Bild: Facebook unter Druck: Das Unternehmen steht unter Kritik, wie es Falschinformationen moderiert., You will never see my face(book) again! Bild:stem

Internet. Nach ungebremsten Protesten der Black Lives Matter Bewegung muss nun auch Facebook seine Strategie ändern. 

Die Proteste rund um die Ermordung des Amerikaners George Floyd und die Black Lives Matter Bewegung zeigen ihre Spuren auch bei den Giganten der digitalen Kommunikation. Denn nachdem mehrere Zivilrechtsorganisationen, wie beispielsweise die Anti-Defamation League den Umgang Facebooks mit Falschinformationen und Hetzrede in Beiträgen von US-Präsident Donald Trump kritisierten und zum Boykott aufriefen, schlossen sich eine Reihe von Firmen einem Werbeboykott der Social-Media-Plattform an. Unter den Unternehmen, die sich dazu bereit erklärt haben, keine Werbung mehr auf Facebook zu schalten befinden sich neben vielen kleinen Werbetreibenden auch Industrie-Giganten wie Coca-Cola, Unilever, Verizon, Starbucks,  Ben & Jerry’s und weiteren. Viele der Firmen schließen bei dem Boykott auch Instagram ein, das ein Teil von Facebook ist. Da Werbeeinnahmen der Hauptfuß des Businessmodells von Facebook sind und ein Wegfallen dieser abschreckend auf Investor:innen wirken kann, muss die Plattform nun möglicherweise ihre Nutzungsrichtlinien ändern. 

Der Druck auf Facebook kommt, nachdem Twitter Anfang des Monats erstmals Tweets von Donald Trump als „möglicherweise irreführend“ markierte und eine Nachricht anfügte, die auf eine kurierte Fact-Checking Seite verlinkte, um irreführende Informationen und falsche Behauptungen zu bekämpfen. Facebook-CEO Mark Zuckerberg hat sich jedoch kritisch gegenüber dem Vorgehen seines Konkurrenten geäußert. In einem Interview auf dem Sender Fox News sagte er: „Ich glaube fest daran, dass Facebook nicht über den Wahrheitsgehalt von allem, was Menschen online sagen, entscheiden sollte.“ Er fügte an: „Privatfirmen, vor allem diese Plattform-Anbieter, sollten nicht in der Position sein, das zu machen.“ 

Mehr noch als andere Social Media Plattformen steht Facebook bereits seit vielen Jahren in der Kritik, durch mangelhafte Kontrolle von Beiträgen und Werbeanzeigen Falschinformationen zu fördern. Vor allem nachdem aufgedeckt wurde, dass regierungsnahe russische Firmen im Wahljahr 2016 eine Reihe von politischen Werbeanzeigen schalteten um Uneinigkeit zu schüren, geriet die Bedeutung von Social Media für demokratische Prozesse und den gesellschaftlichen Diskurs vermehrt in das öffentliche Licht. Nicht zuletzt durch diesen Druck hat Facebook wohl Mitte des Monats 80 Werbeanzeigen der Trump-Kampagne entfernt, in der Nazi-Symboliken verwendet wurden. In den Anzeigen wurde ein Bild eines umgedrehten Dreiecks unter Nachrichten angefügt, in denen linke und antifaschistische Gruppierungen beschuldigt wurden, Städte zu zerstören. Umgedrehte Dreiecke wurden in Konzentrationslagern dazu verwendet, um politische Gefangene zu markieren. Obwohl Facebook diese Anzeigen entfernt hat, hält die Firma dennoch an der Praxis fest, politische Werbeanzeigen nicht zu fact-checken. 

Bei Facebooks bisheriger Abneigung, schädliche Informationen zu moderieren spielt womöglich auch die Demographie der Facebook-Nutzer:innen eine Rolle: Mehr als auf anderen Plattformen besteht die Nutzer:innenbasis Facebooks aus älteren Menschen, die zu größeren Teilen republikanisch wählen. Während 2015 noch 71 Prozent der amerikanischen Teenager auf Facebook aktiv waren, sind es 2020 nur noch 51 Prozent. Die Altersgruppe über 65 ist die am schnellsten wachsende Gruppe. Außerdem befinden sich unter den Top-Platzierungen der meistgesehenen Posts auf der Plattform regelmäßig überwiegend Beiträge von konservativen bis rechten Seiten wie Fox News oder rechtsradikalen Influencer:innen.    

  :Stefan Moll

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