Bild: Urlaubstrend des Saison: Abschiebungen verhindern!

Kommentar. Ziviler Ungehorsam zur richtigen Zeit: Die medial verbreite Aktion von Studentin Elin Ersson macht Hoffnung.

Beängstigend für die Kinder, so empfindet ein Vater im Flugzeug den Protest der Studentin, die den Fluggäst*innen die Motivation ihrer Tat erklärt: die Verhinderung der Abschiebung, der drohende Tod des betroffenen Afghanen in seinem Herkunftsland. Mutige Zivilcourage, die Hoffnung macht. Und dann vermittelt ein Vater, dass dieser Protest den Kindern Angst mache. 

Angst macht dieses Europa, das wir aktuell den Kindern hinterlassen. Ein Europa, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt, dass die Grenzen ausbaut oder mit Warlords in Libyen paktiert – eine Festung mit abgestumpften Insass*innen, die im Flieger wütend auf die Uhr schauen, während eine Abschiebung verhindert wird. Menschenleben? Urlaub ist doch nur einmal im Jahr! In der „Zeit“ wurde etwa jüngst in einem Kommentar hinterfragt, ob  private Seenotrettung von Geflüchteten im Mittelmeer legitim sei. Vor Jahren wäre das in einem liberalen Blatt nicht denkbar gewesen. Die EU-Asylpolitik hat sich in den letzten Jahr drastisch gewandelt und mit ihr die Öffentlichkeit. Mein Europa ist es nicht. Menschenrechte werden denjenigen überlassen, die sich dagegen wehren und sich mit Geflüchteten solidarisieren. 

 Es liegt an uns 

Umso aufrüttelnder ist die Tat von Elin Ersson. Sie demonstriert: Es liegt an Euch, diesem Grenzregime mit viel Mut Widerstand entgegenzusetzen. Sie beweist: Es lohnt sich, dafür eine Anklage zu riskieren. Dass sie ihre Aktion filmte, war keine Selbstinszenierung, sondern ein wichtiger Gegenakzent in einer Öffentlichkeit, die sich seit Monaten unter medialen Dauerfeuer der Teilzeit-Humanist*innen und Vollzeit-Rassist*innen aus der Politik befindet. 

Die Minuten, die sie mit ihrem Smartphone festhält, spiegeln die gesellschaftliche  Situation im Schnelldurchlauf wider, die Polarisierung in der Asylpolitik und die Hoffnung. Denn am Ende schenkt eine Gruppe Ersson lautstarken Beifall für ihre couragierte Aktion, die der Betroffenen Person vielleicht nicht wirklich weiterhalf. Dafür aber uns dabei, wachzuwerden. Von einem Albtraum, der Europa heißt. 

:Benjamin Trilling

 

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