Bild: Ruß – Kohle – Schwarz: Erich Reuschs Plastiken teilen den Raum. , Ausstellungseröffnung im Museum Untertage Bild: sat

Ausstellung. Passender hätte die Eröffnung des Ausstellungsorts „Kunst und Kohle – Schwarz“ nicht sein können. Denn das Museum unter Tage (MuT) ist einer von 17 Ausstellungsorten, die sich der baldigen Schließung des Kohleabbaus im Ruhrgebiet widmen.

250 Jahre Industriegeschichte im Ruhrgebiet finden 2018 ihren Abschluss. Mit der geplanten Schließung des noch aktiven Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop, endet eine Ära, die im besonderen Maße das Ruhrgebiet sowie die BewohnerInnen prägte. Dieses historische Ereignis nahm die 2010 gegründete Museumsallianz RuhrKunstMuseen zum Anlass, sich in 13 Städten und 17 Ausstellungen mit dem Thema Kohle zu beschäftigen. Darunter ist eine vielfältige Auseinandersetzung mit dem Thema vorzufinden. So beschäftigen sich KünstlerInnen mit dem schwarzen Gold in Form von Skulpturen, Installationen, Fotografie, Video- und Klangkunst sowie Malerei. Zusätzlich bieten die Museen ein umfangreiches Programm an, dass sowohl Konzerte als auch szenische Lesungen beinhaltet. Die Konzeption und Realisation der Ausstellung SCHWARZ: übernahm Kuratorin Dr. Friederike Wappler, Wissenschaftliche Leiterin der Kunstsammlungen der RUB. 

MuT zur Farbe

Den Projektnamen „Kunst und Kohle“ haben die Museen gleich, doch bei 17 Ausstellungsorten ist eine ausdifferenzierte Herangehensweise selbstverständlich berücksichtig worden. So widmet sich beispielsweise die Kunstsammlung der Ruhr-Universität im MuT dem zusätzlichen Thema „Schwarz “. Dabei steht einerseits die Assoziation der Farbe Schwarz zum Kohleabbau im Fokus, genauso wie die Frage der Darstellbarkeit und Sichtbarkeit in der Kunst. Gemäß Theodor W. Adornos „Ästhetischer Theorie“: „Radikale Kunst heute heißt soviel wie finstere, von der Grundfarbe schwarz. Viel zeitgenössische Produktion disqualifiziert sich dadurch, dass sie davon keine Notiz nimmt, etwa kindlich sich der Farben freut. Das Ideal des Schwarzen ist inhaltlich einer der tiefsten Impulse von Abstraktion“. Erich Reuschs elektrostatischeObjekte, die in den 60er und 70er Jahren Berühmtheit erlangten, sind der Blickfang der Ausstellung: Glaskästen, die mit Ruß gefüllt sind, den Raum brechen und sich statisch an den Außenwänden in einem grauen Farbverlauf niederschlagen. Abstraktes ideales Schwarz mit Bezug zur Kohlevergangenheit des Ruhrgebiets.  

s/w-Film

Mit der Videoinstallation „Flesh to White to Black to Flesh“ von Bruce Nauman aus dem Jahr 1969 stellte er sich der Thematik der Darstellbarkeit und der Fragmentierung des Selbst. Anfangs malt er sich weiß an, bemerkt, dass sein Schatten und er nicht harmonieren. Anschließend entfernt er die Farbe und schwärzt sich, um sich den Schatten anzupassen. Nach völliger Assimilation entfernt er die Farbe. 

Erweiternd stellte Susanne Weirich mit ihrer Installation „Charcoal Facial Mask“ ein Ritual des modernen Häutens dar. Auf 18 Tablets sind Menschen verschiedener Herkunft zu sehen, die eine Gesichtsmaske aus Kohle und Klebstoff auftragen. Das Material aus den sozialen Netzwerken zeigt den Akt des Auftragens und des Abnehmens. Dabei ist die Durchführung fast identisch – erwartungsvoll wird die Maske aufgetragen und schmerzerfüllt herunter gerissen: fast eine Häutung. 

:Sarah Tsah

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