Bild: Plurale Ökonomik: Gegen die theoretische Monokultur in der Wirtschaftslehre richten sich einige Studierende der RUB. , Plurale Ökonomie: Vortrag zur Vielschichtigkeit in der Lehre Bild: Plurale Ökonomie

Brauchen wir wirklich ständiges Wirtschaftswachstum? Sollten wir wirklich Natur- und Humankapital als monetären Wert ausdrücken? Und wie steht es um die politische Performativität von Wirtschaftstheorien? Wir brauchen Antworten.

Mehr als 1.700 Menschen passen in das Audimax der RUB, in dem regelmäßig die Vorlesungen der Wirtschaftswissenschaften stattfinden. Vor allem Mikro- und Makroökonomie werden präsentiert, sonst stehen für die VWL-Studierenden in den Einführungskursen noch Mathe, Statistik und Wirtschaftsrecht auf dem Programm. Erstis werden gleich mit den gängigen Modellen und Theorien vertraut gemacht, hinterfragt werden diese meist nicht. 

Alternativloser Status Quo?

Nur die wenigsten Kurse an deutschen Unis behandeln Wirtschaftsgeschichte oder reflektieren die wissenschaftstheoretischen Grundlagen der VWL. Dies ist problematisch. Der Status Quo wird als alternativlos kennengelernt, differenziertere Fragestellungen an die Disziplin kommen gar nicht erst auf. Doch es gibt Alternativen. Vor zwei Jahren veröffentlichte eine internationale Studierendeninitiative einen breit rezipierten Aufruf zu mehr Pluralismus in der Lehre. Mehr als 65 Gruppen weltweit beteiligten sich. Auch an der RUB hat sich im vergangenen Dezember eine studentische Initiative der Pluralen Ökonomik gegründet.

Auch an der RUB 

Am 04. Mai gibt es die Möglichkeit, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Der Vortrag „Was verstehen Ökonomen schon von Kapitalismus? Sozialwissenschaftliche Anmerkungen zur VWL “ und der Film „Boom Bust Boom“ über die globale Finanzkrise bieten genügend Stoff für tiefer gehenden Austausch über die Zukunft einer wichtigen Disziplin. 

Das Anliegen besteht darin, aufzuzeigen, dass der vorherrschende Ansatz der neoklassischen Modellökonomik in der Lehre und Forschung an seine Grenzen stößt, sei es in Form von Finanzmarktkrisen, Klimawandel oder sozialen Krisen, die alle auf ihre Art mit der ökonomischen Ebene verknüpft sind. Scheinbar mathematische Objektivität lässt die gesellschaftliche Realität in den Hintergrund rücken und bietet keine Lösungen für aktuelle Herausforderungen. Darum ist es wichtig, die Perspektive zu öffnen und klar zu machen, dass Ökonomik auch vielseitiger gedacht werden kann als es momentan der Fall ist.

In der Veranstaltung wird es zunächst einen Vortrag von Frau Dr. Saskia Freye als Einleitung geben und dann der Film „Boom Bust Boom“ gezeigt. Außerdem ist Zeit zum Austausch über das Thema und InteressentInnen können die studentische Initiative der Pluralen Ökonomik in Bochum kennenlernen.

Lukas Böhm ist Initiator der Pluralen Ökonomik Gruppe in Bochum und studiert Sozialwissenschaften (Politik/Wirtschaft/Gesellschaft) und Medienwissenschaften im Bachelor

Ann-Christin Abbenhaus ist interessiert an vielseitigen, vor allem kritischen Denkansätzen und studiert VWL und Philosophie im Bachelor.

:GastautorInnen 

     Ann-Christin Abbenhaus  

& Lukas Böhm

ZEIT:PUNKT

Saskia Freye, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Politisches System Deutschland, beleuchtet Grenzen des ökonomischen Mainstreams. Sie konstatiert ein mangelndes Verständnis von Kapitalismus als historisches und gesellschaftliches Phänomen und empfiehlt eine konsequente Öffnung der Ökonomie für die Kooperation mit anderen Sozialwissenschaften.

Mittwoch, 4. Mai, 18 Uhr in HGC 30.

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