Nach dem Eklat von VfL-Bochum-Trainer Gertjan Verbeek, der in einer Pressekonferenz wütend gegen die Zeitung ohne Nebensätze polterte, ruderte der Verein zurück und entschuldigte sich in einer offiziellen Pressemeldung für die Ausdrucksweise des niederländischen Coachs. Dabei sagte der doch nicht Anderes als das, was wir alle denken.

 

„Nichts ist härter als die Wahrheit“, verkündete die Bild-Zeitung mal in einer peinlichen Werbe-Kampagne. Getreu des Mottos des alten Fußball-Philosophen Sepp Herberger wissen wir, dass die Wahrheit nicht nur auf dem Platz liegt, sondern ein Stück weit immer auch in der anschließenden Pressekonferenz. Diese altmodische Wahrheit sprach nun auch der Linienchef des VfL Bochum auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel gegen Arminia Bielefeld aus: „Bild, nee. Warum schreibt ihr immer so eine Scheiße? Ihr seid ja Arschlöcher, das seid ihr.“

 

Endlich hat es einer gesagt! Und der Niederländer polterte noch weiter – gegen einen „Journalisten“ der Bild-Zeitung, nachdem dieser versucht hatte, gegenüber Verbeek zu kontern: „Ja, ey. Du arbeitest doch für Bild, oder nicht? (…) Und du schreibst immer falsch. Jajajajaja. (…) Du bist unglaublich, immer, immer wieder. Immer willst du zwei Parteien haben, die gegenüber einander stehen. Immer. Und ihr lügt auch noch, das ist (…) Bild.“

Dass der Verein sich für Verbeeks Ausraster öffentlich entschuldigte und andere Medien kommentierten, er sei so nicht mehr als Trainer des Aufstiegskandidaten haltbar, erscheint da unnötig. Vorbei ist die Hochphase der Fußball-Ausraster (90er natürlich), als Charaktere wie Trapattoni mit gebrochenem Deutsch zu legendären Wutreden ansetzten („Spiele wie Flasche leer… was erlaube Strunz“) und Platzhirsche wie Oli Kahn oder Lothar Matthäus das Spielgeschehen knapp und pointiert analysierten („ja, scheiße, ne …“).

 

Mittlerweile scheint das gar nicht mehr zu gehen. Profifußballer von heute  sind geschult, wissen was sie zu sagen haben, ein Spielinterview gleicht dem anderen und die Wahrheit bleibt auf der Strecke.  So schrieb auch der VfL Bochum zuletzt eine Stellungnahme. Denn es scheint sich wohl so zu gehören, also bleiben wir politisch korrekt: Die Jungs von der Bild schreiben nur die Wahrheit, das ist keine Lügenpresse und sie sind auch nicht scheiße und schon gar nicht – Arschlöcher!