Bild: Eyo, wär' meine Hood nicht arm, wärt Ihr nicht reich: Im Austausch über Klassengrenzen geht es in der „Prinz, der Bettelknabe und das Kapital“ auch mal ruppiger zu., Premiere von „„Prinz, der Bettelknabe und das Kapital“ Foto-Quelle: Albi Fouché

Theater. Volker Lösch und Christine Lang inszenieren in Essen „Der Prinz, der Bettelknabe und das Kapital“ nach Motiven von Mark Twain.

Es ist nicht einfach ein Kind, das geboren wird. Denn dieser Erbe des Inhabers eines Milliarden-Konzerns eröffnet hier ein Nachdenken über den Gegensatz von Arm und Reich. Dass die Gesellschaft die Bedingungen schafft, wie wir erfahren, lieben, leben, darüber hat Mark Twain einst den Roman „Der Prinz und der Bettelknabe“ geschrieben.

Volker Lösch und Christine Lang haben frei nach Motiven von Twain ein Märchen von der sozialen Ungleichheit inszeniert, das in Essen angesiedelt ist. Eine Stadt, die durch die A40 in zwei Teile gespalten ist, den reichen Süden und den armen Norden. In der Aufführung drückt sich genau das im Bühnenbild aus: Eine Mauer teilt den ZuschauerInnenraum in Nord und Süd. Die einen nehmen in bequemen Theatersesseln Platz, die andere Hälfte drängt sich in einen engen Raum auf die Treppen.

Bewegung fürs Publikum

Lösch ist bekannt dafür, soziale Schieflagen auf der Bühne zu thematisieren. Oft setzt er dabei auf Laien. So wie in der Essener Inszenierung, in der Jugendliche aus dem Norden auftreten. Im Chor erzählen sie von ihren tristen Alltagserfahrungen. Auf der anderen Seite der Mauer berichten die SchülerInnen aus dem Süden. Alle sind im gleichen Alter und trotzdem aus zwei Welten. 

Wenn sich die Jugendlichen aus dem Norden laut und ohne Berührungsängste mit Supermarktpaletten (zur Illustrierung prekärer Akkordarbeit im Konzern „dial“) durch die Reihen rempeln, dann ist das nicht allen angenehm. Meiner Begleitung missfällt das offensichtlich. Aber die ZuschauerInnen werden dadurch sinnlich greifbar wachgerüttelt.

Überhaupt wird dem Publikum an diesem Abend viel Bewegung abverlangt: erst geht es auf die andere Seite der Mauer, schließlich hinter die Bühne. Da hat der jugendliche Erbe – nach den Twain-Motiven – schon längst den Reichtum geteilt. Entgegen den Dogmen seiner Vermögensberaterin. Im Grillo-Theater machen sie daraus schließlich ein Forum für Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit. Das mag wie didaktisches Theater mit dem Holzhammer erscheinen. Aber es hält die Utopie wach, dass es nicht bleiben muss, wie es ist. Die nächste Vorstellung ist am 15 .März.

:Benjamin Trilling

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