Bild: PACT Zollverein: Das Festivalzentrum mit Industriecharme lud zum Verweilen ein. , Die Tanzplattform: Ein Ort zum Austauschen, Netzwerken und gemeinsamen Sichten Bild: mag

Festival. Die „Tanzplattform in Deutschland“ fand dieses Jahr rund um die Zeche und PACT Zollverein in Essen statt. Vom 14.bis 18. März 2018 waren verschiedene Produktionen des zeitgenössischen Tanzes zu sehen. Ein Festival, das über den Tellerrand blickt.

Es wird kaum einen Ort geben, an dem mehr und intensiver über zeitgemäßen Tanz und seinen Einfluss gesprochen wird, als bei der Tanzplattform 2018 in Deutschland. Dieses Jahr fand das wichtigste Festival in Deutschland für den zeitgenössischen Tanz in Essen statt. Es wurden 13 impulsgebende Stücke der letzten zwei Jahre gezeigt.

Die Rolle des Tanzes 

Das Programm ist so vielfältig, wie das Festival verspricht. Eine Jury bestehend aus WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen lud die wichtigsten Produktionen des zeitgenössischen Tanzes nach Essen ein. Das Rahmenprogramm ist kein unwesentlicher Bestandteil. An verschiedenen Orten und bei vielen Veranstaltungen gab es die Möglichkeit zum Austausch, zur Vernetzung und zur eigenen Kreativität. Viele nationale und internationale BesucherInnen reisten nach Essen, um die Tanzplattform hautnah mitzuerleben.

Die Frage nach Instrumenten für internationale Allianzen wurde am Samstagmorgen beim „Assembly – Treffpunkt und Austauschforum“ zum Thema „Internationale Perspektiven“ gestellt. Moderatorin Elisabeth Nehring erklärte eingangs: „Tanz ist eine internationale Darstellungsform.“ Sechs internationale GästInnen sprachen über ihre Herkunftsländer und die Rolle des Tanzes dort. Anschließend wurde der Frage nachgegangen, was Tanz leistet und leisten sollte. Nayse López aus Brasilien meint: „Es ist notwendig, einen Ort zu haben, wo sich Menschen vernetzen können. Wir brauchen eine internationale Plattform.“ Auch wenn die Situation des Tanzes in den Ländern verschieden ist, so waren sich alle darin einig: Es wird eine internationales Netzwerk benötigt, das KünstlerInnen miteinander verbindet, in dem man sich gegenseitig unterstützen und Kultur verbreiten kann.

Dass Tanz etwas sehr Individuelles ist, konnte jedeR bei dem choreografischen Brief-Projekt „Just in Time“ sehen. Das Kollektiv „deufert&plischke“ rief die BesucherInnen des Festivalzentrums auf, einen Brief an den Tanz zu schreiben. In einem gemütlichen Raum waren Texte und Bilder aus den drei vorherigen Projekt-Städten ausgestellt. An Bildschirmen erzählten Leute von ihrer Beziehung zum Tanz. „Es sind sehr persönliche Worte und es gibt ein breites Tanzverständnis, jeder hat sein eigenes. Es ist ein Versuch, einen Brief darüber zu schreiben“, berichtet Magda, Studentin aus Dortmund, von ihrem Erlebnis im Raum.

Die Kunst des Tanzes 

Eine besonders interessante Inszenierung war von Eszter Salamon „MONUMENT 0.5: The Valeska Gert Monument“. Die Performance betrachtet die Avantgarde-Künstlerin Valeska Gert. Ihre wichtige Rolle in der Kunstwelt geriet durch den Nationalsozialismus in Vergessenheit. Eszter Salamon erweckt ihre besondere Arbeit mit dem Körper und der Sprache auf der Bühne zum Leben. Auch wenn einige Darstellungen das Publikum zum Lachen brachten, werden ernste Themen wie Gender oder nationale Identität behandelt. Beim Late Night Studio Talk muss Eszter Salamon in Bezug auf ihre Arbeit über Valeska Gert zugeben: „Es ist nur die Spitze des Eisberges.“

Das Festival war ein guter Ort, um sich über den Tanz auszutauschen, doch es wird hier nicht enden, sondern weitergehen: Der Gastgeber der Tanzplattform 2020 ist der Veranstalter JOINT ADVENTURES in München.

:Maike Grabow

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