Bild: In der Depression hat die Einsamkeit Konjunktur: So erlebt die Hauptfigur in Bastian Günthers Film „California City“ die Zeit nach dem Immobilien-Crash. , Ab 20. August im Kino: Das Endzeitdrama „California City“ Foto: Bastian Günther / INDI FILM
Lost in Capitalism: Bastian Günthers Endzeit-Elegie ist eine Dystopie des Immobilienbooms, die den Zusammenbruch des Systems als seelische Post-Apokalypse seines Helden inszeniert.
 
Wie düstere  Zerrbilder spiegeln Endzeitszenarien auf der Leinwand all die Dinge wider, die im System falsch laufen: Ob zuletzt als actionlastiges Klassenkampf-Kaleidoskop im Blockbuster „Snowpiercer“, als allegorische Schilderung der brutalen Abschottungspolitik Europas in Alfonso Cuarons „Children of Men“ oder als parabolische Konsumkritik in den Zombie-Klassikern von George A. Romero.
 
Sehr viel ruhiger entfaltet dagegen „California City“ von Bastian Günthers diese postapokalyptische Stimmung – als Hybrid aus Fiktion, Dokumentation und Essayfilm.
 
„Welcome to California City – Land of the Sun“, steht auf dem Werbeplakat. Doch Willkommen heißen konnte dieser Schriftzug seine EinwohnerInnen nicht. Nach dem Immobilienboom ist die Blase geplatzt, die BesitzerInnen konnten die Kredite für ihre Häuser nicht mehr bezahlen und wurden rausgeworfen. Zurückgeblieben ist eine Geisterstadt inmitten der kargen und trostlosen Wüstenlandschaft, durch die der namenlose Hauptprotagonist streift. Sein Job ist es, die Swimmingpools der zwangsgeräumten Häuser mit Chemikalien von Moskitoplagen zu befreien.
 

Videogrüße aus der Zeit nach dem Kapitalismus

 
„Ich wollte einen Film darüber machen, wie wir uns in einem System verloren haben und wie wir mit den leeren Hüllen und Versprechen einer Idee zurückgelassen wurden. Verlust, Leere, Krise und ihre Auswirkungen. Das waren für mich die zentralen Begriffe für den Film“, so Regisseur Bastian Günthers über sein Werk.
 
„California City“ erzählt das Scheitern dieser kapitalistischen „Utopie“ als innere Apokalypse. Nur in schimärischen Fetzen begegnet dem verlassen Helden das Leben, in den Erinnerungen und den Unterhaltungen mit den wenigen Menschen in dieser unwirklichen Welt von „Califonia City“.
 
Günthers inszeniert das mit bedrückender Authentizität, was zuweilen wirkt wie ein Dokument aus der Zeit nach dem Systemzusammenbruch, wo der Kapitalismus nur noch als umrisshaftes Überbleibsel erscheint. Wie ein Gespenst spukt das Leben an diesem leeren Ort . Es ist völlig verschwunden. Nicht nur in den Städten.
 
:Benjamin Trilling

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