Bild: Lässt sich nicht einschüchtern: Der gebürtige Bochumer Enno Lenze hat trotz Morddrohung seinen Vortrag gehalten., „Hitler – wie konnte es geschehen“ Ein Vortrag von Enno Lenze Bild: Jan Grewe, Bearbeitung: kac/sat

Vortrag. Das Referat für politische Bildung des AStA lud den Verleger und Journalisten Enno Lenze am 1. Februar ins HZO 40 ein. Er bot einen Einblick in seine Ausstellung „Hitler – wie konnte es geschehen?“

Vor vier Jahren hat Lenze das Berlin Story Museum in einem stillgelegten Bunker eröffnet. Seit Mai 2017 werden dort auf 2.500 Quadratmetern, Einblicke in die Geschichte Adolf Hitlers und des Nationalsozialismus geboten.
Viele Menschen glauben, schon alles über den Massenmörder zu wissen: „Hitler? Kenn’ ich alles“, zitiert Lenze eine häufige Reaktion. Doch über den Diktator werde sehr viel „Schrott“ verbreitet, berichtet er. Lenze skizzierte die Jahre von Hitlers Kindheit bis zu seinem Selbstmord. Er erklärte, wie der „hippe Nationalsozialist“ die damaligen „Social Media“, wie den Volksempfänger, beherrschte und dass sein Werbespruch „Ich werde Deutschland wieder groß machen“ heute wohl nicht mehr bei WählerInnen funktionieren würde. Hitler erzählte Lügen, das Volk akzeptierte das, während der Rest der Welt wegsah. Selbst als die damalige Tschechoslowakei von den Deutschen überfallen wurde und um Hilfe gebeten hat, haben sich die restlichen Länder nicht dafür interessiert. 

Lenze widerlegte einigen „Blödsinn“, der sich immer noch hartnäckig in vielen Köpfen hält, wie zum Beispiel das Gerücht, dass Hitler mit einem geheimen U-Boot nach Argentinien oder zum Südpol geflohen sei. Auch die Mär, dass man gezwungen wurde, sich den Nazis anzuschließen, widerlegte er und scheute sich dabei nicht, auch Beispiele aus seiner eigenen Familie heranzuziehen: „Der eine Uropa hat nicht mitgemacht und der andere erzählte von seinem Vergnügen, Juden erschossen zu haben.“ Lenze stellt zudem auch die häufigste Ausrede der Menschen in Frage. Nämlich, dass sie nichts über den Holocaust hätten wissen können. Dabei existieren doch viele Soldatenbriefe, die vom Völkermord berichten, so Lenze. 

Diskussionsrunde

In der anschließenden Fragerunde stellte ein Zuschauer die Frage, ob es Parallelen zwischen der AfD und der NSDAP gebe. Lenze erklärt, dass beide Parteien populistisch agierten. Er habe die AfD schon früher verfolgt und deren rassistische Hetze gehört. „AfD und NSDAP ist im Geiste das gleiche Pack.“ Es gebe Dinge, die sich überschneiden, aber einen direkten Vergleich könne man trotzdem nicht ziehen.

Lehramtsstudent und Aktivist Ali Can engagiert sich seit zwei Jahren gegen Fremdenhass. Ihm habe die Veranstaltung sehr gut gefallen: „Ich finde, dass Enno Lenze das Thema sehr leicht und umgänglich aufbereitet hat, da ist sonst immer so eine Schwere dabei.“ Can sieht Stätten der Erinnerung gerade in der heutigen Zeit als besonders wichtig an, damit man sich dort austauschen kann, „um auf solche Tendenzen, wie damals 1933, hinweisen zu können“.

„Ennos kleine Hassparade“

Aufgrund seines Engagements gegen Rechts hat Lenze hunderte (Mord-) Drohungen und Beleidigungen erhalten. Diese dokumentiert er auf seiner Website unter der Rubrik „Ennos kleine Hassparade“. Auch im Vorfeld dieser Veranstaltung erhielt er eine Morddrohung (siehe Foto). Auf die Frage, wie er damit umgeht und ob er Angst habe, erzählt Lenze von seiner Zeit in Kurdistan (Irak): „Ich habe den IS überlebt. Wenn mich wirklich jemand umbringen will, dann wird er das nicht mit schlechter Rechtschreibung ankündigen. Das ist untypisch.“  

Wer den Vortrag verpasst hat, findet unter folgendem Link den Podcast: Tinyurl.com/Hitlervortrag:

:Katharina Cygan

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