Rezension. Das Hip-Hop Projekt um den 41-jährigen britischen Rapper und Produzenten Mike Skinner meldet sich mit dem ersten Album seit über neun Jahren zurück!

Spätestens seit The Streets im Jahr 2004 mit ihrem Hit-Song „Dry your Eyes“ sämtliche Herzen der europäischen Radiohörer:innenlandschaft gebrochen haben, sind sie und Mike Skinner nicht mehr aus dem Hip-Hop in Großbritannien wegzudenken. Doch schon mit ihrem Debütalbum „Original Pirate Material“ konnten sie in dem Vereinigten Königreich einige Erfolge erzielen und wurden mit dem Erstlingswerk unter anderem für den Mercury Prize und den Brit Award für „British Album of the Year“ nominiert. Seit dem letzten Album „Computer and Blues“ sind fast zehn Jahre vergangen, doch nun sind The Streets zurück. Mit dem Album: „None Of Us Are Getting Out Of This Life Alive“. 
Alles so wie früher, auf Scheibe Nummer sechs? 

Das neue Werk knüpft an alte Klassiker an. Beim neuen Album nimmt Rapper Mike Skinner die Produktion wieder fast komplett in die eigene Hand. Vor allem hier findet er zu alter Größe zurück! Die Beats des Albums sind sehr The Streets-typisch, jedoch mehr wie beim Erstlingswerk und das zuletzt erschienene Album „Computers and Blues“ (2011), etwas weniger wie zu den drei absoluten Blütezeit-Alben:   „A Grand Don’t Come for Free“ (2004); „The Hardest Way to Make an Easy Living“ (2006) oder „Everything is Borrowed“ (2008). Mit diesen Werken hatte Skinner damals bewiesen, dass er große zeitlose Balladen und Trunkenbold-Rap ohne weiteres kombinieren kann, was leider ein bisschen auf „None of Us Are Getting Out Of This Life Alive“, vermisst werden kann. Gelinde gesagt, beziehungsweise in UK-Musik-Tümpel gesprochen: Ein bisschen weniger „Bonkers“, ein bisschen mehr „Beatles“, hätte das Album vertragen können. Die Songtexte fühlen sich stellenweise leider zu sehr wie Slogan-Hooks, gefolgt von einer Aneinanderreihung von Relationship-Topics oder „Geht-Gerade-so“-Puns, und auch wenn es ebenfalls an alte Zeiten anknüpft, viel zu vielen Zeilen über Netzgeräte. Srsly. Enough with the phones Mike! „…hello? Ah, fucking phones, man!“ 

Textlich ist es zwar etwas schwächer als in musikalischer Hinsicht, jedoch noch lange nicht schlecht. Doch wenn man es lyrisch mit seinen alten Meisterwerken vergleicht, wie das Ablum „A Grand don’t come for free“ aus dem Jahr 2004, kann das neue Werk nicht mithalten. Aber dies ist auch wirklich ein harter Vergleich und das Album ein zeitloser Klassiker, auf dem sämtliche Liedtexte wie ein zusammengehöriges Filmskript wirken. Ohnehin sollte man Künstler:innen nicht ausschließlich an ihren Höhepunkten messen. Wobei man bei der vorab erschienenen Single „Falling Down“, mit dem Musiker Hak Baker, wirklich in alte Zeiten zurückversetzt wurde! 

Vor allem jungen, aufstrebenden UK-Künstler:innen möchte man allem Anschein nach, auch mit diesem Album die Chance und die Plattform bieten, von neuen Hörer:innen entdeckt zu werden, doch ebenso Bands wie IDLES oder Tame Impala sind mit einem Feature dabei. Und auch wenn nahezu jeder Song auf dem neuen Werk von Skinner selbst produziert ist, ließ er sich bei dem Lied „The Poison I Take Hoping You Will Suffer“ während der Produktion von Oscar #Worldpeace unterstützen und hat sogar beim Schlusstitel des Albums die Produktion gänzlich dem DJ Chris Lorenzo überlassen. Und was soll man sagen? Gerade hier glänzt Skinner wieder textlich! Alles in allem denke ich nicht, dass langjährige Fans von The Streets von diesem Album enttäuscht werden! Es macht viel Spaß, was da musikalisch gerade zurückgekommen ist und es wäre eigentlich vorzüglich für eine hoffentlich stattfindende Festival-Saison 2021 geeignet! Die neuen Songs brauchen Live-Energie, für die Mike Skinner bekannt ist. Vor allem schön: Das erste Album seit fast zehn Jahren fühlt sich nicht nach einem Album an, das sagt: „Dies ist mein Manifest nach zehn Jahren; genießt es und nährt euch dran“, sondern: „Hier bin ich wieder. Und ich hab nochmal Bock!“.      

  :Christian Feras Kaddoura                  

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