Glosse. Ein neuer Lebensabschnitt – willkommen an der Universität, dem Ort des Wissens und der unbegrenzten Möglichkeiten. An dieser Stelle ein vielleicht leicht satirischer Guide, wie Du Dich gut einfindest.
Ich weiß es noch als sei es gestern gewesen – mein erster Tag. An der RUB. Ruhr-Universität Bochum. Ein schöner Name. Ich bin jetzt an der Universität. Ich bin jetzt Studentin … äähh … Studierende. Schade, dass mir damals niemand gesagt hat, wie der Hase an der Uni läuft. Aber dafür bin ich ja nun einer der alten Hasen und gebe Euch mein umfangreiches und exklusives Wissen weiter. Hier ein paar Anfangendentipps (lol).
Punkt 1: Anpinkeln, um Dominanz zu zeigen
Zunächst solltet Ihr wissen, dass Ihr jetzt die Bildungselite seid. Ihr seid nicht nur Deutschland. Nein, Ihr seid RUB. Ihr seid Studierende. Ihr seid Wissen. Ihr seid Elite. In allem. Ihr seid „Upper Class“. Mit Erhalt der Matrikelnummer seid Ihr Oberschicht. Das müsst Ihr alle spüren lassen. Das ist wichtig. Wenn die Kaste der Auszubildenden oder gar SchülerInnen nicht merkt, dass Ihr nun zu den AkademikerInnen gehört, dann macht Ihr etwas falsch. Am besten zeigt Ihr Eure neugewonnene gehobene Position, indem Ihr alle Euch untergeordneten Menschen anpinkelt, um Dominanz zu zeigen. Klingt hart, ist auch etwas eklig, aber ja nur für die anderen, nicht für Euch.
Punkt 2: Alles besser wissen
Wie ich eingangs womöglich erwähnt hatte: Ihr seid jetzt AkademikerInnen. Das darf sich nicht nur in Eurer Anmeldung bei „Elitepartner“ niederschlagen, das müsst Ihr auch schnellstmöglich allen Menschen in Eurem Umfeld deutlich machen. Zu jedem möglichen oder unmöglichen Zeitpunkt rate ich Euch, unmissverständlich klar zu machen, dass Ihr es besser wisst. Ein Fleck in der Lieblingsjeans, den Mutti beim Waschen einfach nicht rausbekommt? Eure Reaktion? „Ja also neulich in der Vorlesung hatten wir auch so einen Fall … mit Königswasser geht der raus!“ Scheißegal was Ihr studiert. Ein Satz, der mit „Neulich in der Vorlesung …“ beginnt, sichert Euch die ungeteilte Aufmerksamkeit Eurer GesprächspartnerInnen – wenn auch nur, bis das genervte Augenrollen beendet ist. Merkt Euch: Ihr wisst alles. Immer. Egal, ob Ihr jemals davon gehört habt oder nicht.
Punkt 3: Klausurphase
Gebt niemals zu, dass Euch etwas schwerfällt. Ich deutete ja schon an, dass Ihr was Besseres seid. Zugeben, dass Euch ein Fach nicht liegt oder Ihr vor einer bestimmten Klausur ein wenig Respekt habt, steht nicht zur Option. Ihr könnt alles. Außer in der Klausurphase. Vor Eurer ersten Klausurphase im Herbst müsst Ihr Euch in der Bib verbarrikadieren, drei Wochen lang jeden sozialen Kontakt unterbinden und abwimmeln mit den Worten „Ne du, ich hab Klausurphase“. JedeR in Eurem Umfeld wird respektvoll zurücktreten und Euch von unten herab mit großen ehrfürchtigen Augen anschauen und Euren Bildungswillen respektieren. Wichtig ist außerdem, unmittelbar vor der Prüfung total auszurasten und jedem/jeder zu erzählen, wie schlecht Ihr vorbereitet seid. Nach der Klausur ist der Text „Ich bin bestimmt durchgefallen“ unerlässlich. Bei der Bekanntgabe der Noten fallt Ihr dann aus den Latschen, wenn Ihr die 1,0 seht. Damit hättet Ihr niiiiiiiiiiemals gerechnet.
:Kendra Smielowski
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