Bild: Hat die Bühne mit seinen Witzen befeuert: Martin Fromme. , Wie umgehen mit Behindertenwitzen? Foto: sat

Kommentar. Ein Einarmiger macht Witze über Menschen mit Behinderung. Witzig oder pietätlos? Darf ich überhaupt lachen?

Martin Fromme trat vergangenen Mittwoch im KuCaf auf. Ein Mensch, dem der linke Unterarm fehlt, reißt sich fast ein Bein aus, um sein Publikum zu amüsieren. Hat geklappt, ich habe mich köstlich amüsiert, als er erzählte, wie er 20 Minuten durch den Edeka humpelte, um einen lästigen, übereifrigen, selbsternannten Behindertenparkplatz-Wächter zu überzeugen, dass er wirklich auf dem Parkplatz stehen dürfe. Darf er natürlich nicht, aber hey – was tut man nicht alles für eine gute Show und drei Meter weniger Fußweg?

Komischer Beigeschmack

Die Veranstaltung wurde vom Autonomen Referat für Menschen mit Behinderungen und sämtlichen Beeinträchtigungen (AR-MBSB) organisiert. Ein Großteil der Anwesenden hat selbst eine Behinderung oder Beeinträchtigung. Ich nicht.  Darf ich als nicht-behinderter Mensch überhaupt über derlei Komik lachen? Ja, es ist witzig, wenn er mit links ein Buch lesend versucht, mit seinem Armstumpf gedankenverloren nach seiner Tasse Kaffee zu greifen und dabei feststellen muss: „Mist. Klappt irgendwie nicht.“ Aber ist das ein Joke, den ich witzig finden darf oder ist es geschmacklos, wenn ich mir mit einer Hand den Bauch halte vor Lachen und mit dem andern auf den Tisch hau’, weil ich ja beide Hände nutze? Und weitergedacht: Darf ich sowas anderen Leuten erzählen oder gar selber Behindertenwitze machen? 

Und ob ich darf! 

Es wäre nämlich diskriminierend, alle bis auf diese Gruppe durch den Kakao zu ziehen aus falscher Rücksichtnahme auf ihre Befindlichkeit. Solang die Jokes nicht persönlich beleidigend werden, halte ich es für völlig legitim, jemanden zu veräppeln. Ich selber bin ganz vorne dabei, Witze über dicke Hintern zu machen. Doch wie bei allem gibt es Grenzen: Wenn mein Gegenüber mir sagt, ich hätte eine Grenze übertreten, dann bin ich zu weit gegangen. Rücksichtnahme und Empathie sind die Schlüssel. Ich lache über Martin Fromme, weil er witzig ist, nicht, weil er eine Behinderung hat oder gar über die Behinderung selbst. Denn das wäre absolut nicht ok!

:Kendra Smielowski

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