Bild: Abgehängt und gelangweilt: Maxim Gorkis Randexistenzen aus „Nachtasyl“ sind am Wochenende auf der Bühne des Musischen Zentrums zu sehen. , Gorkis Klassiker „Nachtasyl“ im Musischen Zentrum (MZ) Foto: Laron Janus

Es war die andere Seite, die Laron Janus interessierte. Der RUB-Student steht sonst in seiner Freizeit als Schauspieler auf der Bühne. Nachdem sich der Theaterwissenschaftsstudent in einem Seminar mit Gorkis bereits zwei Mal verfilmtem Stück auseinandersetzte, hatte er  einen Stoff gefunden, der er unbedingt auf die Bühne bringen wollte.

Ein Problem am Anfang: Alleine 17 Rollen mussten besetzt werden. „Ich wollte, was diese Sache angeht, werkgetreu bleiben.“ Entsprechend schwierig gestalteten sich die Proben, die im September anfingen. Denn mit so vielen Leuten findet sich neben dem Studium nicht immer ein passender Termin: „Es sind super viele Schauspieler abgesprungen“, erzählt der Regisseur. „Dadurch ändert sich auch so ein Stück.“

„Nachtasyl“ gilt als das bekannteste Stück Gorkis. In dem 1902 uraufgeführten Schauspiel lässt der russische Dramatiker gescheiterte Randexistenzen, die in einem Elendsquartier untergebracht sind, zu Wort kommen. Um die Jahrhundertwende keine Selbstverständlichkeit: „Gorki war der erste, der solche Figuren auf die Bühne gebracht hat, der erste, der sie damit sichtbar gemacht hat.“

Uneinlösbarkeit sozialer Utopien?

Verzweiflung und Ausweglosigkeit prägen die Figuren Gorkis. Ein pessimistischer Grundton, der auch Laron Janus besonders früh am Stück interessierte: „Die Perspektivlosigkeit dieser Figuren ist heute ja noch aktueller.“ Eine gewisse Aktualisierung wollte der 24-Jährige zuerst auch in der Inszenierung umsetzen, bevor er sich dann für eine werkgetreue Inszenierung des alten Stoffs entschied. „Wir haben stattdessen versucht, ein paar Punkte herauszuarbeiten, die anthropologische Konstanten sind.“

Dass Gorki mit „Nachtasyl“ auch eine nüchterne Abrechnung mit sozialen Utopien ablieferte, macht das Stück dagegen trotzdem höchst aktuell: „Heute sind wir wieder an einem Punkt angekommen, wo wir nicht mehr wahnsinnig euphorisch in die Zukunft blicken“, sagt der Regisseur. „Utopien sind nicht einlösbar.“

So gibt es auch keine historisch geschlossene Form: Auf der Bühne tragen die SchauspielerInnen sowohl alte Kostüme, die das Schauspielhaus Bochum zur Verfügung gestellt hat, als auch Alltagskleidung. Auch das Bühnenbild ist nicht klassisch: Statt eines Guckkastenprinzips gibt es eine Arena. „Das Publikum wird drum herum sitzen und alle Seiten sehen.“ 

Der Rollenwechsel zum Regisseur war für Laron Janus jedenfalls auch mit Anstrengungen verbunden: „Wo man sich sonst als Schauspieler über Wochen und Monate nur mit seiner Rolle beschäftigt, musste ich jetzt an alles denken“, so der RUB-Student wenige Tage vor der Premiere. „Aber in den Vorführungen, auf die alles hinauslief, kann ich jetzt nur noch mit gebundenen Händen zuschauen. Das ist alles sehr gewohnheitsbedürftig.“

Die Premiere ist am 20. Januar auf der Studiobühne des Musischen Zentrums. Für die Aufführung am 21. Januar sind auch noch Karten erhältlich.

:Benjamin Trilling

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