliche Austausch, den man sonst gehabt hat mit den Arbeitskolleg:innen. Wenn man mal ein Problem hatte, habe ich darüber auch mit meinen Kolleg:innen im Büro gesprochen oder man hat sich beim Mittagessen darüber ausgetauscht, das macht man jetzt natürlich weniger. Es müsste schon ein großes Problem sein, damit man dafür einen Termin macht und so weiter, es ist halt etwas anderes als das Alltägliche. Konferenzen, die ja auch ein großer Teil unserer Arbeit sind, haben sich natürlich stark verändert. Zum Guten wie auch zum Schlechten. Also zum Guten, natürlich findet alles online statt und dadurch hat man einen sehr viel größeres, ein sehr viel internationaleres Publikum. Ich habe letztens zum ersten Mal online einen Vortrag gehalten und da waren eben Leute aus der ganzen Welt dabei. Sonst sind wir natürlich auch recht international, aber nicht in dem Maße. Sonst kommen zu solchen Konferenzen nur Leute, die selbst vortragen, sonst kriegen sie die Reise nicht bezahlt. Jetzt nehme ich an viel mehr Konferenzen Teil, was ich früher nicht hätte machen können. Man kann ja nicht mal eben nach Melbourne oder New York für einen Vortrag reisen. Das ist eigentlich auch etwas, wovon ich mir vorstellen könnte, was auch nach der Pandemie versucht wird, beizubehalten. Zum Schlechten natürlich auch wieder der persönliche Austausch und Kontakt, einfach mal eine Kaffeepause haben oder abends Essen oder Trinken gehen, das macht jetzt natürlich auch einiges aus, da fehlt dann ja natürlich auch einiges. 

Wie haben Sie als Lehrperson Ihre Art und Weise zu dozieren der Onlinelehre angepasst?

Ich habe vorher ganz normale Seminare gegeben, wie es halt in der Philosophie üblich ist und das muss natürlich alles komplett auf online und asynchron umgestellt werden. Am Anfang wurde uns gesagt, wir sollten versuchen, auf nicht so viele Zoom Meetings zu gehen, weil Serverkapazitäten sowieso überlastet werden. Ich habe das dann auch thematisch anpassen müssen. Ich hatte eigentlich ein Seminar geplant zum Thema Beweistheorie, aber wenn man so viel formal in Logik macht, dann muss man einfach wirklich viel erklären und anschreiben können. Die Studis hätten dann Übungen machen sollen, dann möchte ich auch rumgehen und bei denen gucken können was sie machen. Wenn das nicht geht, habe ich teilweise gehört, dass die Studis die Lösungen in die Kamera halten, das ist irgendwie nicht dasselbe. Deshalb habe ich versucht auf die Schiene Lektüreseminare zu gehen, die dann vielleicht besser zu bewältigen sind. Auch da fehlt natürlich einfach trotzdem so die Diskussion und der Austausch. Und ich glaube die Studis finden das auch. 

Gibt es Problematiken, die Sie bei den Studierenden im Hinblick auf die Onlinelehre beobachten? Falls ja, was würden Sie sich von den Studierenden wünschen, um Ihnen das Lehren angenehmer zu machen?

Ich hatte ganz konkret ein paar Fälle, wo versucht wurde, irgendwelche technischen Probleme, die mit der Onlinelehre einhergehen, als Ausrede zu benutzen für nicht erbrachte Leistungen, wo es dann auch nachweisbar war, dass es nicht daran lag. Das waren aber auch nur Einzelfälle, das kann natürlich so auch immer mal passieren. Natürlich wünscht man sich dann einfach Ehrlichkeit, um das Vertrauen aufrecht zu erhalten. Ansonsten, das Klassische, wenn man Zoom Meetings hat, haben am Anfang viele die Kamera aus. Ich hatte auch das Gefühl, die Mitarbeit war sehr viel geringer als in einer normalen Veranstaltung. Aber ich habe gemerkt, dass das ein bisschen auch meine Schuld war. Man muss auch einfach versuchen, andere Methoden zu benutzen um die Mitarbeit zu fördern, es nicht ganz so frei zu gestalten. Jetzt habe ich den Studis vorher einfach ein paar Fragen geschickt und da war das Feedback auch besser, da hat man auch was, worauf man sich vorbereitet. Sonst habe ich immer darum gebeten, wenn es irgendwie möglich ist, die Kamera anzumachen. Das haben auch die meisten gemacht und dann hat es auch besser geklappt. Mit der Kamera aus ist es ein bisschen so, als würde man vor eine schwarze Wand reden und man fühlt sich da total merkwürdig bei, aber ich glaube da, das bessert sich auch mit der Erfahrung.

Gibt es etwas, dass Sie sich von der Universität als Unterstützung gewünscht hätten?

Also da muss ich eigentlich sagen, das war alles ganz gut. Bis auf den Anfang, wo wir mit dem Internet große Probleme hatten und die Server komplett überlastet waren. Da hat man für Sachen auf Moodle einfach Ewigkeiten gebraucht. Was eigentlich in einer halben Stunde erledigt gewesen wäre, dafür habe ich dann einen Tag gebraucht. Das war natürlich ärgerlich, aber das ist auch sehr viel besser geworden. Und die Informationspolitik war auch sehr gut. Wo ich ein Lob aussprechen muss, ist für den Moodle Support, die Leute machen da wirklich sehr gute Angebote. Auch für Dozierende, wie man Onlinelehre gestalten kann, wie man Onlinelehre verbessern kann und so weiter. 

Was vermissen Sie am meisten, was Ihnen in der Pandemie verwehrt bleibt?

Also was Uni und Lehre angeht einfach wirklich der direkte Austausch mit den Studierenden, das fehlt mir sehr, das ist in der Präsenzlehre viel angenehmer, viel besser. Ansonsten schwimmen gehen vor der Arbeit, das habe ich sonst immer sehr gerne gemacht. Und in Kneipen und auf Festivals gehen, das ist das würde ich sagen, was ich am meisten vermisse. 

Das Interview führte :Augustina Berger

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