Bild: Früher bei der Guerilla, heute beim Feminismus: Morena Herrera kämpft seit Jahrzehnten für Freiheit und Rechte der Frauen., El Salvador zeigt, wohin rigide Abtreibungsverbote führen Maria Patricia Leiva/OAS (CC BY-NC-ND 2.0)

Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ist im katholisch-konservativen Lateinamerika meist nur in Ausnahmefällen gegeben. Die Zustände in El Salvador gehen aber noch weit darüber hinaus: Es herrscht ein totales Abtreibungsverbot, Frauen werden zu hohen Haftstrafen verurteilt und Fehlgeburten führen zu willkürlichen Mordanklagen.

Chile, El Salvador, Honduras und Nicaragua verbieten Abbrüche selbst dann, wenn durch die Schwangerschaft das Leben der Frau bedroht ist. Somit werden dort auch Ärzte und Ärztinnen kriminalisiert, die Frauen beispielsweise bei einer Eileiterschwangerschaft helfen. El Salvador verfolgt dabei jede Zuwiderhandlung gegen das totale Abtreibungsverbot mit Abstand am härtesten: Frauen drohen bei einer Abtreibung in den ersten 22 Schwangerschaftswochen bis zu acht Jahre Gefängnis, ab der 23sten Woche wegen Mord sogar 30 bis 40 Jahre Haft.

Hinzu kommt, dass Frauen, die Fehlgeburten erleiden, routinemäßig wegen Abtreibung oder Mord angeklagt werden. Wenn ihre Unschuld vor Gericht bewiesen wird, haben sie in der Regel bis zu einem Jahr in Untersuchungshaft verbracht. Doch selbst ohne einen Schwangerschaftsabbruch durchgeführt zu haben, werden Frauen vor Gericht manchmal mit Begründungen wie „mangelndem Mutterinstinkt“ für Fehlgeburten verantwortlich gemacht und als Mörderinnen verurteilt.

Rechts gegen links

Diese frauenfeindliche Politik wurde 1998 von der erzkonservativen Partei ARENA eingeführt, mit Unterstützung der katholischen Kirche. Zwar ist die ARENA 2009 von der linken FMLN als Regierungspartei abgelöst worden, doch hat sich das Abtreibungsrecht seitdem nicht verändert.

Prominenteste Kämpferin für die Selbstbestimmung der Frau in El Salvador ist die Feministin und ehemalige linke Guerilla-Kommandantin Morena Herrera. 2014 hat sie eine Kampagne für die Begnadigung von 17 Frauen gestartet, die wegen Fehlgeburten zu Gefängnisstrafen von 30 bis 40 Jahren verurteilt worden sind. ARENA hingegen legte vergangenen Juli als Oppositionspartei einen Gesetzentwurf vor, um die mögliche Strafe für Schwangerschaftsabbruch auf 50 Jahre zu erhöhen.

 :Gastautor Patrick Henkelmann

 

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