Bild: Lustig statt listig: In der Premiere an der Rottstr5 wird die Odyssee parodistisch dekonstruiert., „Odyssee“ feiert Premiere an der Rottstr5 Foto: Sabine Michalak
Die „Odyssee“ als absurde Parodie auf die Gegenwart: An der Rottstr5 überzeugen Folkwang-Regie-Student Daniel Kunze und young’n’rotten mit einer Slapstick-Fassung des antiken Stoffes.
 
Als Urbild des modernen Menschen wurde die Figur des Odysseus schon immer in der Literatur aufgegriffen. Nicht viel besser ergeht es dem umherirrenden Clown auf der Bühne, ein karges Eck Erde: Odysseus (stark gespielt von Maximilian Pulst) ruft den Antrag auf Aufnahme der Geflüchteten in den Himmel. Gemeint ist natürlich Poseidon, der Meeresgott. Denn der ist bekanntlich wütend auf Odysseus, weil der listige Bursche seinen blöden Sohn Polyphem reingelegt hat. Jetzt lässt er das Meer toben, damit dieser Abenteurer nicht das Land erreicht.
 
„Zeus hat mir das gelobte Land gezeigt, gibt mir aber keinen Zugang dazu“, klagt der Held. Meeresrauschen dröhnt, dem Antragsstellenden wird Erde in die Fresse  geschleudert. Das wirkt ungöttlich, aber ebenso bekanntlich hat ja auch Frontex den dreckigen Job übernommen, diese Umherirrenden von uns abzuhalten. Was von der wohl einflussreichsten abendländischen Dichtung noch als Zerrbild Licht auf unsere Gegenwart wirft, wird an diesem Abend fast gnadenlos der Absurdität preisgegeben.
 
„Odyssee“ als Parodie auf die Gegenwart
 
Mit der Bühnenadaption des bekannten antiken Stoffes setzt Regisseur Daniel Kunze die Zusammenarbeit zwischen der 
Rottstr5 und dem Folkwang-Studiengang Regie fort. Gemeinsam mit young’n’rotten, dem Jugendensemble des off-Theaters, sollen Regie-Studierende die Möglichkeit erhalten, Aufführungen unter professionellen Rahmenbedingungen auf die Bühne zu bringen.
Das Resultat ist mehr als überzeugend. Die Irrfahrt wird auf der Bühne als absurde Lachnummer dekonstruiert: frech, albern, existenziell. Daniel Kunze bringt den Urtext der Moderne als zerfahrenen Slapstick auf die Bühne. Gegenwärtig hat die Odyssee nur noch als Parodie auf die Gegenwart Platz. Das sorgt für Lacher und verdienten Applaus. Und ist doch bitterer als jede Tragödie.
 

0 comments

You must be logged in to post a comment.