Kommentar. Einige Festivals wurden wegen der Corona-Krise bereits abgesagt. Jedoch beharren viele auf unklaren Aussagen. Wie kann das sein?

Neuigkeiten, wie am 9. April die Absage der diesjährigen Ausgabe des Fusion Festivals oder drei Tage zuvor die des Nova Rock Festivals in Österreich, wirken als weiterer Dämpfer in einer sowieso schon gedrückten Stimmung. Doch ist eine klare Aussage diesbezüglich wohl deutlich besser als die wenig aussagekräftigen Ankündigungen bezüglich Rock am Ring oder die wohl vorschnelle Ankündigung, dass das Hurricane und Southside dieses Jahr stattfinden werden.

Natürlich ist es aktuell nicht vollständig absehbar, wie der weitere Verlauf von Pandemie und Gegenmaßnahmen aussehen wird, jedoch sollte jedem*jeder klar sein, dass Großveranstaltungen, auf denen tausende Menschen zu erwarten sind, in den nächsten Wochen und Monaten wohl keine realistische Chance haben, stattfinden zu können. Alle bisherigen Erfolge bei der Eindämmung der Pandemie wären sonst ziemlich schnell dahin. Verstehen die Veranstalter*innen das nicht? Das ist eher unwahrscheinlich. Das Fusion Festival wird es sich durch seinen nicht primär kommerziellen Fokus nicht leisten können, konkrete Vorbereitungen zu treffen, wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass es abgesagt werden muss. Selbst nach den Einbrüchen an den Aktienmärkten hat Live Nation GmbH, der Veranstalter von Rock am Ring, ein Reinvermögen von 8 Milliarden Dollar. Akuter finanzieller Notstand scheint hier nicht anzustehen. Dies mag jedoch auch das Vorgehen in diesem Fall erklären: Die sowieso schon schlechten Zahlen der letzten Wochen würden sich nicht gut mit plötzlich in großer Menge anstehenden Rückzahlungen mischen. Einen Plan auszuarbeiten, wie das genaue Vorgehen wegen der Pandemie aussieht, bevor man eine Absage öffentlich macht, ist natürlich grundsätzlich nichts Schlechtes. Jedoch werden hier auch falsche Hoffnungen gemacht und die Enttäuschung für die Fans nur aufgeschoben. Große Festivals hinter denen milliardenschwere Unternehmen stehen sind jedoch nicht diejenigen, die unter der Krise am Meisten leiden werden. Also überlegt Euch schon mal wie Ihr Eure Rückzahlung vielleicht nutzen könnt, um lokalen Läden und Projekten die Ihr schätzt, durch diese Zeit zu helfen.

:Jan-Krischan Spohr

UPDATE 15.04.
Die Entscheidung der Bundesregierung, alle Großveranstaltungen bis zum 31. August zu untersagen, bedeutet nun auch für alle Festivals in diesem Zeitraum zwangsweise, dass sie abgesagt oder verschoben werden müssen. Details zum jeweiligen Umgang mit der Situation findet Ihr in den entsprechenden Mitteilungen auf den Seiten der Festivals.

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