Bild: Elfriede Jelinek: Zum 19. Mal nominiert und als viermalige Gewinnerin des Dramatikerpreis erhält sie dieses Jahr den Publikumspreis, Jury-Debatte bei den Mülheimer Theatertagen Bild: mag

Festival. Nach drei Wochen voll mit neuer Dramatik und spannenden Diskussionen endet „Stücke“ (:bsz 1167). Aus den sieben nominierten AutorInnen geht Thomas Köcks Stück „paradies spielen (abendland. ein abgesang)“ als eindeutiger Gewinner hervor.

Auch wenn die JurorInnen betonen, dass jedeR AutorIn einE GewinnerIn sei, gibt es am Ende ein klares Ergebnis: Mit nur einer Gegenstimme erhält Thomas Köck den mit 15.000 Euro dotierten Dramatikerpreis. Sein Stück „paradies spielen (abendland. ein abgesang)“ ist das Ende seiner Trilogie zum Thema „Klima“.

Direkt nach dem Publikumsgespräch zur letzten Inszenierung des nominierten und später gewonnenen Stückes findet die öffentliche Jurydebatte statt. Interessierte können sie live im Theater an der Ruhr miterleben oder im Internet verfolgen.

Die Entscheidung

Unter Zuweisung des Moderators Vasco Boenisch wählen die fünf JurorInnen nach einigen Runden, in denen nach und nach die Stücke aus dem Wettbewerb fliegen, schließlich den Sieger. Dieser kristallisiert sich schon zu Beginn heraus. Juror Jürgen Berger fragt während der Debatte in die Runde: „Gibt es zu Köck überhaupt noch eine ernsthafte Konkurrenz?“ Er findet, dass die Stärke des Stückes sei, dass der Autor große Bewegungen mit seinen gesellschaftlichen Themen ausführe. Juror Till Briegleb begründet seine Wahl für das Stück damit, dass der Autor „mit kleinen Andeutungen, große Themen bewegt.“ Auch sein Kollege Lars-Ole Walburg denkt, dass es dem Autor gelungen sei globale und große Themen einzufangen. Nur Jürgen Berger stimmt bei der letzten Runde für „Vor Sonnenaufgang“ von Ewald Palmetshofer, das eine Übertragung des  gleichnamigen Stücks von Gerhart Hauptmann ist. Dennoch könne er mit dem Ergebnis durchaus mitgehen.

Thomas Köck erhält somit zum ersten Mal den Dramatikerpreis und ist zudem Debütant bei den Theatertagen. Sein Stück „paradies spielen (abendland. ein abgesang)“ wurde in der Inszenierung des Nationaltheaters Mannheim unter der Regie von Marie Bues gezeigt. Es geht um den „ewigen ICE der Spätmoderne“, der unerlässlich durch eine Eislandschaft fährt. Ein Ende ist absehbar. Es geht um menschliche sowie globale Tragödien, Ohnmacht, hoffnungsvollen Aufbruch und enttäuschende Ankunft. Sein poetischer Text hat drei verschiedene Erzählebenen, die in der Inszenierung durch verschiedene Spielweisen, zum Beispiel in Tierkostümen, dargestellt und miteinander verbunden werden.

Die Wahl des Publikums

Nach jeder Inszenierung konnten die ZuschauerInnen zwischen den Kategorien „schlecht“, „mittel“, „gut“ und „sehr gut“ über den Publikumspreis abstimmen. Diesen gewinnt Elfriede Jelineks Stück „Am Königsweg“ in der Inszenierung des Deutschen SchauSpielHaus Hamburg unter der Regie von Falk Richter. Im Mittelpunkt steht ein machthungriger König, in Anlehnung an Donald Trump, der mehr einem bockigen Kleinkind als einer vertrauensvollen Person ähnelt. Lars-Ole Walburg sagte in der Debatte, dass das Stück keine Möglichkeit der Flucht und Sehnsucht zulasse. In der Inszenierung wird Jelineks Textfläche mit humorvollen Einschüben und kreativen Darstellungen wie zum Beispiel von den Muppets verknüpft.

Bei der Wahl des Publikums landet Thomas Köck auf den siebten Platz, was bei der Bekanntgabe für einige Lacher im Publikum sorgt. 

Das Auswahlgremium sichtet bereits Stücke und besucht Urraufführungen für 2019, wenn Mülheim erneut zum Treffpunkt der besten AutorInnen wird.

:Maike Grabow

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