Bild: Zwischen Studium und Sport: Dank guter Organisation schafft Konstruktions- und Automatisierungs-Technik-Student Malte Jakschik beides erfolgreich. , Master-Student Malte Jakschik im Interview Bild: Martin Steffen

Sport. Malte Jakschik ist RUB-Student, Achter-Ruderer und Silbermedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen – jetzt ist er noch im Finale zum Sport-Stipendiaten des Jahres. Was das für den Master-Studi bedeutet und wo er gerne für seine Ziele Abstriche macht, lest Ihr im Interview.

:bsz: Im Finale des Sport-Stipendiaten des Jahres zu sein – was ist das und was bedeutet das für Dich?

Malte: Das Stipendium ist für das Studium und läuft über die Deutsche Sporthilfe mit Finanzierung durch die Deutsche Bank. Unter den Sportstipendiaten, die die Sporthilfe bekommen, kann man sich auf den Sportstipendiaten des Jahres bewerben. Das ist noch einmal eine Extra-Auszeichnung und eine besondere Wertschätzung für uns Sportler. Eine Jury bewertet die Bewerbungen und wählt fünf Kandidaten aus. Einer dieser fünf Kandidaten bin in diesem Jahr ich und darüber freue ich mich sehr. Der Sportstipendiat des Jahres wird dann über einen Publikumsentscheid entschieden. Deshalb wäre ich jedem Leser sehr dankbar, wenn er bis zum 19. August einmal für mich auf www.sportstipendiat.de abstimmen könnte.

Was bedeutet das für Dich als Sportler?

Das ist für mich ziemlich wichtig, da man durch den Sport wenig Zeit hat, anderweitig noch seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das Programm ist super für uns, da man sich durch die Sporthilfe nicht zwischen Studium und Sport entscheiden muss. Das Stipendium bekomme ich auch schon ziemlich lange – fast seit Beginn des Studiums. Es hilft mir dabei die Miete und meine Fahrtkosten zwischen Uni und Trainingsstätte zu begleichen. Das ist eine große Erleichterung und freut mich tierisch – die Nominierung ist eine zusätzliche Wertschätzung.

Wo trainierst Du und wo wohnst Du?

Ich wohne und trainiere in Dortmund. Da ist der Stützpunkt für den Männer-Riemen-Bereich im Rudern. Ich muss dann zwar immer nach Bochum pendeln – aber das funktioniert gut. Es sind kurze Wege. Das ist auch ein großer Vorteil unseres Stützpunktes hier. Wir können quasi zwischen den Trainingseinheiten an die Uni fahren. Und ich pendle lieber nach Bochum als andersherum. Wenn ich in Bochum wohnen würde und für jedes Training fahren müsste, wäre ich mehr unterwegs. Deswegen entschied ich mich nach Dortmund zu ziehen.

Wann hast du die Leidenschaft zum Rudern entdeckt?

Uf … das ist schon eine Weile her. Angefangen habe ich 2004. Es war da noch nicht so darauf gepolt, dass ich das einmal leistungsmäßig betreibe. Ich hatte eine tolle Gruppe in Castrop-Rauxel – da habe ich mit Rudern angefangen – und dann wurde die Sache Stück für Stück ernster. Als ich dann das erste Mal deutscher Meister wurde dachte ich mir: Das macht schon Bock und ich würd‘ das gern weitermachen. Danach wurde ich dann Erster bei einer Junior-WM – also unter 19 Jahren. Als ich das erste Mal U19-Weltmeister wurde, habe ich für mich entschieden, dass ich nach Dortmund ziehe. Das war auch der entscheidende Schritt. In der Zeit hatte ich gerade mein Abi und dachte mir, ich möchte studieren aber auch weiter rudern. Die beste Lösung war, nach Dortmund zu ziehen und in Bochum zu studieren. Und so wurde es eben Stück für Stück intensiver.

Doppelbelastung Studium und Leistungssportler: Wie sieht Dein Tag aus? Wie schaffst Du es beides unter einen Hut zu bringen?

