Bild: Alles nur gelogen, belogen und geklaut? Nachrichten, Videos sowie Fotos werden von Journalist*innen in mehreren Schritten überprüft. , Der Stern-Podcast „Faking Hitler“ Symbolbild, Bearbeitung: mag

Vortrag. Vergangene Woche wurde im Blue Square über Fälschung, Fake News und Manipulation diskutiert. Referentin Isa von Heyl kennt sich mit diesen Themen gut aus.

Dass Fake News nicht nur ein Phänomen der Gegenwart sind, zeigte die Journalistin Isa von Heyl vergangenen Freitag in ihrem Vortrag „Hitlers Tagebücher – Fälschung und Manipulation wie sie im Buche steht am Beispiel des Podcast Faking Hitler“. Auch wenn viele Studierende zu dieser Zeit noch gar nicht geboren waren, so sind die Ereignisse um den 25. April 1983 auch noch heute tief im Gedächtnis der deutschen und internationalen Bevölkerung verankert. An diesem Tag veröffentlichte die Zeitung Stern die Hitler-Tagebücher. Diese Neuigkeit schlug schnell ein und wurde nur wenige Tage später als Fälschung entlarvt. In dem Vortrag wurde aufgeklärt, wie Fälscher Konrad Kujau alias Conny Fischer Reporter*innen, Historiker*innen und Schriftgutachter*innen so geschickt manipulieren und an der Nase herumführen konnte. Die Online-Journalistin ist für das Thema bestens geeignet, denn sie recherchierte anderthalb Jahre für den Stern-Podcast „Faking Hitler. Die wahre Geschichte der gefälschten Hitler-Tagebücher“. Wobei man bei dem Wort „wahr“ vorsichtig sein müsse, wie die Head of Audio & Video-Reporterin erklärte: „Jeder findet seine eigene Wahrheit.“ Was das Team vom Podcast gemacht hat, ist, alle Seiten aufzuzeigen. Die Hörer*innen könnten sich dann daraus ihre eigene Wahrheit über den Jahrhundertskandal ziehen. Der Podcast umfasst zehn Folgen, die jeweils circa 30 bis 40 Minuten gehen. Anfang 2019 wurden sie in einem Abstand von einer Woche veröffentlicht und sind auch noch heute bei YouTube, Spotify, Apple Podcast, Deezer sowie auf der Internetseite des Stern zu finden. In dem Podcast hört man originale Aufnahmen von Gesprächen zwischen dem Stern-Journalisten Gerd Heidemann und Konrad Kujau, Ausschnitte aus den gefälschten Tagebüchern, vorgelesen von Schauspieler Stefan Lehnen, die Erzählerstimme von Reporter Malte Herwig sowie Interviews mit Zeitzeug*innen, einem Historiker, Antiquitätenhändler und Sammler. So wird zum Beispiel deutlich, wie geschickt der Fälscher durch seine einfühlsame Art eine Freundschaft mit Gerd Heidemann aufbauen konnte, wodurch sich sein Trug aufrechterhalten ließ.

Das Team des Podcast wollte die Geschichte auf einer Metaebene bringen, denn „das Bild der verführbaren Gesellschaft gibt es heute noch. Die Jagd nach dem journalistischen Scoop, nach der einen Sensation, ist heute noch der Traum eines jeden Reporters.“ Deswegen ging die Referentin im zweiten Teil der Veranstaltung noch auf die Rolle von Fake News in der heutigen Zeit und den damit verbundenen Herausforderungen, vor denen (Online-)Journalist*innen stehen, ein. Zunächst stellte sie heraus, dass der Begriff relativ neu sei, da er das erste Mal 2017 bei Google auftauchte. Der Begriff werde von vielen Menschen verwendet, um etablierte Medien anzugreifen. Verbreitet würden Falschmeldungen vor allem über die sozialen Medien. Die Stern-Redaktion habe ein Bertelsmann-übergreifendes Team, zu dem der Stern, RTL und n-tv gehören, mit über 100 Mitarbeiter*innen, die gemeinsam Fact-Checking betreiben. Außerdem würden die Artikel noch einmal durch ein internes Checking überprüft werden. Methoden zum Erkennen von Falschmeldungen seien zum Beispiel das Zwei-Quellen-Prinzip oder ein Programm, durch das man den Sonneneinfall von Fotos, mit dem in der Realität vergleichen kann. In der heutigen Zeit, die besonders schnelllebig sei, sei so ein Prozess umso wichtiger, aber auch umso schwieriger. 

:Maike Grabow

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