Pressefreiheit. Während in russischen Stadien der Fußball rollt, wird hierzulande und weltweit die Berichterstattung kritisiert.

Russland belegt einen enttäuschenden Platz 148 von 180 im Pressefreiheitsranking der internationalen Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG). Doch die Berichterstattung über die Fußball-WM soll gewährleistet werden – so lange sie sich ausschließlich um die sportlichen Ereignisse dreht. Das musste auch ARD-Sportjournalist Hajo Seppelt erfahren. Der als Experte der Dopingproblematik im Sport geltende Seppelt landeteauf der russischen  Visasperrliste. Begründung: Seine russlandkritische Recherche. Zwar hoben die russischen Behörden das Einreiseverbot wenige Tage später auf, doch der Journalist wurde gewarnt, dass ihm beim Betreten russischen Bodens eine genaue Befragung bevorstehen könne. Im Gespräch mit „der Spiegel“ sagte Seppelt: „Ich werde gemeinsam mit meinem Sender genau prüfen, ob ich am Ende zur WM fahre“.

Gefährliche Arbeit 

Anders als Seppelt können russische JournalistInnen nicht wählen, ob sie sich der Gefahr der staatlichen Repression aussetzen. Nach Angaben von ROG sitzen derzeit fünf JournalistInnen und zwei BloggerInnen in Haft. Die Menschenrechtsorganisation Agora berichtet sogar von mehr als 40 inhaftierten JournalistInnen. „Unabhängige Medien werden massiv bedrängt und finanziell ausgetrocknet, ausländische Medien können inzwischen als ‚ausländische Agenten‘ gebrandmarkt werden“, lautet das Fazit der jährlichen Untersuchung von ROG.

Amnesty International berichtet, dass die staatlichen russischen Medien vor allem einem politischen Zweck dienen: „Die meisten Medien waren 2017 weiterhin faktisch staatlich kontrolliert und wurden von den Behörden genutzt, um Menschenrechtsverteidiger, Oppositionelle und andere kritische Stimmen zu verleumden.“

Vom Fußballweltverband indes werden JournalistInnen keine Unterstützung erwarten können. Bereits rund um den Confederations Cup in vergangenen Jahr wies die FIFA sämtliche Berichte über staatliche Zensur und den Umgang mit der freien Presse in Russland als unwahr zurück.

:Justinian L. Mantoan

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