Bild: UFO: Hier befinden sich die Räumlichkeiten von CampusSegen. , Heute schon gebetet? Bild: vitz

Sekularität. Gebetsplatz, Raum der Stille, Meditationsraum. Wie erfolgreich findet alltägliche religiöse Praxis an der Universität statt?

Im Zuge der Aufklärung verlor die Kirchengemeinde immer mehr politischen Einfluss. Religion und Politik trennten sich institutionell immer mehr voneinander. Es sollte die Vernunft, der naturwissenschaftliche Verstand, dem abergläubischen Religiösen vorgezogen werden. Heute steht die Frage, ob die kirchlichen Institutionen mit staatlich öffentlichen Institutionen zusammengelegt werden sollten, kaum mehr im Raum. Für viele ist diese Trennung Grundlage für eine freie und gleiche demokratische Gesellschaft.

Die RUB ist als staatliche Organisation an ein Neutralitätsgebot gebunden. Bedeutet, dass sie weder zugunsten noch zulasten von Religionen oder Parteien Lehren darf. So weit, so gut. Auch wenn die Entscheidungsorgane der Universität und die wissenschaftliche Arbeit von religiösen Idealvorstellungen getrennt sind, so sind religiöse Rituale für einige Gläubige der Studierendenschaft Bestandteile ihres Alltags, denen sie gerne im universitären Raum nachkommen würden. Wäre das Neutralitätsgebot gebrochen, wenn die RUB Räume für Studierende schaffen würde, damit Sie ihrer Praxis nachgehen können? Nein, wäre es nicht, solange der Funktionsablauf der Institution durch die Praktiken der Bürger*innen nicht gestört wird. Die Institution darf die Individuen im Rahmen der Religionsfreiheit sogar unterstützen, jedoch nicht diskriminieren.

Abgesehen davon gibt es und gab es auch Räumlichkeiten an der Universität, die für die Religionspraxis zur Verfügung stehen und standen. Für die christliche Glaubensgemeinschaft befindet sich im UFO die „Basis Bochum“, einer der festen Standorte von der Initiative CampusSegen der Hochschulseelsorge des Bistums Essen. In unmittelbarer Campusnähe werden in der katholischen Universitätskirche St. Augustinus (UFO) nicht nur Gottesdienste veranstaltet, sondern auch professionelle umfangreiche psychologische Beratung für sämtliche Problemsituationen während des Studiums angeboten. Zu ihren Partnern gehört unter anderem auch die Katholische-Theologische Fakultät der RUB.

Weniger rosig ergeht es der islamischen Glaubensgemeinschaft am Campus. Mit der Kernsanierung im NA-Gebäude verschwand die Musalla (Gebetsplatz), die es dort 30 Jahre lang gab,  der muslimischen Studierendenschaft mit der Begründung, dass die Universität nicht dazu verpflichtet sei, solche Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Richtig. Verpflichtet ist sie dazu nicht, aber was bedeutet das für die Muslime an der RUB? Denn schließlich befindet sich keine Moschee hinter der Unibrücke, sondern erst fünf Kilometer entfernt. Wie integrieren Muslime das Gebot der fünf Gebete am Tag in das Campusleben? Auf der Suche nach Plätzen sieht sich die islamische Studierendenschaft dazu gezwungen im öffentlichen Raum ihren Gebeten nachzugehen, wie zum Beispiel in leeren Seminarräumen oder auf abgelegeneren Fluren. Betroffene berichten von übergriffigen und rassistischen Vorfällen und kommunizierten ihre
Bedürfnisse nach sicheren Räumlichkeiten sowohl an die Verwaltung als auch an den AStA. Mit deren Unterstützung  können momentan (immer wieder neu) Räume reserviert und genutzt werden.

Es ist ein sehr kontroverses Thema, inwieweit die Universität auf die Bedürfnisse von Gläubigen zum Schutz der Religionsfreiheit eingehen sollte, denn schließlich haben institutionalisierte Religionen wie der Islam oder das Christentum eigene Mittel, um sich Freiräume in der Stadt oder auf dem Land zu schaffen und zu erhalten. Dennoch lässt sich anhand der jetzigen Situation kein Gleichstellungswille der Universität in Bezug auf Religionen am RUB-Campus feststellen.

:Meike Vitzthum

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