Bild: Nicht verwunderlich: Wenn man Menschen in ein Muster ordnet, sieht man nur noch das Muster., Medien und die Islamfeindlichkeit Nicht verwunderlich: Wenn man Menschen in ein Muster ordnet, sieht man nur noch das Muster.

Kommentar. Dass Jugendliche Vorurteile haben, kommt nicht von irgendwoher, sondern ist Konsequenz unreflektierter Medienkultur.

Jugendliche sind ebenso islamfeindlich wie viele Erwachsene. Dies sind die Zwischenergebnisse einer Studie der Universität Duisburg-Essen. Es wäre einfach zu sagen, dies wäre eine Überraschung. Man wusste doch von nichts. Doch eigentlich ist es nicht überraschend, sondern eine logische Konsequenz aus den Bildern, die uns tagtäglich erreichen. Bilder von beängstigend aussehenden Massen, von Kleintransportern mit verbeulter Motorhaube, von Opferbildern von Sexualverbrechen, die ihre angestrebte Relevanz erst dadurch erhalten, wenn der meistens männliche Tatverdächtige eine Eigenschaft hat, die sich auf eine ganze Gruppe übertragen lässt, solange dies nicht die Gruppe ist, der man sich selbst zugehörig fühlt. 

Keine Blickwinkel

Es ist eine Art von Berichterstattung, die gar nicht erst Fake News braucht, um Feindbilder in den Köpfen von Menschen festzusetzen. Denn mit realen, aber in ihrer Aussagekraft komplett überhöhten Verbindungen lässt sich mindestens genauso gut ein Stereotyp aufrechterhalten.
Über straftätige Menschen wird erst deutschlandweit berichtet, sobald sie einer ethnischen oder religiösen Minderheit angehören. Wenn dies nicht mit fallenden Kriminalitätsraten oder repräsentativen Zahlen kontextualisiert wird, ist dies eine bewusste oder fahrlässige redaktionelle Entscheidungen, die erst im Nachhinein einen Zusammenhang erstellt – eine Rahmung. „Framing? Als Journalisten können wir mit diesem Begriff wenig anfangen. Wir versuchen das, was Menschen beschäftigt, so darzustellen, wie es ist“, twitterte das Team der ARD-Polit-Talkshow „hart aber fair“. Die Selbstgefälligkeit, mit der das Team um Frank Plasberg behauptet, JournalistInnen würden bei der Themenwahl nicht ständig konstruierte Schwerpunkte setzen, spricht Bände. Es strotzt außerdem vor erzieherischem Übereifer, mit welcher Selbstverständlichkeit davon ausgegangen wird, man könne dem Publikum ein komplettes, objektives Bild liefern, so „wie es ist“. So werden dann schlussendlich Jugendliche erzogen, die gleiche Unreflektiertheit an den Tag zu legen, wie sie die Medien haben, die sie sehen.                              

   :Stefan Moll

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