Bild: Tanztheater im Schauspielhaus Bild: Joseph Kadow

Tanz. Bei der Performance „Séance de travail“ fanden auf der Königsallee doch einmal Modeschauen statt.

In einer besonderen Kulisse findet die Performance Séance de travail des US-amerikanischen Choreographen Trajal Harrells im Schauspielhaus Bochum statt. Denn nicht auf der großen Bühne, sondern im Foyer wurde ein Laufsteg aufgebaut, auf dem eine wechselnde Besetzung von 11 bis 13 Darsteller*innen eine Modeschau inszeniert, die sich kritisch mit den Darstellungsformen von Idealkörpern auseinandersetzt. Obwohl die Performance nur ungefähr 30 Minuten andauert, wirkt es lange, bis sich die Darstellung nach dem Einstieg öffnet. Erst recht klassisch an die gängigen Formen des Laufstegs anmutend, begehen die Darsteller*innen den Steg. Sie stellen sich dar, posen und zeigen sich selbstbewusst. Doch dann beginnt die Performance. Der ständige Kostümwechsel wandelt sich zu groteskeren Kostümen „unschöne“, abgehackte Bewegungen finden ihren Einzug. Angelehnt sind diese an das japanische Butoh-Theater, das nach dem zweiten Weltkrieg entstand und als Theater des Tods und der Finsternis gilt. Auch die einzelnen Musikstücke verschwimmen ineinander. Das vorherige Lied tritt kurz in das aktuelle ein, wird lauter und vergeht wieder. Schönheit verbunden mit Hässlichkeit und Gebrechlichkeit, Leben neben Sterben. So zeigt das Stück Unförmigkeit und geht kritisch mit dem Laufsteg um.

Schönheit und Laufsteg

Mit den Darstellungsformen von Schönheit setzt sich Harrell bereits seit geraumer Zeit auseinander. Seine Frühwerke entstanden in den 90ern und beschäftigten sich damals schon mit diesen Fragen. Häufig verband er dabei mehrere Tanzstile und übernahm sowohl Elemente aus dem Postmodern Dance der 60er Jahre als auch aus der Vogueing- und Drag-Szene. Diesen gegenüber stellte er die schönheitsidealisierende Glamourösität von Modeschauen und ging kritisch mit Geschlechterfragen und Sexualität um. In Séance de travail geht er dies erneut an, scheint dabei jedoch verhaltener als zuvor.                                                       

:Stefan Moll

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