Man muss schon viel organisieren – auch im Voraus. Aber das gute ist, dass man nicht so lange zur Uni unterwegs ist. Vom Stützpunkt brauch ich etwa 20 bis 25 Minuten. Das ist dann meistens so, dass wir morgens früh die erste Einheit am Stützpunkt trainieren. Die fängt meisten so um 7/7:30 Uhr an. Dann sind wir etwa gegen 9 Uhr oder 9:30 Uhr fertig. Dann schaff ich noch die 10 Uhr-Veranstaltungen an der Uni problemlos. Und wenn ich keine Uni habe, dann haben wir am Stützpunkt die Möglichkeit, in Ruheräumen zu lernen oder Sachen für die Uni vorzubereiten, um da voran zu kommen. Mittags treffen wir uns dann noch einmal um 14 Uhr zum Training. Liegen dort gerade Pflichtveranstaltungen, kann das Training auch mal etwas später beginnen. Dass klappt aber meistens nur, wenn wir nicht im Achter trainieren. Wenn alle mit Extra-Terminen kommen würden, wird es mit einem großen Team schwierig, das gemeinsame Training zu koordinieren. Deswegen haben wir die Kerntrainingszeiten. Alles andere versucht man dann halt drumherum zu planen. Nach dem Training ist noch Zeit, etwas für die Uni zu machen.

Wie lange sind die Trainingseinheiten?

Etwa 90 Minuten – mit allem Drum und Dran ist man zwei Stunden unterwegs. Jeden Tag mehrmals.

Jetzt grade ist es etwas intensiver, weil wir die EM vor der Brust haben. Dann machen wir meistens zwei bis drei Trainingseinheiten am Tag und da ist es dann auch schwieriger mit den Vorlesungen. Aber dadurch, dass jetzt die Vorlesungszeit vorbei ist, passt das auch wieder ganz gut.

Woher bekommst Du denn Unterstützung?

Am Stützpunkt haben wir die Gegebenheiten, dass wir uns dort vorbereiten können. Vor allem, dass wir auch die Räumlichkeiten haben. In den Ruheräumen kann man die Zeit gut nutzen.

Die Uni unterstützt uns natürlich auch sehr. Ich habe häufiger Terminkonflikte, weil ich dann im Trainingslager bin. Und dann muss ich gucken, dass man eine Lösung findet. Bisher wurde immer ein Weg gefunden. So komme ich trotz Leistungssport gut durchs Studium, ohne viel Zeit zu verlieren. 

Letztes Jahr hast Du mit dem Ruder-Achter die Goldmedaille bei den Ruder-Weltmeisterschaften geholt – was steht für 2018 und 2019 an?

Beim Rudern ist es so, dass wir jedes Jahr EM und WM haben. Jetzt steht nächstes Wochenende erstmal die EM an und dann Mitte September die WM. Bei beiden Wettkämpfen wollen wir die Titel verteidigen. Damit würden wir auch eine sehr gut Basis für die nächste Saison legen, denn da ist Olympia-Quali-Saison. Dann werden die Boote für die olympischen Spiele 2020 qualifiziert.

Warst Du schon mal bei Olympia?

Ja, ich war 2016 in Rio dabei und habe dort den zweiten Platz im Achter gemacht.

Sportler oder Akademiker?

Eine gute Mischung aus beidem.

Hast Du denn noch Zeit für ein typisches Klischee-Studi-Leben?

Eher weniger … da muss man schon irgendwo Abstriche machen. Im Training würde ich nicht vorankommen, wenn ich mich jeden Abend mit den Kommilitonen in der Kneipe treffe und die Nacht durchzeche. Das Trainingspensum könnte ich dann auch nicht so durchhalten. Es ist schon so ausgelegt, dass man irgendwann an seine Grenzen kommt – ohne noch Alkohol zu trinken. Da verzichte ich drauf. Aber wir haben auch so etwas wie eine Saisonpause von vier Wochen, wo man dann ein bisschen entspannen kann.

Also vermisst du es gar nicht?

Nein, ich habe mich ja selbst dafür entschieden. In dem Moment, in dem ich hierhergezogen bin. Als Athlet erlebt man viele andere schöne Sachen, die ein klassischer Student nicht erlebt. Und man gewöhnt sich schnell an den anderen Tagesablauf.

Auf Unterstützung sind wir Sportler aber immer angewiesen, deswegen bin ich sowohl der Ruhr-Uni als auch der Deutschen Sporthilfe und unserem Sponsor WILO für ihre Unterstützung sehr dankbar!

:Sarah Tsah

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