Bild: TV-Duell im Schatten schlechten Journalismus

Kommentar. JournalistInnen als Lakaien der AfD? Das TV-Duell Merkel vs. Schulz gab dem Begriff „Lügenpresse“ eine Bedeutung. 

Zahlreiche angehende JournalistInnen strömten zum Campfire-Festival. Themen und Fragen dort: Welches Verhältnis hat der Journalismus zur Politik? Wie kann der Journalismus im Medienwandel aussehen? Wie er am besten nicht aussehen sollte, davon konnten sie sich beim TV-„Duell“ zwischen Kanzlerin Merkel und SPD-Herausforderer Martin Schulz überzeugen.
Denn was sich da die ModeratorInnen Maybritt Illner, Sandra Maischberger, Peter Kloeppel und vor allem Sat1-Vertreter (oder designierter AfD-Pressesprecher?) Claus Strunz als Fragekorsett zusammengeklaubt haben, wirkte zuweilen wie ein Best-Of des populistischen Stammtischparolenkummers. Und die eigentlichen Themen: Wohnraumnot, Prekarisierung und Niedriglöhne (die wiederum nicht für die Mieten reichen), Stress und Zeitdruck auf der Arbeit? Die Nöte und Sorgen von Lohnabhängigen, Arbeitslosen, Studierenden, SchülerInnen, RentnerInnen ließen sich endlos fortsetzen. Im TV-Duell tauchten sie nicht auf. Als gebe es keine dringenderen Anliegen als Integration, Migration oder die „Flüchtlingskrise“. Diese JournalistInnen scheinen so stark in der Lebensrealität der Durchschnittsbevölkerung verankert zu sein wie die AfD-Adelige Beatrix von Storch: neoliberale Dogmen absegnen, soziale Probleme ignorieren und mit Rassismus die Menschen spalten.

Diskurs nach Rechts gerückt

Dass Claus Strunz Zitate aus dem Kontext riss, falsche Zahlen nannte und sich rechtspopulistischer Rhetorik bediente, ist eine Sache. Denn im Ensemble mit seinen KollegInnen hat er AfD und Co. einen guten Dienst erwiesen und den Diskurs stark nach Rechts gerückt. Mit der gesellschaftlichen Realität der Mehrheit hat das wenig zu tun.
Wehren müssen sich dagegen nicht nur angehende JournalistInnen. Denn der so oft gescholtene Vorwurf der „Lügenpresse“, er hat angesichts solcher unverhohlen rassistischen Manipulation seine Berechtigung. Er muss nur von den richtigen artikuliert werden. Von unten. Von links. Gegen Rechts, gegen die Reichen und MeinungsmacherInnen da oben. Ganz egal, ob sie nun Alexander Gauland oder Claus Strunz heißen. 

:Benjamin Trilling

 

Lest hierzu auch Benjamins Artikel über das Campfire-Festival.

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